Corona, Rona, Carola… Natürlich hat dieses kleine “China-Virus” (Donald Trump, zukünftiger Ex-President) dieses Jahr geprägt wie nichts anderes. War man angesichts der ersten Fälle Ende Januar in Starnberg bei München noch relativ entspannt, änderte sich das schlagartig Mitte März.
Und so war das Konzert von Torres am 9. März im Hamburger Uebel & Gefährlich, von dem unser Stephan Martin berichtete, das letzte, bevor der Live-Strom versiegte wie der Klondike River in Kanada zu Beginn des Winters. Torres selbst musste ihre Tour abbrechen und bat die Fans um Spenden, um sich den Rückflug finanzieren zu können.
Alle Konzerte wurden zunächst auf September verschoben (bei überoptimistischen Veranstaltern sogar nur auf Mai/Juni), dann auf März 2021 und schließlich auf Herbst 2021. Auf den anfänglichen Schock folgten Spendenaufrufe, Geister-Shows ohne Publikum, Live-Stream-Events und schließlich “pandemie-gerechte” Konzerte mit Stehtischen, Maskenpflicht und deutlich reduzierter Zuschauerzahl.
Im September fand dann auch das Reeperbahn Festival unter diesen Umständen statt. Mit rund 100 Acts statt sonst über 400. In 20 Locations statt den üblichen knapp 100. Mit ca. 8.000 Besucher*innen statt über 50.000 wie noch im Vorjahr. Und auch MusikBlog war nur zu zweit statt wie sonst zu viert vor Ort.
Immerhin hat das Festival jedoch reibungslos geklappt, allerdings unter gehörigen Anstrengungen wie uns der Veranstalter mitteilte. Immerhin haben 150.000 Leute das RBF per Live-Stream verfolgt.
Live-Streaming scheint somit eine zumindest technisch valide Alternative geworden zu sein. Im KPop-Bereich schon länger üblich, mit Ticketpreisen wie für Vor-Ort-Shows, versuchten viele Künstler damit, die Live-Zwangspausen zu überbrücken.
Allerdings gelang es nur wenigen, dafür auch Geld zu verlangen. Nick Cave veröffentlichte seine “Idiot-Prayer”-Show im Alexandra Palace in London sogar als (Live-)Album und als Film.
Die für viele Künstler*innen ungewohnte Home-Studio-Umgebung führte – nach zahlreichen Release-Verschiebungen – letztlich auch zu ungeahnten Kreativhochphasen. So veröffentlichte Taylor Swift mit “folklore” nicht nur das bis dato beste ihrer Karriere, sondern legte kurze Zeit später auch mit “Evermore” ein zweites nach, beide übrigens produziert von The Nationals Aaron Dessner.
Auch Nick Cave hatte noch Zeit für ein zweites Album gemeinsam mit Nicholas Lens. Und K.I.Z kündigten ihr neues Album für 2021 nicht mit einer Single, sondern gleich einem ganzen Album an, einem Vorab-Album sozusagen.
Das Thema der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen war auch Thema des neuen AnnenMayKantereit-Albums “12“. Auch Charli XCX thematisierte als eine der ersten den ersten Lockdown auf ihrem “How I’m Feeling Now” während Laura Marling der Geduldsfaden riss und sie kurzerhand das Release ihres Albums “Song For Our Daughter” von August auf Anfang April vorzog.
Den besten Soundtrack für die melancholische, unsichere Zeit im Februar und März lieferten jedoch wahrscheinlich Lanterns On The Lake mit dem herausragenden Album “Spook The Herd” und Big Fox mit ihrem “See How The Light Falls“.
Hier unsere Redaktionscharts 2020:
- Jehnny Beth – To Love Is To Live
- Phoebe Bridgers – Punisher
- Bright Eyes – Down In The Weeds, Where The World Once Was
- Laura Marling – Song For Our Daughter
- Dream Wife – So When You Gonna…
- The 1975 – Notes On A Conditional Form
- Matt Berninger – Serpentine Prison
- Run The Jewels – RTJ4
- Porridge Radio – Every Bad
- Haiku Hands – Haiku Hands
- The Big Moon – Walking Like We Do
- Grimes – Miss Anthropocene
- Friends Of Gas – Kein Wetter
- Gorillaz – Song Machine: Season One: Strange Timez
- Turbostaat – Uthlande
- Fiona Apple – Fetch The Bolt Cutters
- Waxahatchee – Saint Cloud
- LAUV – How I’m Feeling
- beabadoobee – Fake It Flowers
- Circa Waves – Sad Happy
- Glass Animals – Dreamland
- King Krule – Man Alive!
- Miley Cyrus – Plastic Hearts
- Lanterns On The Lake – Spook The Herd
- The Strokes – The New Abnormal