Fünf Jahre scheinen sich als Zeitraum zwischen den Veröffentlichungen von Purity Ring zu etablieren, jedenfalls dauerte es von „Another Eternity“ bis zum Nachfolger solange, wie von „WOMB“ bis zum jetzigen vierten, selbstbetitelten Album.
Diesmal hat sich das kanadische Duo, game-inspiriert, ein Konzeptalbum einfallen lassen, in dem Corin Roddick und Megan James als Avatare in einer Welt nach unserer Welt unterwegs sind und versuchen, auf einer zerrissenen Oberfläche einen von Menschlichkeit geprägten Neustart hinzulegen.
Ihr Future-Pop spielte schon immer in der Zukunft, die musikalischen Wege, die es nun dort zu erkunden gilt, sind gar nicht so weit weg von ihrem bisherigen Nachlass entfernt, Synthesizer und Computer schöpfen wieder aus den Vollen, entwickeln aus flächiger Euphorie und kleinteiliger Fragmentierung eigene Klangräume.
Der Opener „Relict“ geistert durch ein elektronisches Labyrinth, sich überlagernde Stimmen suchen Halt, findet sich beides im melodischen Momentum von „Many Lives“, tastet sich „Part ii“ durch einen synthetischen Zauberwald, in dem Megan James‘ Stimme mehr oder weniger verfremdet so mysteriös hinausschallt, wie sie hineinruft.
Wo Gesang und Atmosphäre früherer Aufnahmen selten distanzierte Kühle ablegten, klingen die Tracks dato – anlassbedingt – an vielen Stellen warm und verletzlich, dokumentieren per „Place Of My Own“, dass sich Bewohner*innen der Purity-Ring-Wunschwelt nach tanzbaren Beats genauso sehnen wie nach den romantischen Augenblicken im flackernden „Red The Sunrise“.
Die entschleunigte Drum-and-Bass-Grundierung von „Memory Ruins“ nährt die Kraft der Erinnerung, bläst der „Mistral“ dazu ganz still – wissend, dass auch „The Long Night“ irgendwann ein Ende haben wird, und sei es auf dem auf dem Dancefloor, wo niemand „Between You And The Shadows“ steht.
Mit ganz viel Pop und Gitarrengeklapper erlebt die Platte via „Imanocean“ ihren hittigsten, mit „Mj Odyssey“ ihren organischsten Moment, wo ein intimes Klavier-Instrumental den Stecker von allem zieht, mit dem das kanadische Duo bisher in Erinnerung geblieben ist.
Purity Ring verpassen ihrer Musik technisch und inhaltlich ein Upgrade und klingen doch weitestgehend wie gewohnt, ein corporate design, das man auch erst einmal hinbekommen muss.