„Alright. OK. Alright. OK…“ Soviel Bestätigung zum Auftakt macht nachdenklich. Würde da nicht der üblich ironische Unterton durchblitzen. Gewohnt unklar, ob der Text Sinn macht, dadaistisch, nihilistisch oder einfach nur mitreißend ist. Auf alle Fälle perfektioniert Sänger Sebastian Murphy den Sog in das vierte Album der Viagra Boys, das mit „viagr aboys“ mehr oder weniger selbstbetitelt ist.
Ob das reicht, die SPAM Filter zu überlisten? Dance Punk, mit wenig Ecken und Kanten. Das Video zum Opener „Man Made Of Meat“ treibt den versteckten rote Faden der Platte auf die Spitze. Wertschätzung und Wahrnehmung kunstschaffender Personen.
Die kommen mit dem kratzigeren und rauheren „The Bog Body“ zurück. Noisiges Chaos und entrücktes Schreien inklusive.
„Uno II“ macht endgültig klar. Die Zeiten der Jazz- und Saxophon-Eskapaden von „Welfare Jazz“ (2021) sind komplett vorbei. Triefend vor Ironie ziehen die Schweden deutlich entschärfte und förmlich eingängige Sounds ein.
Die regelmäßig wiederkehrenden Anleihen an Country-Sounds kommen in „Pyramid Of Health“ wieder zum Vorschein. Genauso eingängig rollend wie das folgende Stück „Dirty Boyz“.
„Medicine For Horses“ wird förmlich melodramatisch. Das Saxophon ist nicht weg, aber leidende Begleitung statt krachiger Mittelpunkt geworden. Dazu trauert Murphy – begleitet von hauchender Frauenstimme – den vermeintlich besseren Zeiten der verlorenen Vergangenheit hinterher.
„Store Policy“ eröffnet die Dimension in düster wummernde tiefe Töne mit gänzlich ungewohnten, sehr hibbeligen, Techno Anleihen. Ausreißer in der bisher eher entspannten Platte.
„Best In Show Pt.IV“ ist mehrfache Reminiszenz der Vergangenheit. Nicht nur die Verbindung zur Hundeshow der ersten Platte, auch eine Wiederbelebung des exzessiven Saxophons und deutlich komplexerer Klangstrukturen. Kreischend, zehrend, ausufernd, unstrukturiert strukturiert.
Nach diesem Aufbäumen beendet „River King“ das Album als mehrheitlich akustische Ballade. Café-Geklimper inklusive. Irritierende Betroffenheit verdrängt leichtgewichtiges Mitwippen.
Irgendwie konsequent, das Album, wenn auch das vierte, nach der Band zu benennen. Die Schweden wirken entspannt und scheinen den Kern ihrer Musik gefunden zu haben. Die Phase der Experimente ist wohl vorbei, das Album reduziert sich konsequent auf den common ground ihres bisherigen Schaffens.