Leipzig, Centraltheater an einem Sonntagabend im Oktober. Einige sind fasziniert und einfach nur sprachlos, während die anderen es als schwere Kost titulieren. Aber gerade das macht ihre Art des Experimentierens aus. Gemeint ist das Kunstprojekt Phantom Ghost. Eine Verschmelzung von Thies Mynther, dem Virtuosen am Piano und Dirk von Lowtzow, dem begnadeten Sänger des Hamburger Duos Phantom Ghost.

Der kunstvolle Auftritt begann verspätet, aber ab der ersten Sekunde mit Gänsehautgefühl. Das Intro der zauberhaften Vorstellung bildete das Klaviersolo „Pardon My English I“ und führte gleichermaßen in eine vielseitige Welt ein. Schon zu Beginn hatte man das Gefühl, Teil etwas Besonderem, eines Musicals oder eines Experiments zu sein.

Komplettiert wurde das einführende Stück mit dem schwermütigen Gesang von Dirk mit „Universal Prostitution“. Das Lied wirkt bedrückend und spiegelt sogleich die gesellschaftlichen Zwänge, den monotonen Alltag und die schnelllebige und leistungsorientierte Zeit, in der wir uns befinden, wider. Es zeigt auf, wie schnell man sich von negativen Pendeln leiten lässt und mit Ihnen beginnt zu schwingen!

Bei „Dreams Of Plush“ hatte man bereits zu Beginn das Gefühl, sich auf leichtem Fuße mit dem Sänger gemeinsam auf eine kindlich abenteuerliche Reise in südliche Gefilde zu begeben (Perkussive Effekte „Schlangen“). Mit einem schrittweisen, ins Gruselige abdriftendem Rhythmus- und Tempowechsel („Follow Me“) wurde die Reise ins Ungewisse eingeleitet.

Beide Künstler leben ihre, für den Zuhörer speziell verworrene und scheinbar einzigartige Art des Kunstschaffens, mit der sie den Zuhörer in den Bann ziehen. Es scheint ein Wechselspiel aus düsterem Gesang mit treffenden Betonungen, die teils witzig und teils ironisch wirken. Sofort erhält der Zuschauer ein Bild eines „Verrückten Professors“ Dr. Schadenfreud, der hämisch singend, tanzend, natürlich vom Scheinwerferlicht folgend, eine Pille gegen Traurigkeit, Andersartigkeit und Ausgebranntheit bereit hält.

Neben den absichtlichen Hervorhebungen überzeugen die beiden mit dem verspielten Klavierstück das Publikum. Die Steigerung der Ironie wäre nur noch mit einem lauten Gelächter am Ende des Stückes zu überbieten.

Einmal fühlte man sich zurückversetzt in eine Zeit, die längst verloren schien und doch ein Bestandteil des Hier und Jetzt sein kann. Bei der zeitlichen Einordnung von „Relax It’s Only A Ghost“ und“ To Damascus“ wurde das Publikum mit einbezogen (Bleibt hier die Frage: war das auch Teil des Experiments?).

Danke für einen gelungenen Abend voller Witz, Ernsthaftigkeit, anmutend kindlicher Leichtigkeit, strategisch gut platzierter, gestischer und mimischer Untermalungen sowie zum Nachdenken anregender, ermahnender und anklagender Worte. Danke für einen Rückblick in eine längst verloren geglaubte Zeit. Wir hoffen, dass die letzte Zugabe mit „You Are My Mate“ auch zukünftig bei den beiden Programm bleibt. Ein Auftritt par excellence die Herren.

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