Da sollte man sich dann schon auch drauf freuen – Biffy Clyro im Interview

Biffy Clyro nehmen ihre Fans auf ihrem zehnten Album „Futique“ mit auf eine emotionale Zeitreise. Was heute wichtig und wertvoll ist, wurde einst mit viel Liebe und Sorgfalt erschaffen. Auf „Futique“ geht es um Freundschaften, Beziehungen und die Kraft der Liebe – all das wird eingerahmt in ein gewohnt komplexes Soundbild – Hits en masse inklusive. Kurz nach der Veröffentlichung ihres neuen Studioschaffens trafen wir uns mit Simon, James und Ben zum Interview und sprachen über feierliche Rückblicke, Berlin und unvergessliche Momente.

MusikBlog: Euer neues Album „Futique“ steht seit gestern in den Regalen. Taucht ihr gerade ein in die unzähligen Rezensionen und macht euch ein Bild, wie die Musikpresse euch wieder einmal abfeiert?

Simon Neil: Uns interessiert die Meinung der Leute da draußen natürlich. Ich habe jetzt schon einige Rezensionen gelesen. Es waren viele positive dabei, aber auch einige kritische. Ich denke, dass das ganz normal ist. Grundsätzlich freuen wir uns über jeden, der sich mit unserer Musik auseinandersetzt.

MusikBlog: Seid ihr denn zufrieden und restlos glücklich mit dem Endergebnis?

Simon Neil: Es war schon auch viel Arbeit und ein nicht immer so einfacher Weg. Aber wir sind auf jeden Fall sehr happy mit der Platte. Es gibt irgendwie immer Höhen und Tiefen während eines Produktionsprozesses. Wir haben die neuen Songs jetzt schon einige Monate im Kasten. Und wir feiern sie immer noch, das ist immer ein gutes Zeichen. Wir wissen, dass wir die nächsten zwei Jahre mit diesen Songs unterwegs sein werden. Da sollte man sich dann schon auch drauf freuen. (lacht)

MusikBlog: Musikalisch bringt ihr diesmal alles an den Tisch. Es gibt einige sehr vertrackte Passagen, die an die Anfangstage der Band erinnern. Dann wird es zwischenzeitlich richtig episch, wie zu „Opposites„-Zeiten. Es gibt auch einige poppige Momente.

James Johnston: Es ist nicht nur thematisch ein kleiner Rückblick, sondern auch musikalisch. Wir wollten irgendwie alles mit einbeziehen. Wir sind jetzt seit 30 Jahren als Band zusammen unterwegs und haben in dieser Zeit viele Entwicklungen durchgemacht. „Futique“ fast alles zusammen.

Simon Neil: Nach einer so langen Zeit ist es auch mal wichtig, in den Rückspiegel zu schauen und all die Dinge zu würdigen und zu feiern, die uns hierher gebracht haben. Ich meine, wir kennen uns schon so lange. Wir waren sieben Jahre alt, als wir uns das erste Mal trafen, das muss man sich mal vorstellen. Wenn man dann zurückschaut, ist da ganz viel Liebe, Dankbarkeit und Demut präsent. Wir wollten uns als Band, unsere Entwicklung als Menschen und unsere Beziehung miteinander einfach mal feiern.

MusikBlog: Lässt man sich in diesem doch sehr intimen Rahmen auch mal von außen beeinflussen oder inspirieren?

Simon Neil: Ich habe in den letzten Jahren viele verschiedene Sounds ausprobiert. Meine Nebenprojekte Marmaduke Duke, Tippie Toes und Empire State Bastard sind sehr unterschiedlich. Da fließt natürlich ganz automatisch viel mit ein. Dann habe ich viel Musik gehört, von Punkrock und Metal bis zu chilligen Songwriter-Sachen war da alles dabei. Ich habe auch viel Abba gehört, mich also auch mit den einfachen, aber ganz großen Melodien und Harmonien beschäftigt.

MusikBlog: Teile des neuen Albums wurden in den legendären Berliner Hansa-Studios aufgenommen. Ihr wart nicht zum ersten Mal dort, richtig?

Simon Neil: Kurz vor Beginn der Pandemie waren wir schon einmal vor Ort und haben diesen unvergleichlichen Vibe gespürt. Dann waren wir drei Jahre zuhause und uns war klar, dass wir irgendwann noch einmal dorthin müssen. In diesen Räumen wurden so fantastische Alben aufgenommen. David Bowie, U2 und Depeche Mode haben dort gearbeitet und Musikgeschichte geschrieben. So ein Ort inspiriert ungemein. Hinzukommt, dass wir die Stadt Berlin einfach lieben. Wir waren schon sehr oft dort, man kann einfach sein, wie man will. Man fühlt sich irgendwie frei und als Teil einer Gemeinschaft, die offen und sehr neugierig ist. Berlin hat ein tolles Flair. Wir sind wirklich sehr gern in der Stadt.

MusikBlog: Ich habe euch hier in Berlin das erste Mal live gesehen – da wart ihr als Support von Muse in der Waldbühne zu Gast. Was mir schon damals gleich auffiel: ihr habt eine unglaubliche Bühnenpräsenz. War das schon immer so?

Simon Neil: Ich denke, dass wir schon immer ein ganz besonderes Gefühl verspüren, wenn wir eine Bühne betreten. Wir sind auch heute noch sehr nervös, bevor es losgeht. Aber da ist auch ganz viel Vorfreude und Adrenalin. Für uns zählt einfach jede Show. Da sind viele Menschen draußen, die eine Erwartungshaltung haben, diese Leute wollen wir nicht enttäuschen. Wir geben in jeder Show 100 Prozent. Ich kann nicht verstehen, wenn andere Bands einfach nur ihren Stiefel durchziehen. Wir fühlen uns verpflichtet, alles aus uns rauszuholen. Das machen wir für uns und unsere Fans.

MusikBlog: Ist nach so vielen Jahren ein ganz besonderer Live-Moment hängengeblieben?

Ben Johnston: Oh, wir könnten dir bestimmt unzählige Shows aufzählen, die wirklich außergewöhnlich waren. Ich kann, glaube ich, für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass die ersten Reading-Shows schon etwas ganz Besonderes waren. Später wurde es dann völlig verrückt. Man steht dann auf dieser Bühne und vor einem singen 60.000 Leute alle Lieder mit und erzeugen eine Stimmung, die man nicht wirklich beschreiben kann. Für diese Momente machen wir all das.

MusikBlog: Erinnert ihr euch an die Zeit, in der euch bewusst wurde, dass ihr mit der Musik etwas erreichen könnt?

Simon Neil: Wir haben unsere Musik immer ernst genommen. Ich weiß nicht, ich kann mich noch erinnern, als ich den Song „57“ in meiner kleinen Wohnung in Glasgow geschrieben habe. Beim Proben spürte ich dann diese ganz besondere Energie. Das war so ein Knackpunkt für mich.

MusikBlog: Ihr seid jetzt schon seit 30 Jahren als Band auf der ganzen Welt unterwegs. Was ist der Harmonie-Schlüssel?

James Johnston: Wie Simon schon erwähnte, wir kennen uns schon seit Kindheitstagen. Da ist mit den Jahren ein großes Vertrauensverhältnis entstanden. Wir sind nicht nur Freunde – wir sind wie Brüder. Wir haben in den vielen Jahren so viel erlebt. Das schweißt noch einmal zusätzlich zusammen. Jeder von uns ist unheimlich dankbar, dass er die anderen beiden an seiner Seite hat.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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