Eigentlich ist der Backstageraum von A Day To Remember voll mit Witze reißenden Bandmitgliedern. Als es jedoch ernst wird, huschen die meisten schnell hinaus – bis nur noch der gut aufgelegte Leadgitarrist Kevin Skaff fürs Interview bereitsteht. Er sprach mit MusikBlog über das neue Album „Common Courtesy“, den Streit mit Victory Records-Labelchef Tony Brummel und die rasante Entwicklung der Band.
MusikBlog: Nach einem langen Gerichtsprozess gegen eure Plattenfirma Victory Records konntet ihr im Herbst endlich auf eigene Kosten „Common Courtesy“ veröffentlichen. Wie fühlt sich das an?
Kevin: Ich fühle mich echt, als wäre mir eine richtig schwere Last von den Schultern gefallen. Es tat so gut, dass wir „Common Courtesy“ endlich selbst herausbringen durften. Natürlich ist es hart, wenn man das Album dann selbst promoten muss und keine Profis dafür hat. Wir haben uns da aber alle Mühe gegeben, das trotzdem einigermaßen hinzukriegen.
MusikBlog: Auf “Common Courtesy” vermischt ihr immer noch unglaublich viele verschiedene Musikstile. Welcher Song repräsentiert für dich am meisten das neue Album?
Kevin: Also für mich wäre das wohl „Sometimes You’re The Hammer, Sometimes You’re The Nail“, weil es einfach von allem ein bisschen was hat. Das Lied ist hart und gleichzeitig melodisch und hat trotzdem immer noch diesen Pop-Touch. Auch sonst ist das einfach ein richtig cooler Song, der schnell ins Gehör geht.
MusikBlog: Daneben habt ihr das wütende Lied „The Document Speaks For Itself“ auf dem Album. Ist der Song nach all den Gerichtsverhandlungen als eine direkte Antwort an Labelchef Tony Brummel von Victory Records zu sehen?
Kevin: Ich vermute das mal, ich habe den Song ja nicht geschrieben….aber was viele nicht wissen, der Part mit „Why can’t you see what three little words have done to me?“ (singt) im Refrain basiert tatsächlich auf den E-Mails, die Tony Brummel uns schrieb. Die drei kleinen Worte stammen von ihm. Er hat am Ende tatsächlich jede E-Mail an uns immer mit den drei Worten „No fucking respect“ beantwortet und ich denke das sagt schon alles.
MusikBlog: Hört sich nicht gerade nach einem sympathischen Menschen an.
Kevin: Nein, das ist er wirklich nicht.
MusikBlog: Im November habt ihr bei der Warped Tour in London eine Secret Acoustic Show gespielt. Auf „Common Courtesy“ habt ihr drei Songs, die auch fast durchweg mit der Akustikgitarre gespielt werden. Wie steht ihr zu euren ruhigeren Songs?
Kevin: Die Show in London war echt der Hammer. Wir hatten davor noch nie ein richtiges Akustikkonzert gespielt und waren deshalb total aufgeregt vor all diesen Menschen zu spielen. Das lief auch alles ziemlich chaotisch ab.
MusikBlog: Ja, ihr habt einen Teil des Timeslots von Yellowcard bekommen oder? Und eigentlich sollte niemand von der Show wissen, aber am Ende war dann doch die ganze Halle voll.
Kevin: Genau und wir mussten vor Yellowcard so schnell wie möglich noch den Soundcheck machen. Irgendjemand hat wohl vorher die Zeit der Secret Show verraten. Aber insgesamt finde ich diese Entwicklung mit den ruhigeren Songs gut. Es ist ja wie bei allem so, wenn man immer nur dasselbe macht wird das irgendwann langweilig. Mit den Akustiksongs wird unser Repertoire noch ein bisschen größer und wir und die Fans haben mehr Abwechslung.
MusikBlog: Ihr tourt häufig durch Europa und habt auch immer sehr viele Konzerte in Deutschland. Was gefällt euch hier besonders?
Kevin: Toll an Deutschland ist, dass es überall so viele Sehenswürdigkeiten gibt. Uns wird bei jeder Tour immer gesagt, dass wir dies und jenes unbedingt anschauen sollen. Wir versuchen auch so viel wie möglich mitzunehmen – aber heute war nichts mehr drin, ich bin erst um halb 2 aufgestanden (lacht).
MusikBlog: Ich habe euch 2009 das erste Mal in einer kleinen Halle in Stuttgart gesehen – und jetzt spielt ihr in einer der größten Hallen Münchens. Wie würdest du eure Entwicklung erklären?
Kevin: Ah, das war die Tour mit We Butter The Bread With Butter oder? Ich kann es oft selbst kaum fassen, wie schnell das alles ging. Aber ich finde es natürlich toll, dass so viele Menschen zu unseren Konzerten kommen wollen.
MusikBlog: Hast du dich durch den Erfolg verändert?
Kevin: (überlegt lange) Also ich würde jetzt gerne sagen, dass ich das nicht habe. Aber es gibt Momente, wo man einfach einsieht, dass das, was um einen herum passiert, Einfluss auf dich selbst hat. Es ist jetzt nicht so, dass wir, wenn wir ein Wasser haben wollen, zu faul sind um aufzustehen und das selbst zu holen. Aber insgesamt merkt man einfach, dass der Erfolg uns verändert hat.
MusikBlog: Hörst du A Day To Remember?
Kevin: Ja, auch wenn sich das komisch anhört, aber ich höre oft A Day To Remember. Wenn wir ein neues Album veröffentlichen, höre ich zwei Monate nichts anderes an. Einfach auch um festzustellen, ob wirklich alles gut zusammengepasst hat auf dem Album und um mich zu überzeugen, dass wir alles richtig gemacht haben.
MusikBlog: Und welches ist dein Lieblingsalbum?
Kevin: Das ist eine schwierige Frage. Aber wenn ich mir das so überlege, würde ich „Homesick“ sagen, denn das war das erste Album an dem ich selbst mit dabei war. Ich bin erst kurz zuvor zur Band gestoßen und das Album wird mir deshalb immer im Gedächtnis bleiben.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.