Mit „Volume 2“ beweist das britische Duo MRCY, bestehend aus Produzent Barney Lister und Sänger Kojo Degraft-Johnson, eindrucksvoll, dass ihre Debütplatte „Volume 1“ nicht nur ein Glücksgriff war.
Statt auf Nummer sicher zu gehen, erweitern die beiden ihren Sound und vertiefen ihre Themen. Liebe, Selbstfindung, Heilung und moderne Männlichkeit stehen im Zentrum eines Albums, das klanglich wie inhaltlich mutiger geworden ist.
Schon der Opener „Angels“ knüpft mit samtigem Falsett, souligen Bläsern und analoger Wärme an das Erstlingswerk an. Doch schnell wird klar: MRCY wollen mehr. Afrobeat, Dub, Spoken Word.
„Volume 2“ ist eine ambitionierte Klangreise, die Retrosoul mit frischer Experimentierfreude verbindet. In Tracks wie „More Than You Are Now“ und „Flicker“ zeigen sie, wie nahtlos sich Nostalgie und Zeitgeist verweben lassen.
Besonders „Flicker“ sticht hervor: Ein vibrierendes Geflecht aus Sprechgesang, zartem Refrain und globalen Rhythmen. MRCY zeigen dabei, dass sie weiterhin ein feines Gespür für Dynamik und Atmosphäre haben.
Ein inhaltlicher wie musikalischer Höhepunkt ist „Man“. Über einem federnden Afrobeat-Groove fragt sich Kojo, was es bedeutet, in einer komplexen Welt ein guter Mann zu sein. Unterstützt von einem jazzigen Flötensolo, das mehr sagt als Worte. Hier treffen politisches Bewusstsein und persönliche Verletzlichkeit auf künstlerische Reife.
Auch die Produktion verdient besondere Erwähnung: Barney Lister gelingt es, analoge Wärme mit modernen Beats und raffinierten Arrangements zu verschmelzen.
Statt Trends zu bedienen, schaffen MRCY einen eigenen Soundkosmos. Kojo bringt seine Soul-Wurzeln aus der Kirche mit, Lister seine Expertise aus der Arbeit mit Acts wie Joy Crookes oder Rina Sawayama. Das Ergebnis ist ein Sound, der wärmt, überrascht und berührt.
„Volume 2“ ist kein leicht verdauliches Soul-Album, und genau das macht es so stark. Mit jeder Minute entfaltet sich mehr Tiefe, mehr Perspektive, mehr Mut.
MRCY stellen unter Beweis, dass Soul nicht nur schön, sondern auch subversiv und heilend sein kann. Ein zweites Kapitel, das sich nicht wiederholt, sondern weiterdenkt.