Ein von Folk-Sounds getragener Singer/Songwriter, der seine Inspiration aus a) Landschaften, b) Reisen und c) Reisen durch Landschaften zieht? Hat jetzt nicht unbedingt die höchste Gütestufe im Innovationsranking. Will Varley trifft mit dieser altbewährten Formel dennoch eine nicht unbeachtliche Fangemeinde mitten ins Herz – und nimmt für das siebte Album „Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me“ berühmte Gäste wie Bastille, Billy Bragg und Eleni Drake mit.
Wer nicht ohnehin einen Funken Liebe für hemdsärmeligen, leicht wehmütigen Folk in sich trägt, wird sich mit dieser Platte keinen Gefallen tun. Über allem schwebt eine leicht beklemmende Atmosphäre rund um die Apokalypse („Home Before The World Ends“, „End Times“, „Whatever’s Left“), musikalisch bleibt Varley seinen eigenen und den Wurzeln des Genres dann auch noch in jeder Sekunde treu.
Vom reduzierten Folk des Intros „Long Way Back To Now“ über das schwungvollere, melodischere „Different Man“, das etwas gen Mumford-And-Sons-Stadion-Folk schielt, bis zum aufgefächerten „Home Before The World Ends“ (featuring Bastille) zeigt das Tricolore am Anfang des Albums, womit man auf „Machines Will Never Learn To Make Mistakes Like Me“ rechnen muss.
Die Musik des Songwriters aus dem Mittleren Westen der USA trägt keine Schnörkel mit sich und schon gar keine Experimente. Die warme Stimmfarbe, die einen tröstenden Unterton geschultert hat, schmilzt über den formschönen Arrangements dahin.
Egal, ob Varley die großen Weiten einstimmt und dabei mit Mundharmonika in Storytelling-Dramaturgie abdriftet („End Times“ featuring Billy Bragg) oder im treibenden „Everything Has A Heartbeat“ featuring Eleni Drake den Fokus auf Melodien setzt – die Entscheidungen, die diese Platte in Songwriting-Hinsicht getroffen hat, sind geschmackvoll und wohltuend, selten aber aufregend oder mit Ohrwurm-Garantie.
Das ist Musik für die Abendstunden bei Liebhaber-Festivals und Radio-Sendungen auf Heimfahrten. Wer sich also kurz vor dem Sommer noch eine dicke Decke voll mit Schwermut und Zuversicht gleichermaßen wünscht, macht mit diesem Album nichts falsch.
Für alle weiteren Stimmungslagen ist die Platte aber auch recht schnell wieder vergessen.