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Es braucht eine Art von Hassliebe, wenn ich kreativ werden will – Sinkane im Interview

Die Gummibärchen von einem Mundwinkel in den anderen schiebend, erleben wir beim Interview mit Ahmed Gallab alias Sinkane einen durch und durch lässigen Gesprächspartner, der sich dieser Tage mit seinem zweiten Album “Mean Love” zurückmeldet. Einst als Session-Musiker für Bands wie Caribou, Of Montreal oder auch Yeasayer aktiv, rückt der im Sudan und in Amerika verwurzelte Künstler nun sein eigenes Projekt erneut heraus aus dem Studioschatten und hinein in das Scheinwerferlicht. Bevor Sinkane die vom Zucker gelockerte Zunge zum Beantworten unserer Fragen rollt, wird sich erst einmal einvernehmlich darauf geeinigt, dass die vor uns lungernde Lakritze aus dem Blickfeld geschafft werden muss. Von Lakritze-Liebhabern hält sich der in New York lebende Musiker laut eigener Aussage fern. Wie gut, dass er sich daher unbesorgt ins Interview stürzen kann, in dem er uns unter anderem vom Streben erzählt ein besserer Mensch werden zu wollen und seinen Hang zur stilistischen Wundertüte näher definiert, die sich auch auf “Mean Love” wiederfindet.

MusikBlog: Die Liebe kann aus den unerfindlichsten Gründen auch ihr gemeines Gesicht zeigen und einem übel mitspielen. Was hat sie dir denn angetan, dass du dein neues Album gleich “Mean Love” getauft hast?

Ahmed Gallab: Das stimmt. Der Titel bezieht sich aber nicht unbedingt auf eine Beziehung zwischen zwei Menschen, sondern thematisiert eher die Liebe zum Leben im Allgemeinen. Wenn ich eines begriffen habe, dann die Tatsache, dass die Beziehung zum Leben vor allem immer auch eine Beziehung zu dir selbst ist. Die Entscheidungen, die man dabei trifft, geschehen ja nicht willkürlich, sondern bewusst. Man antwortet auf bestimmte Reaktionen im Leben auf die gleiche Art und Weise, wie man es in Liebesangelegenheiten tut. Dabei ist die eigene Haltung und ihre damit verbundene Wirkung im Vergleich zu zwischenmenschlichen Beziehungen sehr ähnlich und lässt sich gut in ein Verhältnis zueinander setzen.

Du kannst unter Umständen noch so unzufrieden mit den jeweiligen Gegebenheiten sein, aber wenn du jemanden oder eine bestimmte Sache in deinem Leben wirklich liebst, dann hälst du auch daran fest, tust alles dafür und lehnst dich am Ende eines Tages zurück, weil du glücklich bist am Leben zu sein. “Mean Love” dreht sich genau um diese Aspekte. Die ganze Platte beleuchtet dabei alltägliche Gefühle, die jeder von uns kennt und die bis zu einem gewissen Grad universal sind. Es gibt auf dem Album keinen einzigen Song, der explizit von der Liebe zu einem bestimmten Menschen handelt. Vielmehr beinhalten die Songs Belange, die auf das Leben an sich anspielen.

MusikBlog: Bist du jemand, der viel über seine Umgebung und auch seine Mitmenschen reflektiert?

Ahmed Gallab: Viel zu viel, wenn ich ehrlich bin! Ich mache mir immer zu viele Sorgen um alles, obwohl ich es nicht gut finde mich allzu tief in solchen Gedanken zu vergraben. Das endet nur damit, dass man seinen Kopf mit zu viel frustrierenden Anschauungen füllt. Dann wiederum ist es absolut notwendig, dass man sich auch intensiv mit seiner Umgebung und seinen Mitmenschen auseinandersetzt. Tut man das nicht, vergibt man meiner Ansicht nach die Chance als Individuum zu wachsen und ein besserer Mensch zu werden. Daher ist es für mich ein wahrer Segen, dass ich in meinem Leben bisher so viel reisen und die verschiedensten Menschen und Kulturen kennenlernen konnte. Das inspiriert mich ungemein und ich möchte das auch in meiner Musik zum Ausdruck bringen.

MusikBlog: Hast du das Bedürfnis verspürt mit diesem Album oder im Allgemeinen ein besserer Mensch zu werden?

