Im Erfolgsfilm “Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam” mit Hugh Grant versucht ein kleines walisisches Örtchen seinen Dorfhügel als Berg zu verkaufen. Ähnliches lässt sich auch über Bullet For My Valentine aus Wales sagen. Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „The Poison“ im Jahr 2005 zählt die Band aus dem beschaulichen Bridgend zu den bedeutendsten Vertretern des internationalen Metalcore. Ihr Erfolgsrezept liegt in der Verschmelzung der unterschiedlichsten Metal-Spielarten zu einer brachialen und doch melodiösen Einheit. Mit großem Selbstvertrauen ausgestattet, sehen sich die Waliser auf Augenhöhe mit den Heavy Metal-Größen vergangener Jahrzehnte. Rein musikalisch scheint es für sie allerdings seit geraumer Zeit ein weiter Weg, bis aus ihrem Hügel ein Berg wird.
Den für ihre Verhältnisse mäßigen Verkaufserfolgen ihres aktuellen Albums „Temper Temper“ ist es wohl geschuldet, dass Bullet For My Valentine an diesem Montagabend in der Münchner Tonhalle spielen und nicht, wie bei den letzten Touren, im fast zehnmal größeren Zenith. Wie üblich ist das Konzert allerdings restlos ausverkauft. Mit den epischen Klängen von „O Fortuna“ kommen Bullet For My Valentine auf die Bühne – großes Kino. „Scream Aim Fire“ sorgt dann für erste Begeisterungsstürme und lässt die Moshpits hochkochen. Mit „Dirty Little Secrets“ zeigen Bullet For My Valentine, dass sie auf „Temper Temper“ bewusst das Tempo zurückfuhren und so neue Fanschichten anvisierten.
„10 Years of Bullet for My Valentine in five minutes“, sagt Sänger Matthew Tuck an. Was nun folgt ist ein wirres Medley durch die Bandgeschichte. 30 Sekunden von „Hand Of Blood“ gehen direkt über in den Refrain von „Room 409“. Darauf folgt der Refrain von „Hearts Burst Into Fire“, ehe die Waliser „Begging For Mercy“ anspielen. Selbst von der ersten Single “Riot” aus dem aktuellen Album werden nur 30 Sekunden gespielt. Alle Zuhörer hätten wohl anstatt eines abstrusen Medleys mit wirren Übergängen lieber vollständige Songs gehört.
Sänger Matthew steht während des Konzerts häufig auf einem Podest oberhalb des Schlagzeugers Michael Thomas, wo sich ein zweites Mikrofon für ihn befindet. Generell fällt auf, dass sämtliche Bandmitglieder häufig zwischen den Songs von der Bühne verschwinden und die Menge allein lassen, was für ständige Pausen sorgt. Gerade zwischen den schnellen Songs ist diese Erholung allerdings auch höchst willkommen. Musikalisch kommen die Fans dann trotzdem auf ihre Kosten: „All These Things I Hate (Revolve Around Me)“, „Temper Temper“ und „Last Fight“ werden handwerklich einwandfrei vorgetragen und auch der Bühnensound bessert sich nach mäßigem Beginn in Windeseile.
Zwei Zugaben gibt es obendrauf, neben dem gelungenen Motörhead-Cover „Ace Of Spades“ beendet der Fanliebling „Tears Don’t Fall“ das Konzert. Nach insgesamt nur 75 Minuten verlassen Bullet For My Valentine die Bühne und machen damit dem Waliser Ehrgeiz wenig Ehre. Zumindest für Nachschub dürfte bald gesorgt sein. Bullet For My Valentine spielten den unveröffentlichten neuen Song „Raising Hell“ und arbeiten parallel zur Europatour an ihrem fünften Album. Vielleicht gelingt ihnen ja damit ein Meilenstein für ihren Berg.