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King Krule – Space Heavy

Der Weltraum als Konzept ist schwer zu greifen, klar. Das, was man mit dem All als Ort der Schwerelosigkeit und der großen Weiten konnotiert, hat mit ‘Heavy’ nur wenig Berührungspunkte. King Krule tänzelt mit seinem dritten Album “Space Heavy” ebenfalls verlässlich auf der Geraden zwischen schwer verdaulich und schwerelosen Vibes.

Wie sich Archy Marshall mit drei Alben (eins noch unter seinem bürgerlichen Namen) so schnell als etwas kruder, aber doch klarer Everybody’s Darling der Indie-Welt positionieren konnte, löst “Space Heavy” schnell auf: Etwas mysteriös klingt dieses Album, nie vorhersehbar, nie belanglos. Aber gerade in puncto Atmosphäre vollkommen am Puls der Zeit.

So erinnern Stücke wie das cineastische, aber auch kaum greifbare “Tortoise Of Independency” häufig an die jüngsten Veröffentlichungen der Fontaines D.C., die maximal überstimulierenden und maximal unvorhersehbaren Saxophon-Einlagen anderer Songs an Black Country, New Road. Puls der Zeit eben.

Marshall schafft es, in diesem doch oft sehr düsteren Sound – den unbeschwerten Folker “Seaforth” mal ausgenommen – auch immer, Melodien zu platzieren. Die sind mal kantig und struppig wie im Punk-Ausflug “Pink Shell” oder dem Klimax von “Empty Stomach Space Cadet”, aber eben doch immer Basis für alle Sound-Segmente.

Häufig wirkt “Space Heavy” wie eine Jam Session vieler Musiker*innen, eine Improvisation mit Konzept, wie eine Klangreise mit verträumten Blicken und Wut im Bauch. Gerade der Mut zu Leerstellen und sphärischen Weiten wie in “When Vanishing” oder “Wednesday Forecast” sorgt für eine gänzlich ungewöhnliche Ausstrahlung.

Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, ist dieser gesamte Kosmos aber auch stets komprimiert auf den kleinsten Raum. Die längsten Songs tanzen um die 3,5-Minuten-Marke, viele bleiben bei knapp 120 Sekunden. Das reicht fürs Ideenreichtum aus, macht das Ganze aber auch leichter verdaulich.

Dennoch – man muss es schon wollen, diese sengenden Streicher und Bläser, die Songs wie “Hamburgerphobia” zum Bauchschmerz-Grundton verhelfen. Man muss wollen, dass die Stücke Refrains eher schulterzuckend wahrnehmen, denn als Selbstverständlichkeit im Songwriting-Kosmos ansehen. Und man muss wollen, dass die Sonne auch bei 15 Songs nicht wirklich Teil dieses Weltraums ist und stattdessen Schwermut gewinnt.

Wenn das alles in Ordnung geht, darf die nächste Reise mit King Krule jetzt losgehen.

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