Seit 15.Februar dieses Jahres führt das Schauspielhaus Dortmund unter der Regie von Claudia Bauer die „Republik der Wölfe“ auf, ein Programm mit modernen Märchenadaptionen.
Aktuell ist das für diese Vorstellung entstandene Musik-Projekt „The Ministry Of Wolves“, bestehend aus Paul Wallfisch, Alexander Hacke und seiner Frau Danielle de Piciotto sowie Mick Harvey, auf Tour, um den eigens dafür komponierten akustischen Rahmen zu präsentieren.
So entspannt wie der milde Frühlingsabend draußen, ist die Stimmung in der Leipziger Spielstätte. Mick Harvey bewacht vor Veranstaltungsbeginn höchstpersönlich den Merchandising-Stand und führt in hervorragendem Deutsch eine Plauderei zum Thema Autogramm-Stunde am Ende der Show.
Aber was ist das denn? Da hat sich nun derartige musikalische Prominenz in das Schauspielhaus der kulturell unterbelichteten Stadt verirrt und der Saal ist nicht einmal zur Hälfte gefüllt?
Dem launigen Conférencier Hacke („Hello, I’m Jonny Cash“), der an diesem Abend für Gitarre, Bass und Banjo zuständig ist, scheint das jedenfalls egal. Harvey bedient derweil Schlagzeug und Akustik-Gitarre, Wallfisch alles, was Tasten hat und de Piciotto Violine, Auto-Harp, Drehleier und sonstige qeräusch-erzeugende Dinge.
Außerdem ist die Künstlerin für die Visuals zuständig, die mit Filmsequenzen und animierten Zeichnungen sehr stimmig zur geheimnisvoll-düsteren Atmosphäre der Musik passen.
Die Multi-Instrumentalisten sind aber nicht auf ein Arbeitsmittel fixiert, das Tauschen der Geräte geschieht beinahe selbstverständlich. Alles, was auf der Bühne passiert, harmoniert perfekt und diesem Treiben zuzuhören, ist schon ein exquisites Vergnügen.
Die Musiker spielen das komplette Set der Theateraufführung, dabei werden die Songs deutlich rauer als die Studioaufnahmen umgesetzt, immer getragen von der Dominanz des jeweilig Singenden, wobei die mengenmäßige Aufteilung der Vocals ausgewogen ist.
So hetzt Hacke als hysterisches „Rumpelstilzchen“ durch das Stück, und Wallfisch begeistert mit der Noise-Variante von „Little Red Riding Hood“. Auch das wunderbar herunterge(dreh-)leierte „Sleeping Beauty“ von de Piciotto ragte heraus.
Warum ausgerechnet Leipzig in den Genuss der Premiere eines Non-Album-Tracks von Harvey kam, bleibt ungeklärt, ein Highlight war der Song allemal.
Nun ist der Vortrag wie das zugrunde liegende Theaterstück in seiner Länge begrenzt, aber lange lässt sich die Band nicht um eine Zugabe bitten, die sich am treffendsten mit „Variationen von Wolf“ beschreiben lässt.
Harvey steuert einen Rotkäppchen-Song aus Sicht des Wolfes bei, Hacke rast als Wolfsman durch eine Ragtime-Country-Nummer und de Piciotto haucht zum Schluss noch Wolfsküsse in das Publikum, um dieses nach 90 Minuten in die Nacht zu entlassen.
Keine fünf Minuten später sitzen die vier Musiker gut gelaunt am Merchandise-Stand und signieren ohne jegliche Allüren ihre Tonträger. Ein Konzertabend, den die beiwohnenden Freunde des guten Geschmacks so schnell nicht vergessen werden.
Eine Antwort
Tolles Konzert, haben die Band in Prag gesehen.