Acht Songs von seltener Tiefe und Eigenständigkeit – das ist es, was Alicia Edelweiss auf ihrem zweiten Album „FURIE“ präsentiert. Die österreichisch-britische Künstlerin erschafft hier einen klanglich erhabenen Raum, in dem jede Komposition wie ein atmosphärischer Kurzfilm seine eigene Geschichte entfaltet.

Der Albumauftakt „Behind The Gates“ führt uns mit rhythmischem Cello und Edelweiss‘ charakteristischem Gesang in ihre Klangwelt ein. Ihr charmanter Akzent verleiht den Stücken sofort eine unverwechselbare Färbung.

Bei „Feminist Girlfriend“ seziert sie mit beißender Ironie die absurden und widersprüchlichen Erwartungen von Männern an Frauen – so geschickt und eindringlich, dass man einer eloquenten Satirikerin zu lauschen meint.

Als ehemalige Straßenmusikerin und multidisziplinäre Künstlerin bringt Alicia Edelweiss eine erfrischende Authentizität mit. Ihr selbstbenannter „Experimental Hysterical Dreamy Violent Art Indie Chamber Folk Pop“ praktiziert einen subtilen Feminismus, der nicht laut proklamiert, sondern mit poetischer Präzision formuliert.

Die thematische Tiefe durchzieht das gesamte Werk. „Walking The Cow“ erzeugt eine wehmütige, bittersüße Stimmung, während „I Once Was Young“ mit schlichtem Piano die Vergänglichkeit besingt.

Die Kompositionen sind keine produzierten Waren, sondern kunstvolle Schöpfungen, die uns in einen Zustand zwischen melancholischer Reflexion und verspielter Entdeckungslust versetzen – eine gern gesehene Seltenheit in unserer schnelllebigen Musikwelt.

„The Fall, The Fly And The Water“ entfaltet sich als atmende Ballade, deren emotionale Tiefe sich unaufhaltsam offenbart, während „The Shiny Ones“ mit seinen spielerischen Blockflöten-Motiven zwischen Kinderlied und melancholischer Reflexion pendelt.

Ihre kindlich anmutenden Melodien schaffen einen faszinierenden Kontrast zu den komplexen emotionalen Landschaften ihrer Texte. Diese scheinbare Einfachheit öffnet beim Hören einen Raum für nostalgische Intimität.

Der Album-Closer „Tecco“ entführt mit korsischen Texten in zutiefst emotionale weltmusikalische Sphären, die an die Leidenschaft des Fado erinnern.

Was „FURIE“ auszeichnet, ist seine klangliche Vielschichtigkeit: Streicher, Akkordeon, Piano und unkonventionelle Elemente verschmelzen zu einem reichen Klangteppich.

Besonders auffällig sind die zahlreichen Glissandi von Stimme und Instrumenten, die wunderbar an Dissonanzen vorbeigleiten und genau dann überraschen, wenn die Songs vermeintlich geradlinig wirken. Diese unerwarteten Wendungen verleihen dem Album eine geheimnisvolle Qualität.

Edelweiss bewegt sich im Territorium des „Quirky Girl“-Pop, ähnlich wie MARINA, Björk oder Kate Bush – doch solche Vergleiche werden ihrem eigenständigen Ansatz kaum gerecht.

„FURIE“ – ein Name, der zwischen Wut, weiblicher Hysterie und Rachegöttin pendelt – ist ein Album für alle, die nach emotional komplexem, authentischem Pop suchen.

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