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Wir haben Angst, dass Frauen uns richtig kennenlernen – The Fray im Interview

The Fray (Credit Sarah Niesius/MusikBlog)Kurz vor ihrem Auftritt im Kölner Underground traf MusikBlog die aus Denver stammende Band The Fray. Isaac Slade, Joe King und Dave Welsh sprachen mit uns über ihr neues Album “Helios”, verrückte Tour-Erlebnisse und ihre Sichtweise auf die Deutschen und hatten dabei sehr viel Spaß.

MusikBlog: Zunächst einmal, wie geht es euch und wie läuft das Promoten für eure neue Platte?

Isaac Slade: Wie sagt man? Wie geht’s? Wie sagt ihr das noch einmal?

Joe King: Wie geht es dir!

Isaac Slade: Ah! Das hast du aber sehr gut gesagt. Also, es ist alles sehr gut. Wir sind ein Mann weniger. Unser Schlagzeuger konnte nicht kommen, da seine Frau für die letzten neuneinhalb Monate schwanger war und die beiden heute Morgen ihr Baby zur Welt brachten. Aber nichtsdestotrotz geht es uns super.

MusikBlog: Das hört sich doch super an! Glückwunsch an die Familie. Ihr habt ein neues Album namens “Helios” veröffentlicht. Wie würdet ihr dieses Album in nur drei Worten beschreiben?

Joe King: Bunt!

Dave Welsh: Digital!

Isaac Slade: Glänzend!

MusikBlog: Ihr habt einmal gesagt, dass eure neue Platte Genre-Grenzen überschreitet. War das gezielt geplant oder wie ist das entstanden?

Joe King: Ja, ich denke, das war in irgendeiner Weise geplant. Wir waren offen für eine Veränderung, vor allem stilistisch von den Songs her. Wir arbeiteten mit dem Produzenten Stuart Price. Er ist einmalig und ist irgendwie so ein Synth-Bewacher-Musiker-Typ. Ich denke, er hat uns dabei geholfen, unseren Sound zu modernisieren und hat uns genug Zeit im Studio gegeben, damit wir erkennen und entdecken in welchen Dingen wir gut sind. Ich bin mir nicht sicher ob wir am Anfang des Albums gesagt haben, dass wir versuchen wollen verschiedene Genres einfließen zu lassen, aber wir wollten unsere Arbeit auf jeden Fall voranbringen. Es ist kein bestimmtes Genre auf dem Album. Es ist mehr alles durcheinander. “Love Don’t Die” hört sich eigen an und dann gibt es den zweiten Teil auf der Platte, der viel Freiraum lässt. Also, der erste Part ist voller Energie, Momentaufnahmen, Stadtleben und der zweite Part hat eher etwas von einer Aufbruchstimmung, einfach mal alles verdrängen.

MusikBlog: Wenn wir gerade schon bei eurer neuen Platte “Helios” sind… Der Track “Hurricane” ist ein Ohrwurm und geht direkt in den Kopf. Was ist die Idee hinter diesem Song und wer oder was hat euch dazu inspiriert?

Isaac Slade: “Hurricane” ist eigentlich über Frauen und darüber, wie viele Männer Angst vor ihnen haben. Ich glaube, das liegt in unserem Wesen. Wir haben Angst davor, dass Frauen uns richtig kennenlernen. Vor allem meine Frau ist diese temperamentvolle, starke, echte Frau, die nicht mit erschrockenen Männern zusammen sein will. Sie will jemanden, der weiß wer er ist. Das ist so die Inspiration oder das Herz des Songs, für mich jedenfalls. Der Song handelt vom Herausfinden meiner Persönlichkeit und vom Zusammensein mit Frauen.

MusikBlog: Ist das so mit all euren Songs auf der neuen Platte? Geht es hauptsächlich um Frauen? Habt ihr ein Oberthema?

Dave Welsh: Also auf diesem Album geht es schon mehr um Frauen als sonst. Es hat mehr Romanze als sonst.

Isaac Slade: Ja, ich würde es nicht als Liebes-Platte oder Schnulzen-Platte bezeichnen, aber es geht um Frauen, um die eine Frau und darum wie man ein echter Mann ist oder wird.

MusikBlog: Gibt es denn besondere Bands oder Künstler, die euch in der Zeit der Aufnahme von “Helios” beeinflusst haben?

