Ohne Hoffnung bleibt nichts mehr übrig – Water From Your Eyes im Interview

Wer auf unkonventionellen Indie-Pop steht, der gerne auch mal mit verzerrten Gitarren und freakigen Interludes um die Ecke kommt, der bekommt vom US-amerikanischen Art-Pop-Duo Water From Your Eyes die komplette Palette geboten. Auf ihrem neuen Album „It’s A Beautiful Place“ skizzieren Rachel Brown und Nate Amos ein flackerndes Gesamtkunstwerk, das sich soundtechnisch nicht einfangen lässt. Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Studiowerks trafen wir uns mit den beiden zum Interview und sprachen über Sound-Kontraste, musikalische Expeditionen und das Licht im Dunkeln.

MusikBlog: Rachel und Nate, wenn ihr ein „Beautiful Place“ beschreiben müsstet, wie sähe der eurer Meinung nach aus?

Nate Amos: Mir käme das Universum in den Sinn, ganz einfach. Das große Ganze.

Rachel Brown: In meinen Augen könnte es jeder Ort sein. Es kommt doch immer darauf an, aus welcher Perspektive man die Dinge betrachtet und welche Emotionen damit verbunden sind. Ein einsamer Berg kann total schön sein. Eine düstere Fabrik aber auch. Es hängt auch damit zusammen, welchen Zweck ein Ort erfüllt. Je bedeutender der Zweck, desto schöner der Ort.

MusikBlog: Ihr spielt viel mit Kontrasten. Da ist beispielsweise dieser glänzende Titel, der von einem musikalischen Interlude untermalt wird, das gerade mal 50 Sekunden lang ist. Wie passt das zusammen?

Nate Amos: Dieses Zwischenspiel war einfach die perfekte Wahl für uns, als es um den Albumtitel ging. Auch hier geht es wieder um die Frage, wie man etwas Schönes definiert. Das ist einfach ein sehr spannender Prozess und auch ein interessanter Ansatz.

MusikBlog: Wann genau wurde dieser bestimmte Prozess losgetreten?

Nate Amos: Das ist schon eine ganze Weile her. Um ehrlich zu sein, sind die meisten Ideen für die neuen Songs bereits vor der Veröffentlichung unseres letzten Albums entstanden. Das Gute war natürlich, dass wir dann aufgrund des vielen schon vorhandenen Rohmaterials ausreichend Zeit hatten, uns über die Feinheiten Gedanken zu machen. Das war ein Luxus, den wir sonst so nicht hatten.

Rachel Brown: Es war ein sehr natürlicher Prozess. Wir konnten uns unsere eigene Deadline setzen, was ziemlich entspannend war.

MusikBlog: Hat das große Zeitfenster letztlich auch Einfluss auf das Klangbild des Ganzen genommen?

Rachel Brown: Das ist schon möglich. Die Produktion war diesmal vergleichbar mit einer spannenden Expedition.

Nate Amos: Ich denke auch, dass es uns diesmal mehr ums Experimentieren als ums konkrete Machen ging. Das bringt es, glaube ich, ganz gut auf den Punkt.

Rachel Brown: Wir waren auch nur die Crew dieser Expedition. Die Expedition selbst hatte das totale Kommando. Wir sind nur gefolgt. (lacht)

MusikBlog: Nate, der größte Teil des Songwritingprozesses fand wieder in deinem Schlafzimmer statt. Ich habe gelesen, dass es diesmal aber trotzdem anders verlief. Was genau war los?

Nate Amos: Ja, diesmal musste ich ein bisschen anders an die Sache rangehen. Bei den letzten beiden Alben gab es keine allzu festen Strukturen, was das Produktionsumfeld betrifft. Es war nie ganz klar, ob und wann wir mit den neuen Songs auf Tour gehen. Aus diesem Grund habe ich beim Schreiben und Produzieren auch immer nur im und für den Moment gearbeitet. Das neue Album erscheint nun bei Matador und wir wissen schon ziemlich lange, dass wir mit dem Album auch auf Tour gehen werden. Das bedeutet, dass ich mir schon während des Produktionsprozesses Gedanken darüber gemacht habe, wie wir die Songs live umsetzen wollen. Das war eine ganz neue Herausforderung für mich.

MusikBlog: Was war euch diesmal inhaltlich wichtig?

Rachel Brown: Im Gegensatz zum letzten Album ist die Sichtweise eine positivere. Es gab in der Vergangenheit den einen oder anderen nihilistischen Ansatz. Aber Nihilismus liefert meiner Meinung nach keine Antworten oder Lösungen, wenn es um die wirklich wichtigen Probleme geht. Wir müssen einfach daran glauben, dass wir die Welt besser machen können. Nur dann kann die Welt auch besser werden. Das ist der Schlüssel. Mir war wichtig, dass die neuen Songs etwas Positives hinterlassen. Es sollte vor allem um Hoffnung gehen. Ohne Hoffnung bleibt nichts mehr übrig.

MusikBlog: Dieser Tage brennt es auf der Welt an allen Ecken und Enden. Was macht dir Hoffnung?

Rachel Brown: Ich denke, dass es momentan schon sehr schwer ist, keine Frage. Aber wer mit offenen Augen durchs Leben geht, der sieht auch Menschen, die sich umarmen, Menschen, die trotz der vielen Widerstände und Entbehrungen glücklich sind. Es sind diese kleinen Lichter da draußen, die Hoffnung machen.

MusikBlog: Ihr zwei macht schon lange gemeinsam Musik. Wie würdet ihr die „Lichter“ innerhalb eurer Beziehung beschrieben?

Nate Amos: Oh, wir sind einfach wie Zwillinge. Wir lieben und wir streiten uns wie Geschwister. Da ist einfach ganz viel Verständnis und Vertrauen vorhanden. Das ist schon sehr besonders. Wir haben es ja auch schon mal auf der romantischen Ebene versucht. Das ging mehr als drei Jahre ziemlich gut. Dann haben wir nach unserer Trennung die nächsten acht Monate noch zusammen gewohnt. Ich glaube, wer das schafft, der hat viel Licht um sich herum. (lacht)

Rachel Brown: Mein Leben wäre wahrscheinlich ein komplett anderes, wenn ich Nate nicht getroffen hätte. Heute bin ich einfach super glücklich und unfassbar dankbar, dass ich jemandem so nah sein kann, obwohl man schon mal eine Trennung gemeinsam durchgemacht hat. Das ist nicht selbstverständlich.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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