Das neue Album „Ill At Ease“ der kanadischen Post-Punk-Band Preoccupations macht keine Umwege: Im Opener „Focus“ hämmert das Schlagzeug wie ein nächtlicher Besucher an die Tür – laut, ungefragt und mit der klaren Ansage, dass es jetzt ernst wird.

Was danach folgt, ist eine musikalische Achterbahnfahrt durch apokalyptische Landschaften, auf Schienen aus glitzerndem New-Wave. Die Gitarren sind oft so verträumt, dass man fast das Ende der Welt vergisst, welches Preoccupations textlich immer noch zuverlässig heraufbeschwören.

Die nihilistischen Untertöne und Endzeit-Stimmung der Vorgängeralben sind weiterhin vorhanden, nur verstecken sie sich diesmal hinter einem Vorhang aus Synth-Pads und 80er-Jahre-Gitarrensounds, die an jene Einflüsse erinnern, aus denen auch Paramores „This Is Why“ zu schöpfen schien.

„Bastards“ kriecht düster und dröhnend ins Ohr, während der Titelsong „Ill At Ease“ mit einem verspielten Drumbeat und einer warmen Akkordfolge fast schon fröhlich tut. Der Track endet mit einem anderthalb Minuten langen Outro, in dem glockenähnliche Klänge und ein metallischer Grundton ein- und ausschwingen und eine geheimnisvolle Stimmung erzeugen – so als wolle der Song sagen: hinter dem fröhlichen Klang verbirgt sich noch mehr.

In Songs wie „Retrograde“ wird klar: Die Band liebt es, Spannung aufzubauen – nur, um sie dann bewusst nicht aufzulösen. Das ist nicht immer befriedigend, wirkt aber gewollt. Statt sich anzulehnen, stolpert man hier durch Klanglandschaften, die eher herausfordern als beruhigen.

Zwischendurch wird es mit dem Song „Panic“ etwas funky, dann wieder verzerrt und uneben. „Sken“ ist ein weiterer rasanter Track mit Vocals, die klingen, als wären sie durch ein Megaphon gerufen worden.

Die Produktion schwebt dabei immer wieder zwischen roher, kantiger Klangästhetik und ätherischem Gitarrenschimmer. Die Songs auf „Ill At Ease“ könnten mit ihrem melancholischen Post-Punk-Sound problemlos in einem Sofia-Coppola-Filmsoundtrack eingesetzt werden, wirken aber durch die immer wieder eingesetzten Industrial-Sounds noch eine Spur dunkler.

Kritisch betrachtet, bleiben einige Songs zu sehr im Schwebezustand hängen. Der Gesang wirkt oft zu weit nach hinten gemischt, fast wie eine verschwommene Erinnerung, die Drums klirren zeitweise etwas zu industriell in dem sonst glitzernden Klangkosmos. Wer auf klare Hooks oder hymnische Höhepunkte hofft, wird hier eher enttäuscht.

Aber vielleicht geht es bei Preoccupations gerade darum: Die Welt ist seltsam und verworren – und ihre Musik ist es auch. Nicht alles sitzt, nicht alles glänzt, aber das muss es auch nicht.

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