Burial und Skrillex haben sich über einem Kaffee zusammengesetzt, ihre Differenzen besprochen und somit die gebrochene Welt des Dubstep geheilt. Ist so natürlich nie passiert – aber der britische DJ Jamie Roberts alias Blawan vermittelt mit seinem Debütalbum „SickElixir“ zumindest ein Gefühl dieser Utopie.
Viele Bezeichnungen lassen sich auf Blawans Musik anwenden und an allen lässt sich etwas aussetzen. Die Beats sind zu erratisch für Techno, zu gerade für Drum and Bass, zu überladen für Minimal und doch zu fokussiert, um als wirklich experimentell durchzugehen.
So sehr sich „SickElixir“ der Kategorisierung verweigert, so sehr klingen auf der Platte gerade die besten Aspekte verschiedener Dubstep-Schulen an: Introspektive und Meditation genauso wie laut schepperndes Wub Wub.
Wie sich das vereinbaren lässt? Indem Blawan allen Registern die gleiche Liebe zum Detail entgegenbringt. Die chaotischen Rhythmen, verzerrten Stimmfetzen und wabbeligen Bässe kämpfen eine Dreiviertelstunde lang um die Aufmerksamkeit der Hörer*innen. Jedes Element kann seine Konkurrenten jederzeit übertrumpfen und den Vordergrund einnehmen.
Auf diesem quietschbunten, collagenartigen Schlachtfeld sucht man vergeblich nach roher körperlicher Ekstase, genauso wenig kann man es trocken analytisch greifen. Man kann nur angespannt zusehen, wie es sich im Langsamen Two Step ausbreitet und alles in seinem Weg einreißt.
Dabei fressen sich gerade die schrillen und pulsierenden Synthesizer-Melodien hartnäckig ins Ohr. Text gibt es in den 14 (vergleichsweise kurzen) Tracks nur sporadisch, und er scheint auch nie besonders wichtig zu sein.
„SickElixir“ scheint weder primär für den heimischen Plattenteller noch den Dancefloor geschrieben worden zu sein. Deshalb die empfohlene Hörerfahrung: Während der nächtlichen Autofahrt oder einem Spaziergang durch die Großstadt. Danach erkennt man in Titeln wie „Weirdos United“ und „Rabbit Hole“ Bedeutungen, die beim ersten Hören noch gar nicht da waren.