Dave Welsh: Ja, ich denke schon. Ich denke aber, es ist ziemlich schwierig und gefährlich Bezug auf verschiedene Musik zu nehmen. Vielleicht wollen wir so klingen wie die eine im Radio oder nicht. Stuart hat uns viel verschiedene und ziemlich komische Musik gezeigt, die wir noch nie zuvor gehört haben. Zum Beispiel alte House-Musik aus den 80ern. Ich kann mich nicht einmal mehr an den Namen erinnern. Es war einfach bizarre britische Musik, die er kennt, weil er DJ ist. Er hat uns einfach immer wieder gesagt: “Wir sollten so etwas in der Art machen!”. Es war einfach sehr erfrischend, Bezüge zu bekommen, die teilweise schon 30 Jahre zurückliegen, um zu sehen, ob man es neu interpretieren kann oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt gab es schon so viel Publiziertes. Ein cooler Groove wurde vielleicht schon hunderttausend Mal gespielt. Also haben wir uns gefragt, was wir tun können, um es anders zu machen.

MusikBlog: Heute spielt ihr eine exklusive, ausverkaufte Deutschland-Show. Welche Aspekte verbindet ihr mit Deutschland und wie ist es für euch, in Deutschland zu spielen?

Isaac Slade: Deutschland war eines der ersten Länder, in denen wir gespielt haben außerhalb von Amerika. Als Erstes wusste ich nicht wirklich, was ich über Deutschland denken sollte. Ich dachte, die Menschen hier wären ein wenig zurückweisend, vielleicht sogar ein wenig kalt. Aber das war nur ganz am Anfang! Dann hab ich angefangen, mit ihnen zu sprechen, ihnen Fragen über das Leben, die Liebe und Beziehungen zu stellen. Ich denke, Deutsche sind die nettesten Europäer. Sie sind verrückt. Und ich hab herausgefunden, dass die Leute hier wirklich über Gefühle und sowas reden wollen, sie öffnen sich nur nicht sofort.

Joe King: Ich finde, dass Deutsche nicht davor zurückschrecken, über ihre Gedanken und Gefühle zu reden. Noch eben eine Stunde vorher traf ich zwei Fans vor dem Club, die uns schon seit unseren Anfängen begleiten. Sie waren die ersten hier und warten schon seit bestimmt 13 Uhr. Ich hab sie gar nicht gefragt, wie sie das neue Album finden, aber eines der Mädchen sagte sofort, dass sie den neuen Sound nicht mag. Die andere wiederum mochte ihn. Das wollten sie mir einfach sagen und das liebe ich. Ich hab sie dann gefragt, was genau sie meint und sie hat mir dann erklärt, welche Alben sie gut findet und warum. Ich hab sie auch gefragt, ob sie denn irgendeinen Song mag, aber sie war eher der Meinung, dass die zweite Hälfte der Platte nur voller Instrumentals ist. Wenn man das mit unseren US-Fans vergleicht… die würden das niemals zu uns sagen. Aber das ist was ich an den Deutschen liebe. Sie sind so ehrlich mit ihrer eigenen Meinung.

Isaac Slade: Richtig. Die US-Fans würden es niemals sagen. Und wenn die Deutschen sagen, dass sie etwas mögen, dann glauben wir das.

Joe King: Aber das Mädchen ist immer noch hier.

Isaac Slade: Ja, sie ist bestimmt für die alten Songs geblieben.

MusikBlog: Ist das Publikum in Deutschland denn anders als zum Beispiel in Amerika?

Dave Welsh: Ich habe das Gefühl, dass Deutschland eine sehr intellektuelle Kultur besitzt. Ich denke, das geht direkt in Kunstformen und verschiedene Szenen, wie zum Beispiel die Underground-Club-Szene, über. Es gibt sehr intellektuelle Musik und Kunst und ich denke, wenn man hier vor einem Publikum spielt, erkennen sie, was du tust und warum du es tust. Wenn es gut ist, sagen sie es dir. Wenn es schlecht ist, dann auch. Das Gegenteil vom Spielen in Deutschland wäre bestimmt das Spielen in Spanien. Die kommen zu dir, geben dir eine riesige Umarmung, weinen, springen auf die Bühne. Es ist alles so fröhlich mit allen Emotionen zu jeder Zeit.

Isaac Slade: Genau. Deutschland hat mehr etwas von “mal sehen was passiert”.

