Nicht aus der HighSchool, sondern aus Melbourne kommt das Goth-Postpunk-Trio, das sich mittlerweile London als Schaffensort ausgesucht hat. Die Geschwister Trobbiani und Luke Scott, live unterstützt von Lucy Lamb, haben sich die britische Hauptstadt ausgesucht um, nach den ersten erfolgreichen EPs und Tourneen, das überfällige Debütalbum einzuspielen.
HighSchool sind, so wie viele andere Bands, ein Resultat der Corona-Maßnahmen. Das lässt sich nicht nur im düster angehauchten Lo-Fi-Sound verorten, auch das ziellose Slackertum scheint den Australiern irgendwie nicht mehr abhanden gekommen zu sein.
Das am Debütalbum unter anderem Ben Hillier beteiligt war, der auch schon Depeche Mode produzierte, hört man an der dichten klanglichen Atmosphäre, die das gesamte Album mal mehr mal weniger nervös umhüllt.
Der Opener „Dipped“ nutzt harmonische Akkorde und schrammelnde Gitarren, um noch eine Prise Indie unter den mechanisch wirkenden Sound zu mischen.
Ähnlich huldigt „Sony Ericsson“ zwar nicht vergangenen Handyzeiten, weiß sich aber trotzdem mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Leblos Drumbeats pluckernd wacht die Band erst spät aus dem effektverhangenen Klangwulst auf, um tragende Saitenspielereien zu präsentieren, die auch dem artigen Sprechgesang noch etwas Leben einhauchen.
„149“ hängt an luftigen Akkorden und einem knackigen Bass. Wenn der Drumbeat einsetzt, gibt’s für die Extremitäten auch kein Halten mehr. Uptempo-New-Wave-Gitarren nagen eingängig am vernebelten Gesangseinsatz, der die Angebetete beschwört.
Dem New-Wave-Konzept bleibt auch „Chaplins“ treu, lässt sich allerdings wieder auf diese demotiviert wirkenden, hingenölten Sprechgesang ein, der dem Klangerlebnis nicht wirklich zugute kommt.
So lullt auch „American Aunty“ – trotz Akustikgitarrenset und Sprechsamples – eher ein, als dass es Aufmerksamkeit erzeugen würde.
Um es vorweg zu nehmen, die klanglichen Facetten werden vielseitiger, der Grundtenor bleibt aber auch beim krächzigen „Peter’s Room“ und den weiteren Tracks derselbe. Die Märchenonkel-Tonlage des Gesangs erschwert die Bedingungen für die Elektronica-Klänge die diesen Titel umschwurbeln.
Selbst dem „One Lucky Man“ möchte man mitleidfühlend auf die Schulter klopfen, wenn sich rumpelnde Punk-Rhythmik mit dem im Keller eingesperrten Mikrofongenuschel vereint, um sich an den frühen The Strokes zu versuchen.
Endgültig dem Slackertum anheim fällt „Making Out At The Skatepark“, das rauchschwadenartige Endlosakkorde aneinanderreiht, um dem süßen Nichtstun zu huldigen.
Ein Lichtblick mag „Trope“ sein, das aus seinem Lo-Fi-Ansatz ein minimalisiertes Klangspektrum zaubert. Schwingende Akkorde mäandern um Schlagzeug-Tempowechsel und einem konstanten Nostalgiegefühl, das an – im Zusammenhang mit der Band oft als Vergleich herangezogenen – The Cure erinnert.
„Rhinoplasty“ zehrt davon, zerpflückt sich aber mit einem Klangwall aus orgelnden Synthies und flirrender Elektronik selbst.
So zieht sich „Best And Fairest“ wieder in die kuschlig vertraute Welt von atmosphärisch schwebenden Gitarren und im Nichtstun schwelgender Rhythmik zurück, die vom abschließenden „Colt“ mit 80er Synthiepop ad absurdum geführt wird: Irgendwas Ähnliches wie Depeche Mode firlefanzt über die stroboskopgeblendeten Tanzböden und wischt mit Halleffekt im Gesang denselbigen auch auf.
HighSchool vermischen 80er Jahre New Wave und Postpunk zu einem klanglich interessanten Ansatz, dessen mäandernder Sprechgesang aber schnell ein Aufmerksamkeitsdefizit herstellt.
So ist das Debütalbum für Genreliebhaber ein Reinhören wert, alle anderen sollten sich zumindest eine Brise Stimmungsaufheller gönnen, bevor sie das nebulöse Werk zur Gänze hören.