Ahmed Gallab: Ganz sicher sogar. Ich finde jeder sollte täglich danach streben ein besserer Mensch zu werden. Mir geht es zumindest so, dass ich das Bedürfnis habe mich zu verbessern. Egal, ob als Musiker, als Freund oder als jemand, der sich einfach nur mitteilen will. Das gilt praktisch für alle Bereiche, in die ich vordringe. Ich würde mir ernsthaft die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen, wenn das nicht der Fall wäre. Das ständige Streben nach einem besseren Ich gehört für mich darüber hinaus zum Erwachsensein dazu, aber das gilt leider nicht für alle Menschen. Dann wiederum sage ich mir immer: jedem das Seine!

Ich habe noch so viel zu sagen, wenn ich darüber nachdenke, wo ich musikalisch, gedanklich und als Mensch hingelangen möchte. Momentan drückt “Mean Love” genau all das aus, wo ich mich zu diesem Zeitpunkt befinde. Ich kann von mir behaupten ein besserer Mensch als vor fünf Jahren zu sein. In dieser Zeit habe ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, aber ich habe auch einige Fehler gemacht. Mir gefällt die Vorstellung, dass ich jeden Tag etwas Neues lernen und sich mein persönlicher Kosmos verändern kann.

MusikBlog: Ist Musik so etwas wie eine Hassliebe für dich, die deine kreative Energie nur aus diesem Kontrast heraus freisetzt oder wird sie nur von der Leidenschaft selbst geschürt?

Ahmed Gallab: Das ist eine gute Frage. Ich denke, es braucht eine Art von Hassliebe, wenn ich kreativ werden will. Es gehört irgendwie zum Prozess dazu. Zum Beispiel frustriert es mich sehr, dass ich oftmals mit der Tatsache konfrontiert werde, dass ich nicht die Musik hören kann, die mir wirklich gefällt, sondern mit vielen Songs beschallt werde, die meinem Anspruch und meinem Geschmack nicht gerecht werden. Das führt mich immer wieder an den Punkt, an dem ich etwas an diesem Umstand ändern möchte. Und zwar damit, dass ich selbst tätig werde und die Art von Musik mache, die mir zusagt.

Ich kann mich nicht damit zufrieden geben, wenn ich nichts um mich habe, was mich inspiriert. Also schaffe ich selbst Musik, in der ich mich aufgehoben fühle. So viel zum Thema Hass. Auf der anderen Seite bin ich sehr glücklich Musik machen zu dürfen und von so vielen wunderbaren Menschen umgeben zu sein, mit denen ich diese Leidenschaft teilen kann, wie zum Beispiel meine Bandkollegen in Sinkane oder aber auch all diejenigen Leute, die ich auf meinen Reisen treffe. Das ist sozusagen die andere, positive Seite der Medaille.

MusikBlog: Was genau fehlt dir denn auf kreativer Ebene in der Musikwelt, wenn du dich teilweise frustriert fühlst, was das angeht?

Ahmed Gallab: Wahrscheinlich genau das Gegenteil davon, was ich mit meiner Musik verfolge. Ich finde es spannend so viele unterschiedliche Stile miteinander zu vereinen, was meiner Meinung nach zu selten passiert. Es zwingt mich dazu ständig aufmerksam zu bleiben, denn es gibt nichts Schlimmeres als sich als Künstler zu langweilen. Am meisten gefällt es mir, wenn musikalisch gesehen zwei völlig konträre Stile aufeinandertreffen und man folglich etwas hört, das einen total überrumpelt, weil man so etwas nie vermutet oder für möglich gehalten hätte. Natürlich bin ich nicht der erste Musiker, der sich bewusst dieser Herausforderung stellt, aber ich tue es unheimlich gerne. Ausserdem gefällt es mir meine Songideen im Kreise meiner Band neu zu interpretieren. Dennoch gibt es so viele Bands, die nicht dieser Vorstellung entsprechen, aber auch abgesehen davon großartige Musik machen. Es kommt immer darauf an, wonach man gerade sucht.

MusikBlog: Was braucht es, damit du dich dieser Verschmelzung von unterschiedlichen Stilen öffnen kannst?

