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King Krule – Man Alive!

Da jault er wieder. Den Trübsinn, den kann Archy Marshall alias King Krule blasen wie kein anderer. Mit seinem dritten Album „Man Alive!“ positioniert er sich nun endgültig in der Welt des leicht schrägen Weirdo-Pops.

Vor drei Jahren fragte man sich noch, ob das ein einmaliges Konzeptalbum sei, auf „The Ooz“ so verkopft, manchmal so anti-songhaft, so spröde und radiountauglich daherzupoltern.

Den Fokus eher auf lyrische spontane Impulse zu legen, statt auf ausgefeiltes Songwriting. Kunst in der Situation zu finden, statt einen klassischen Prozess zum Song hin zu suchen.

Nein, „The Ooz“ war die Erwachsenenwerdung des jungen Archy Marshall, dessen Sensations-Debüt „6 Feet Beneath The Moon“ vor sieben Jahren Jazz, Blues und Spoken-Word-Storytelling in ungeahnte Höhen führte – mit 18 Lenzen.

Der Sohn einer zeitgenössischen Künstlerin ist zu wenig Musiker und zu viel eigenständiger Künstler, als dass er einen erfolgreich gefundenen Sound ausreitet, bis ein schickes Haus in South London abbezahlt ist.

„The Ooz“ war sein ich-bin-nicht-euer-next-Wunderkind,-ich-mache-meinen-eigenen-Kram. Nicht zuletzt sein multimedialer Kunstausflug mit seinem Bruder legt hiervon Zeugnis ab.

Mit Mitte Zwanzig ist „Man Alive!“ eine Standortbestimmung, die in eine sehr experimentierfreudige, dem Songhaften eher entsagende Zukunft weist.

Klug-melancholische Lyrics und polternde Beats oder Bässe gibt es zwar fast immer, aber die Rhythmen sind dabei derart verschiedenartig, quer und das Gegenteil von eingängig, dass eben ein relativ avantgardistisches Album dabei herauskommt.

Auch die im Albumvordergrund stehenden Tatsachen, dass Marshall ein junger Vater geworden ist, der die Großstadt zeitweilig verlassen hat, ändern nichts daran:

So schöne, reine, einfache und dabei unendlich starke Blues-Jazz-Songs wie auf seinem Teenager-Debüt wird King Krule sehr wahrscheinlich nie wieder kreieren.

Was dem künstlerisch schönen Trübsinn auf „Man Alive!“ fehlt, ist musikalische Soghaftigkeit. Kaum einen dieser Songs wird man gezielt anmachen wollen, auch wenn sie spröden Charme haben.

Das Debüt hingegen kennt fast ein ganzes Dutzend an tollen Songs, an die man sich erinnert und gerne wieder in die Playlist schmeißt. Das wird mit „Man Alive!“ nicht passieren und ist nun einmal der Preis für die Losung Kunst statt Pop.

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