Den Spaß sollte man nie zu kurz kommen lassen, schließlich können daraus die interessantesten Dinge entstehen. Falls nicht, hatte man zumindest seine Freude daran. Jedenfalls scheinen The Moonlandingz aus Spaß an der Freude auch für ihr zweites Album „No Rocket Required“ zusammengefunden zu haben.

Was ursprünglich als vorübergehende Bandbesetzung für das Konzeptalbum „Johnny Rocket, Narcissist & Music Machine…I´m Your Biggest Fan“ von The Eccentronic Research Council gedacht war, entwickelte sich dank zweier Bandmitglieder der Fat White Family (Saul Adamczewski und Lias Kaci Saoudi) schnell zum eigenständigen Bandprojekt. Doch behielt sich Lias Kaci Saoudi das Alter Ego des Jonny Rocket bei und so wurden The Moonlandingz zur britischen Space-Electro-Rock-Kombo.

Dass die Band dabei schnell Aufsehen erregte, liegt unter anderem auch an den illustren, hochkarätigen Gastmusikern. So haben u.a. Phil Oakey (Human League) und Yoko Ono, deren Sohn Sean Lennon das erste Album „Interplanetary Class Classics“ produzierte, bereits etwas beigesteuert.

Auf dem jetzt folgenden wahnwitzigen Trip „No Rocket Required“ findet sich nun neben Nadine Shah, Jessica Winter und Punk-Grottenolm Iggy Pop auch „Trainspotting“-Schauspieler Ewen Bremner ein.

Letzterer darf auf dem Opener „Some People’s Music“ in typisch britischer Fuck-off-and-everything-Manier über anderer Leute Musik herziehen, bevor die Band die Raketen zündet.

Das Albumcover gibt die Destination, der zweite Song „The Sign Of A Man“ den Musikstil vor. Getriebener Elektro-Funk-Punk und hintersinnig kritische Texte im Wolf-im-Schafspelz-Outfit.

Die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Band scheint eklektisch erstarrt um Saoudis exzentrischen Gesangs-Egotrip, der gemeinsam mit Nadine Shah in „Roustabout“ ein Duett hinlegt, aus dem derart die Hormone tropfen, dass Quentin Tarantino ein ganzes Filmprojekt um diesen Titel zaubern könnte.

Doch bei all den Hormonen kommt der Spaß nicht zu kurz, so klingt „The Insects Have Been Shat On“, als hätte die Star Wars Cantina Band mit dem ADHS Pflegefall Saoudi eine ausgiebige Tour auf dem Planeten der Käfer gestartet, bevor die Starship Troopers ankamen.

Es spratzelt, es blubbert und irgendwie zerfällt das ganze Konstrukt gegen Ende in einen kakophonischen Ausfall, den der hyperventilierende Gesang gerade noch zu kitten vermag.

Iggy Pop führt zurück in die Realität und verzaubert „It’s Where I’m From“ durch seine bloße tonale Anwesenheit, die – von allerlei Klingeling und Tralala begleitet – zur ironischen Singalong-Ballade der Entfremdung wird, bei der die Punklegende letztendlich sogar wahre Croonerqualitäten offenbart.

Diese lassen den reduzierten, mystischen Elektro-Pop des folgenden „All Out Of Pop“ vollkommen deplatziert wirken. Der trippige, gehauchte Sprechgesang flirrt über effektverzerrte Refrains und einem entrückten Drumbeat, der nach „Houston, wir haben ein Problem“ klingt. Gehört wohl zum Space-Rock-Business.

Das wabernde „Yama Yama“ bringt 80er Jahre Casio-Beats auf Steroiden in die exotische Ethno-Disco auf einen Tanztee im Räucherstäbchensalon. Klingt herausfordernd? Genau.

Besser ballert „Give Me More“, das mit funky Matte, mehrstimmigem weiblichen Backgroundgesang und Saoudis Exzentrik zum nächsten, von Prince inspirierten, Trip in die 80er Jahre wird.

Was fehlt noch ? Eine Ode an den Schweißfuß. „Stink Foot“ bringt nicht nur elektronische Spratzelklänge und einen unwiderstehlichen Drumbeat mit in den Club. Auch Jessica Winter leiht ihre liebliche Stimme diesem groovenden Tanztrack, der es schafft, auch auf drei Minuten Spieldauer schon repetitiv zu wirken, was der Tanzbarkeit jedoch keinen Abbruch tut.

Abbruch hingegen ist das abschließende „The Krack Drought Suite ( Pts 1-3 )“. Der Industrial-Hammer knallt hier erbarmungslos die Tür zu, macht sie wieder auf, bringt Drum and Bass ins Spiel und knallt sie wieder zu, bevor Saoudi durch den Türschlitz Menschlichkeit predigt.

„No Rocket Required“ bietet nicht nur illustre Gastbeiträge, auch musikalisch bietet es ein breites Spektrum von funkiger Tanzbarkeit hin zu kakophonischem Synthesizer-Wahnsinn. Dazwischen besinnt man sich auf die drogenlose Vergangenheit und lässt Iggy Pop darüber sinnieren, dass er eigentlich nur in den Arm genommen werden will.

Dass sich The Moonlandingz nie wirklich für voll nehmen, erleichtert den Hörgenuss ungemein. Sonst wäre „No Rocket Required“ im wahrsten Sinne des Wortes im Arsch.

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