„Come on, feel The Lemonheads“ lautete eine Aufforderung anfangs der Neunziger – eine, der man gern nachkam, lieferten die zugehörigen alternative-rockenden Amerikaner doch ein Tondokument für eine Zeit, als Musik noch richtig laut war.

Zu den Slackerhymnen „It’s A Shame About Ray“ und „Into My Arms“ schüttelten Mädchen und Jungs gemeinsam das lange Haar und feierten das „Mrs. Robinson“ Cover einer Band, die im Prinzip aus Evan Dando bestand, dem Poster-Boy, der vom People Magazine unter den 50 hübschesten Menschen der Welt gelistet wurde.

Alles lange her, die beiden Alben mit ihren Großtaten gibt’s längst in restaurierten Fassungen zu ihren 30-jährigen Jubiläen, der Protagonist trägt inzwischen Bart und sieht aus, als ob der exzessive Umgang mit Rauschmitteln aller Art äußerlich bestenfalls altersentsprechende Spuren hinterlassen hat.

2006 erschien mit „The Lemonheads“ das letzte Studioalbum, nach Evan Dandos Coverplatten hatten wohl wenige auf dem Zettel, dass es in diesem Format nochmal einen Longplayer geben würde. Umso erfreulicher, dass sich mit „Deep End“ und der Riff-Breitseite „In The Margin“ neues Material ankündigte.

Wenngleich die verwendeten Zutaten alle schon einmal vorkamen, liefern die 11 Tracks auf „Love Chant“ vom startenden „58 Second Song“ weg Indie-Gitarrensound aus der Lehrküche, spielen der Wahlbrasilianer, der vom Dach seines New Yorker Appartements am 11. September 2001 die Flugzeuge in die Twin Towers krachen sah, und sein aktuelles Kollegium einen routinierten Mix aus Rock, Pop und psychedelischen Beigaben.

Für Abwechslung sorgt ein All-Star-Team langjähriger Weggefährten. Der Wiedererkennungswert von Juliana Hatfields Stimme beeindruckt nach wie vor, Kumpel J. Mascis gniedelt was das Zeug hält, Adam Green, der Peter Pan der Szene, war als Co-Autor an „Wild Thing“ beteiligt.

Die Nummer rattert partiell über Country Roads, gängige Hooks treiben den melodisch-ironischen „Cell Phone Blues“ voran, „Togetherness Is All I’m After“ spielt die Melancholie-Karte, die hymnische Dramaturgie von „Marauders“ eint Fuzz-Gitarre und Bläser, „The Key Of Victory“ versteckt sich tief im Resonanzboden.

Mit „Love Chant“ werden sich für The Lemonheads neue Hörer*innen vermutlich nicht erschließen, bei Bestand-Fans dürfte Evan Dando jedoch für Euphorie sorgen.

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