„Everybody else is doing it, so why can’t we?“ wunderten sich Dolores O`Riordan und ihre Cranberries 1993 und dies scheint dato eine gängige Fragestellung unter vielen Protagonist*innen, die ihre große Zeit in den Neunzigern hatten und mehr oder weniger erfolgreich versuchen, mit neuen Platten an alte Erfolge anzuknüpfen.
Mit am Start die lange Riege der Britpop-Helden, noch vor diesem Genre-Branding waren The Charlatans im Geschäft. Eine freiheits-beseelte Rave-o-lution war nach dem Ende des Ost-West-Konflikts 1992 im Gange, „don’t be afraid of your freedom“ („I’m Free“ – The Soup Dragons) und „All Together Now“ (The Farm) die Parolen, zu denen kollektiv mit den Armen für den Frieden gerudert wurde – Visionen, die sich so schnell überlebten, wie ihr Soundtrack.
The Farm oder die Soup Dragons prägten unter anderem die Madchester-Bewegung und auch die Charlatans aus den West Midlands gehörten zum harten Kern, platzierten mit „The Only One I Know“ einen Referenz-Hit, etablierten sich in der Folge langfristig und veröffentlichten so regelmäßig wie erfolgreich 13 Alben, was mit ausnahmslosen UK Album Top 40 Platzierungen sowie 22 Top-40 Singles und Edelmetall-Status der meisten ihrer Longplayer auf der Insel dokumentiert ist.
Die 14. Studioausgabe soll acht Jahre nach „Different Days“ eine neue Ära einleiten, wobei auf Bordmittel aus griffigen Riffs, wirbelnden Drums und kreiselnden Loops zurückgegriffen wird.
Aufgemöbelt von Stephen Street, der schon Blur und The Smiths produzierte, bleibt man einem unverkennbaren Sound verpflichtet, ebenso den Themen. Denn es war die Liebe, die die Band über die Jahrzehnte zusammen hielt, so der – auch auf Solo-Pfaden erfolgreiche – Frontmann Tim Burgess.
Psychedelisch angehaucht öffnet „Kingdom Of Ours“ direkt die Indie-Wohnzimmertür, „Many A Day A Heartache“ lässt die Synthies an den richtigen Stellen glitzern, feiert „For The Girls“ semi-akustisch ebendiese, tänzelt „Appetite“ feinperlig durch ein psychedelisch angehauchtes Arrangement, lässt „Salt Water“ stimmig das Meer rauschen und gibt „Deeper And Deeper“ den hypnotischen Dancefloor-Filler, der sich in besten „Some Friendly“-Tagen wohlgefühlt hätte.
Wenn schließlich „Now Everything“ durch den Hammond-Nebel verschwindet, haben The Charlatans den Fans ein weiteres grundsolides Indie-Album ins Regal gestellt.
