Irgendwie hört man es dem neuen Album “Harlequin Dream” von der australischen Band Boy&Bear schon an, dass die Songs vor allem im Tourbus auf dem Weg von Konzert zu Konzert quer durch Amerika entstanden sind. Auf dem neusten Werk der Indie-Folkband sind deutliche Country-Einflüsse zu erkennen. Vor allem Track Nummer 7 “End Of The Line” lässt mit dem Klang eines Banjos die unendliche Weite der Steppe aufleben.
Als Laie könnte man meinen, dass es für die Band doch ganz schön stressig gewesen sein muss, auf Tour zu sein und gleichzeitig in der wenigen Freizeit, die man auf so einer Tour hat, noch mal eben schnell die Songs für eine neue Platte zu schreiben. Aber bei Boy&Bear war genau das Gegenteil der Fall: Neue Songs zu entwickeln, war für sie die Möglichkeit, sich zu entspannen und die vielen Eindrücke und Gefühle der Konzerte zu verarbeiten.
Rock’n’Roll und traurige Gestalten
Auf dem zweiten Album “Harlequin Dream” von Boy&Bear gibt’s aber nicht nur Balladen, sondern auch rockige Nummern wie zum Beispiel “Southern Sun”, “Three Headed Women” oder den Titeltrack “Harlequin Dream”. Der Harlekin in dem Song ist allerdings alles andere als ein komischer Spaßmacher, sondern hoffnungslos und schon fast verzweifelt.
Dazu passt auch das bunte Albumcover. Von der einen Seite stürmen wilde Tiere wie Bären, Giraffen oder Dinosaurier auf eine Kirmes, und von der anderen Seite kommen Cowboys, zum Teil auf Pferden ins Bild geritten. Sowohl von den Tieren als auch von den Cowboys geht etwas Bedrohliches aus, das durch den bewölkten und stürmischen Himmel noch verstärkt wird. Auf der bunten und fröhlich wirkenden Kirmes erscheinen die Tiere und Cowboys skurril und deplatziert.
Vom Solo-Projekt zur erfolgreichen Band
Gegründet hat Boy&Bear im Jahr 2009 der Leadsänger und Gitarrist Dave Hosking. Es war eigentlich als Solo-Projekt gedacht, aber der Singer/Songwriter bekam wenig später Unterstützung von Killian Gavin, ebenfalls als Sänger und an der Gitarre. Das Duo erweiterte sich noch um Jake Tarasenko (Bass/Sänger) und Tim Hart (Sänger/Schlagzeuger). Die vier haben vorher alle in eigenen Bands gespielt und sich bei gemeinsamen Konzerten kennengelernt, angefreundet und dann als Band Boy&Bear zusammengeschlossen.
Später stieg dann noch Tim Harts Bruder Jon mit ein und machte das Quintett mit seinem Können am Banjo, Keyboard und der Mandoline komplett. In dieser Besetzung veröffentlichte Boy&Bear 2011 ihr erstes Album unter dem Titel”Moonfire”. In Australien wurde es ein voller Erfolg und belegte gleich mal Platz 2 der australischen Charts.
Mittlerweile ist Boy&Bear auch international bekannt und wird nicht nur von Plattennerds wahrgenommen. Auf der aktuellen Platte “Harlequin Dream” ist Jake Tarasenko übrigens nicht mehr mit dabei. Für ihn haben sich die Jungs den Bassisten Dave Symes mit ins Boot geholt.
Damit die Band auch in Deutschland noch bekannter wird, ist in diesem Jahr nicht nur ihr neues Album “Harlequin Dream” erschienen, sondern Boy&Baer treten auch im März in verschiedenen deutschen Städten auf, unter anderem in Hamburg, Berlin und Köln.