Die Amerikanerin Sharon Van Etten gilt als so eine Art Wunderkind des amerikanischen Folk-Rock. Schon ihr Debüt “Because I Was In Love” aus dem Jahre 2009 wurde von der Musikpresse hochgelobt. Nicht anders erging es ihren zwei Folgewerken. Natürlich ist ihre Musik nicht die Art von Musik, welche die Charts erstürmt und millionenfach verkauft wird. Aber in ihrem Fach ist sie schon eine Ausnahmekünstlerin. Eine bezaubernde Stimme, schöne Melodien und anspruchsvolle Texte.
Aber man muss sich auch mit jedem neuem Album immer wieder neu beweisen im Musikgeschäft. Mit ihrem neuen Werk “Are We There” überzeugt sie wieder auf ganzer Linie. Alle Elemente, die ein gutes Folk-Album ausmachen sollen, sind vorhanden.
Schon der Opener “Afraid Of Nothing” trifft den Nagel auf den Kopf. Ein wunderschönes Lied, was einem einfach ein positives Gefühl vermittelt. Sharons Stimme erinnert an eine Mischung aus Alanis Morissette und Heather Nova (auch zwei Künstlerinnen, die einmal große Hoffnungsträger der weiblichen Musik-Garde waren, aber jetzt nur belanglose Scheiben auf den Markt bringen). Bei Sharon Van Etten bekommt man das Gefühl, dass sie von Album zu Album stärker wird. “Taking Chances” bringt gekonnt elektrische Gitarren mit ins Spiel und somit auch die nötige Abwechslung. Denn seien wir mal ehrlich, Folk-Alben, wo es 10 oder 12 Lieder lang fast nur ruhig zu Werke geht, können sich auch sehr schnell zu Ersatz-Baldrian entwickeln.
Sharon jedoch macht das aber sehr klug: Auch wenn es hier und da mal “lauter” wird, biegt sie ihre Stimme nicht dem Lied zu, sondern es hat fast den Anschein, als ob sich die Lieder an ihre Stimme anpassen. Bei “Our Love” wird dann noch dezente Elektronika mit eingestreut.
Grundrezept ihrer Musik bleibt aber dennoch der Folk oder der Singer-Songwriter Stil. Ein absoluter Höhepunkt des Albums ist der Song “Break Me“. Hier trifft alles aufeinander was “Are We There” so stark macht. Eine zauberhafte Stimme, dezente Elektronika, elektrische Gitarren und die Folk-Elemente. Auf diesem Album wird es selbst dem größten Nörgler, und deren gibt es leider viel zu viele auf diesem Planeten, schwer fallen, den ein oder anderen Schönheitsfehler zu finden. Sharon Van Etten hatten mit ihrem vierten Album das Niveau der Vorgängerplatten gehalten, wenn nicht sogar gesteigert. Dies ist einfach eine Platte zum Genießen und Entspannen, bei gleichzeitigem hohen Anspruch. Eine seltene Kombination in der heutigen Musikwelt, wo einem jeden Tag ein wahre Flut von überflüssigen Platten entgegen gerollt kommt.
