Was nimmt sich eine Band vor, nachdem sie den Gipfel der deutschsprachigen Popkultur bereits erklommen hat? Ob der „Tatort“ diesen Titel wirklich verdient hat, lässt sich sicherlich streiten, aber dass die Post-Punk-Grantler Kreisky einst einen Soundtrack dazu beisteuern durften, scheint sie auch auf ihrem nunmehr siebten Album „Adieu Unsterblichkeit“ zu beschäftigen.

„Was ist das für eine Welt“ heißt der Film, und der gleichnamige, acht Minuten lange Titelsong schließt das neue Album ab. Und auch thematisch hätte der Closer kaum passender gewählt sein können. Denn schlecht gelaunt waren die vier Österreicher zwar schon immer, aber dieses Album markiert den persönlichen Tiefpunkt der Gefühle:

Die Denkleistung wird mit zunehmendem Alter immer schwächer, die Welt immer unverständlicher, immer hasserfüllter – „Eine Welt so blöd / es ist zum Schreien“. Diesen komplizierten Gefühlen darf und muss auf irgendeine Art Luft verschafft werden, und die Mittel der Wahl dürfen und sollten ebenso komplex sein.

In der textlichen Umsetzung bewegen sich Kreisky auf (von ihnen) gewohntem Terrain: Einem Labyrinth zwischen Iggy Pop, Helge Schneider und Gewalt.

Auf ihrer eigenen Nonsens-Skala pendeln die neun Songs zwischen scheinbar zusammenhanglosem Geschwafel und scharf gefeilten Zeilen. Sollten sie damit jemanden verletzen, wird es vermutlich ein Glückstreffer sein, denn Frontmann Franz Adrian Wenzl wirft sie mit verbundenen Augen um sich. Das ist Wahnsinn mit Methode, auch wenn nur die Künstler selbst wissen, worin genau sie besteht.

Mit seinen frei assoziativen Texten, harten Riffs und düsteren Melodien würde „Adieu Unsterblichkeit“ auch gut für Hörer*innen funktionieren, die sonst mit dem Post-Punk-Genre fremdeln.

Atmosphäre schafft in diesem Fall Zugänge, auch wenn Zugänglichkeit sonst eher klein geschrieben wird. Wer sich davon angezogen fühlt, kann die Ecken und Kanten von ganz Nahem betrachten.

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