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Metallica – Einstudierte Metalposen in 3D

MetallicaGepanzerte Polizeibeamte schlagen mit Stöcken gegen ihre Schutzschilde. Ihnen gegenüber stehen angespannte Aufständische, die drohend die Faust schütteln. Steine fliegen und prallen an den Schilden der Beamten ab. Dank 3D-Technik scheint es, als landeten die Steine mitten im Zuschauerraum. Dazu sind die monumentalen Drums aus dem Metallica-Song „Cyanide“ von 2008 zu hören. Als der Song losbricht, legen auch die Aufständischen los. Mit lautem Schreien rennen Dutzende von vermummten Gestalten auf die Polizeibeamten zu und durchbrechen die Schildwand. Was folgt, ist eine groß angelegte, brutale Massenschlägerei, unterlegt mit deftigem Metallica-Heavy Metal.

Der Film „Through The Never“ versucht eine fiktive Story rund um ein Metallica-Konzert mit dem Liveauftritt der Band zu kombinieren. Dabei soll der junge Roadie Trip (Dane DeHaan) einen wichtigen Auftrag erfüllen, der zu seinem größten Bedauern zeitgleich zum Konzert stattfindet. Der Titel „Through The Never“ ist dabei eine Referenz an den gleichnamigen Song von 1991 – allein dies ist schon ein Zeichen dafür, dass Metallica im Film ihren kompletten Songkatalog abdecken wollten und nicht etwa den Fokus auf ihre neueren Songs legen.

Die hingebungsvolle Liebe der Fans zu Metallica wird schnell deutlich, als es erstmals in das restlos ausverkaufte Stadion geht. Ohrenbetäubendes Kreischen schallt aus den Boxen, als Metallica die Bühne betreten. Doch das Alter scheint selbst an den Metal-Urgesteinen nicht ohne Spur vorüber gegangen sein. James Hetfield ist mittlerweile an den Schläfen ergraut, und ist das nicht eine Falte im Gesicht von Lars Ulrich?  „Put your fists in the air“, ruft James Hetfield und dann beweisen Metallica, dass sie es noch immer können.

Episch kommt die 360-Grad-Bühne daher, als die Freiluftkamera kopfüber durch das Stadion fliegt. Jedes der Bandmitglieder beansprucht eine Seite für sich. Zentral sitzt Lars Ulrich am Schlagzeug, die linke Seite der Bühne wird vom Leadgitarristen Kirk Hammett beackert, während rechts Robert Trujillo am Bass posiert. Ganz vorne steht Sänger James Hetfield und stimmt die erste Strophe von „Creeping Death“ von 1984 an. Als im Refrain die Textzeile „Die, by my Hand“ ertönt, färbt sich der weiße Untergrund blutrot – nur ein Vorgeschmack auf die zahlreichen Farbenspiele, die der amerikanische Regisseur Nimród E. Antal in den Film einbaute. Der Regisseur verwendete 36 Kameras, die das Stadion aus allen erdenklichen Richtungen einfingen.

Später folgt „Fuel“ aus dem Jahr 1998. Dabei stoßen riesige Feuersäulen von der Bühne in die Luft des Stadions. Parallel dazu fährt Roadie Trip seinen Van durch eine Straße, auf der seitlich ebenfalls Feuersäulen hochstoßen. „Gimme fuel, gimme fire, gimme that which I desire. Can’t fight the need for speed, I’m loose, I’m clean, I’m burning lean and mean, and mean”, lautet der Text, der sowohl auf die Show im Stadion, als auch auf die Randgeschichte rund um den Roadie anwendbar ist.

Plötzlich stoppt Trip das Auto kurz vor der Einfahrt in eine mehrspurige Straßenkreuzung. Totenstill ist es, bis von der Seite ein Auto heranrast und krachend in den Van fährt. Trip überschlägt sich mitsamt dem Auto. Das Glas splittert in Zeitlupe und fällt durch den 3D-Effekt fast bis in den Kinosaal. Dann folgt jedoch schon der nächste Schnitt zurück zum Konzert, wo die Show weitergeht.

Die häufigen Sprünge zwischen oder auch oftmals während der Songs verwirren den Zuschauer und durchbrechen die Illusion der Rahmenstory. Ehrlicherweise muss man aber eingestehen, dass auch die Show an sich genug Spannung bietet. Zum Song „Ride The Lightning“  aus dem Jahr 1984 senkt sich zu den Worten „There’s someone else controlling me, death in the air, strapped in the electric chair , this can’t be happening to me” ein riesengroßer Elektrischer Stuhl von der Decke. Blitze zucken an seinen Seiten entlang und sorgen für eine gespenstische Atmosphäre auf den Zuschauerrängen. Bei der Zeile „I can feel the Pain“ erfolgt der Schnitt zum Roadie in den Trümmern des Vans.

Danach wird das Stadion mitten in einen Krieg versetzt: Schüsse knallen aus allen Ecken, Suchscheinwerfer schwenken durchs Publikum, Bomben pfeifen durch die Luft – ein makabres Fest für die Sinne. Soldaten marschieren auf Videoleinwänden durch die gesamte Arena. Regisseur Nimród E. Antal bemühte sich das Konzert so realistisch wie möglich wiederzugeben, sogar die Handydisplays der Zuschauer sind erkennbar, die darauf das Konzert filmen. Die zahlreichen Positionswechsel der Band werden dabei genauso mitreißend eingefangen, wie die bekannten Posen mit verzerrtem Gesichtsausdruck von Lars Ulrich.

Am Rande der Reise durch den Metallica-Bandkatalog wirkt die traumähnliche Storyline mit dem Roadie Trip allerdings etwas unnötig. Ihr wird selbst im Film nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Als Fazit lässt sich deshalb festhalten, dass „Through The Never“  vor allem für Metallica-Fans ein absolutes Muss ist. Alle Anderen dürften von den Performances auf der Bühne zwar begeistert sein, aber nach rund 45 Minuten werden die immer gleichen Posen etwas langweilig – vor allem weil die im Trailer groß angekündigte Story rund um den Film nur verkürzt vorkommt.

Kurz vor Ende der Show stürzt auf der Bühne eine riesengroße Justitia-Statue in sich zusammen. Metallica können nach 32 Jahren Bandgeschichte immer noch erschüttern, so viel steht fest – und wollen mit dem Film wohl ihren Mythos weiter festigen. Von Aufstand kann hier aber keine Rede sein, eher von wohl platzierten Metalposen. Dass Metallica die drauf haben, kann jeder ab dem 3. Oktober im Kino bestaunen.

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