Wenn Musik auf die Bühne getragen wird, entsteht eine ganz besondere Energie. Gemeinsam mit dem Publikum entfacht man etwas ganz Besonderes. Das neue Suede-Album „Antidepressants“ entsprang genau dieser Quelle, dieser unbeschreiblichen Symbiose aus Kunst und Emotionen.
Eigentlich wollten die Britpop-Legenden etwas Konzeptionelles in die Wege leiten. Aber das viele Touren zum letzten Album („Autofiction“) hat zu einem Umdenken geführt.
Die während der vielen Konzerte entstandene Energie sollte direkt ins Studio fließen. Und so präsentiert sich das neue Schaffen dann auch: dynamisch, kraftvoll und mit vielen hymnischen Momenten gespickt.
Die Single „Translate“ dient als Paradebeispiel. Mit viel Hall, einer markanten Basslinie und einem Brett Anderson in Topform beeindrucken Suede vor allem jene, die die Britpop-Pioniere nach eher mauen Jahren nicht mehr so richtig auf dem Zettel hatten.
Die alten Männer sind immer noch hungrig. Und sie müssen sich vor der neuen Britpop-Generation keineswegs verstecken. Man wippt gerne mit den Füßen mit, wenn die Band an alte U2-Glanzzeiten erinnert („Disintegrate“) oder mit dem beschwingten Rocker „Dancing With The Europeans“ das Energielevel weiter nach oben treibt.
Ein bisschen Motown, ein bisschen Post-Punk, ganz viel Pop und noch mehr Attitüde füllen den Raum wie vor 30 Jahren. „Sweet Kid“ klingt, als wäre „Trash“ erst vor zwei Jahren erschienen.
Drei Stockwerke tiefer treffen Sude mit dem balladesken „Somewhere Between An Atom And A Star“ emotional voll ins Schwarze. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Song ohne Sogwirkung („Trance State„, „Criminal Ways“). Aber da jammert man auf höchstem Niveau.
Spätestens, wenn sich das dynamische Finale namens „Life Is Endless, Life Is A Moment“ komplett entwickelt und völlig zu Recht die Song-of-the-Album-Trophäe abräumt, sind etwaige Filler-Erinnerungen komplett wieder verflogen.