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BADBADNOTGOOD – Talk Memory

Die kanadischen Jazz-Exploratoren Badbadnotgood verfolgen weiterhin den Kurs der grenzüberschreitenden, instrumentalen Extravaganz – auch ohne ihren 2019 ausgestiegenen Pianisten und Bandmitgründer Matthew A. Tavares.

Was sich Hip-Hopper nicht selten zusammensampeln, sei es wohlüberlegt oder aus der Not heraus, entsteht bei der Band aus Toronto neu. Ihr eleganter Mix aus Jazz, Soul und Hip-Hop, meist unter melodischer Federführung von Saxophonist Leland Whitty ist federleicht, herrlich farbenfroh und schlussendlich vertrackter als es einem fehlenden Rapper zum Flow taugen würde. Oder anders formuliert: Badbadnotgood bauen die spannendsten Betten für Hip-Hopper, die mit Hip-Hoppern gar nicht funktionieren würden.

Ursprünglich hieß die Mission des Trios noch: “Wir verwandeln eure Hip-Hop Stücke in formidable Instrumentals.” Besonders beliebt bei den Kanadiern war dabei der Backkatalog von Kanye West. Aber selbst Songs von My Bloody Valentine oder James Blake waren auf ihrem zweiten Album vertreten und gewannen einen neue Perspektive.

Der Weg ist bezeichnend: Beginnend mit Coverversionen alter Odd Future-Tracks, darauffolgenden Kollaborationen mit Künstlern wie Kendrick Lamar und Tyler The Creator sowie Liveauftritten mit Frank Ocean, haben Badbadnotgood heute ihren komplett eigenständigen Kosmos geschaffen.

Bassist Chester Hansen, Saxophonist Whitty und Schlagzeuger Alexander Sowinski stehen für eine Renaissance zeitgenössischer Instrumentalmusik, die deutlich facetten- und abwechslungsreicher ausfällt als der noch immer populärste und doch völlig auserzählte instrumentale Genre-Nachbar Post-Rock.

Das liegt mitunter am breiten Fächer der Einflüsse, die von The Roots und Mos Def bis John Coltrane und Bill Evans reichen. Nicht nur in „Open Channels“ klingen Badbadnotgood einmal mehr so, als hätten sie ihre Jazz-Idole aus einem David-Lynch-Film herausgebrochen.

Sie bleiben vor allem aber einer der edelsten Dosenöffner in eine Welt beyond the words. Denn Hip-Hop ist eben viel mehr als ein dicker Beat und ein paar Punchlines. Hip-Hop ist dann am besten, wenn er als musikalische Zeitreise durch Black Music changiert.

„Talk Memory“ schafft genau das. Nach dieser Platte möchte man direkt Boris Gardines „Every Nigger Is A Star“ weiterhören, Kendrick für das Sample danken und mit John Coltranes “My Favourite Things” in die richtige Sonntagsstimmung smoothen.

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