Dave Welsh: Ich respektiere das auf jeden Fall. Diese Fähigkeit, genau zuzuhören und zu sagen “ja, das war gut!” oder “ja, das war schrecklich”.

Isaac Slade: Und wir sagen dann einfach immer “Ja, wissen wir”.

MusikBlog: Wenn man von dieser teils verrückten Menge in Spanien hört, was war der seltsamste Moment in eurem bisherigen Tour-Leben?

Joe King: Da gibt es eine Story. (Zu Isaac:) Sollen wir es ihnen erzählen?

Isaac Slade (zu Joe): Ich glaube, es ist zu komisch für mich, es ihnen zu erzählen.

Joe King: Gut, dann mach ich das. Also, wir haben ein kleines Radio-Konzert gegeben. Es kamen nur Gewinner und Zuhörer. Als wir auf die Bühne kamen, kam da ein Mädchen und legte ein Geschenk vor  Isaac hin. Es sah schon nach einem Hochzeits-Geschenk aus mit weißer Verpackung und weißen Tüchern. Isaac wollte es dann sofort auf der Bühne öffnen aber sie sagte ganz schnell: “Vielleicht solltest du damit noch warten.”. Das ist ja schon ein wenig komisch. Wir haben also unsere Show gespielt, sind von der Bühne gegangen, um mit jedem Fotos zu schießen und das Mädchen stand in der Schlange. Wir haben sie erkannt. Sie hatte einen Lollipop in der Hand und spielte damit anzüglich herum.

Isaac Slade: Wenn man das machen will, kann man es gern tun.

Joe King: Ja, manche mögen es vielleicht. Also, sie kommt dann in unsere Richtung und geht direkt zu Isaac und fragt, ob er sie erkennt. Er verneint dann aber und sie sagt nur “Bullshit!”. Sie wurde richtig sauer und sehr finster, eigentlich schon unheimlich finster. Wir schossen dann unser Foto, es war sehr peinlich für uns alle und sie lächelte auch nicht mehr. Nach dem Fotoshoot gingen wir dann raus zu unserem Bus, sie folgte uns und wir dachten, dass sie etwas ganz Tragisches tut oder tun wird. Unser Manager sagte ihr dann, dass sie nicht in den Bus kann. Wir sitzen dann also im Bus mit dem Geschenk. Wir mussten es natürlich öffnen. Wir öffnen es und das erste was wir sehen ist eine Unterhose mit der Notiz, dass sie diese trug, als sie das erste Mal The Fray hörte. Und dann war da noch ein kleines Päckchen mit einem Ehering versteckt. Also ein richtiger Diamantring mit Gold und allem drum herum. Natürlich auch Lollipops und ein gebrauchter Make-up-Pinsel.

MusikBlog: Das ist wirklich ein sehr komisches Erlebnis!

Dave Welsh: Die Tragik von allem ist ja, dass es alles nur für Isaac bestimmt war. Also für uns ist es eine unglaubliche Erfahrung.

Isaac Slade: Alle Geschichten, die wir bis jetzt erzählt haben, handelten davon, dass jemand uns Kekse gebacken hat oder sowas. Uns jetzt sowas.

MusikBlog: Was habt ihr denn mit dem Ring gemacht?

Joe King: Den trage ich gerade.

Isaac Slade: Quatsch. Den haben wir behalten, falls die Dame sich noch einmal meldet. Also wenn ihr wisst, wer sie ist, ruft an.

MusikBlog: Ihr habt als kleine Band in Denver angefangen. Was würdet ihr, als weltweit erfolgreiche Band, Newcomer-Bands raten?

Joe King: Habt einen guten Namen.

Isaac Slade: Auf jeden Fall. Spielt so viel wie ihr könnt. Die meisten tun das nicht, sie warten einfach darauf, entdeckt zu werden. Man muss viel einstecken, jedes Wochenende spielen.

Dave Welsh: Versuche so viele Stile wie möglich auszuprobieren. Das erste, was du erfolgreich veröffentlichen wirst, wird das sein, mit dem die Leute dich in Verbindung setzten. Sie werden denken, dass du es bist. Wenn es zu 100 Prozent dein ist, dann ist es gut.

Joe King: Und wenn man viel kämpfen muss oder du speziell für einen Song kämpfen musst, das ist ein gutes Zeichen. Das heißt, dass den Leute wichtig ist, was du machst.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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