Ahmed Gallab: Ich muss in allererster Linie abschalten können, um mental an einen Ort zu gelangen, an dem ich solche kleinen und großen stilistischen Grenzüberschreitungen zulassen kann. Beim letzten Album “Mars” bin ich zum Beispiel einen Monat lang in North Carolina gewesen und habe ganz bewusst einen Ortswechsel erzwungen. Ich war oft draussen in der Natur, habe Wanderungen gemacht und die Zeit dort sehr genossen. Es hat gut getan einmal nicht vom lauten New York und seiner Dynamik umgeben zu sein. Das heisst allerdings nicht, dass ich dort wochenlang nur auf der faulen Haut gelegen habe. Ich habe trotzdem jeden Tag an neuer Musik gearbeitet und mich gedanklich darauf eingestellt, wo die musikalisch Reise für mich hingehen soll. Das war schon fast eine Art Therapie für mich und hat mir sehr dabei geholfen weiterzumachen.

MusikBlog: Obwohl die Kunst- und auch Musikszene in New York förmlich pulsiert und viele extra deswegen dorthin kommen, ist es nicht ungewöhnlich für New Yorker Musiker vorab eines neuen Projektes die Stadtflucht anzutreten, um sich kreativ zu sammeln. Für Inspirationszwecke und zum Feinschliff scheint die Stadt jedoch ein idealer Ort zu sein. Ist das ein Grund dafür, dass die Aufnahmen zu deinen Alben jeweils dort stattgefunden haben und du dafür nicht woanders dein Zelt aufgeschlagen hast?

Ahmed Gallab: Absolut. Ich mag es sehr dort aufzunehmen, auch wenn ich im Vorfeld gerne auch einmal aus der Stadt herauskomme. Das neue Album ist so schnell im Kasten gewesen, dass ich sehr glücklich darüber bin, es in New York aufgenommen zu haben. Der ganze Prozess passt irgendwie zum Vibe der Stadt, weil dort eine große dynamische Zugkraft herrscht. Ich habe zwei Wochen lang jeden Tag ungefähr zehn Stunden lang aufgenommen. Es waren zwei sehr aufregende Wochen für mich, in denen ich so voller Energie war, um diese Aufgabe zu bewältigen. Das war vermutlich aber nur deshalb möglich, weil ich vorher längere Zeit damit verbracht habe meine Ideen für die jeweiligen Songs in einer vergleichsweise ruhigeren Atmosphäre auszuarbeiten.

New York ist ein sehr überwältigender Ort. Da ist es ratsam die Stadt ab und zu auch einmal zu verlassen. Alles ist ständig in Bewegung, ähnlich wie in Tokyo, London oder Paris. Wenn man sich nach einer Art Wettbewerb sehnt und dazu noch sehr ehrgeizig ist, dann fängt man schnell an sich diesem Rhythmus zu unterwerfen. Das hat allerdings auch zur Folge, dass man sich schnell erschöpft fühlt. Damit macht man unter Umständen mehr kaputt als man denkt und man fällt in ein Loch anstatt im Strom mitzuschwimmen. Es ist wichtig, dass man sich ab und zu daran erinnert ein Mensch und keine Maschine zu sein. Niemand ist so unverwundbar, dass er diesen Zustand dauerhaft aushalten kann.

MusikBlog: Dein kontinuierlicher Drang dich deinen musikalischen Abenteuern zu nähern, ist von einer großen Unbefangenheit und einer offenen Geisteshaltung geprägt. War dein Zugang zur Musik schon immer so beschaffen?

Ahmed Gallab: Nicht unbedingt. Ich glaube, ich war eher ein Typ, der etwas übermütig und eingebildet war, wenn es um Musik ging. Ich dachte, ich wäre ein Teufelskerl am Schlagzeug mit einer großen Karriere vor sich. Dabei gab es viele Leute in meinem Umfeld, die mir das am liebsten verboten hätten und die sich mir in den Weg stellten. Das war hilfreich, um mich ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und es hat mir gezeigt, dass ich nicht immer Recht habe. Dann habe ich angefangen mit Leuten zusammen Musik zu machen, die eine ganz genaue Vorstellung davon hatten, wo sie musikalisch hin wollten. Ich hatte auf einmal die Möglichkeit mit solchen Künstlern zusammenzuarbeiten, was mir dabei geholfen hat mich selbst weiter zu öffnen. Vorher hatte ich eine Idee und beharrte auch auf dieser. Nach all den gesammelten Erfahrungen wusste ich es aber besser und konnte Positives aus der Kritik und den Kollaborationen für mich mitnehmen. Ich habe eingesehen, dass es einem ungemein weiterhelfen kann sich den Menschen und ihren Ansichten zu öffnen. Mein Denkansatz war danach ein anderer.

MusikBlog: Der Denkansatz ist eine Sache, die Form des Ausdrucks eine andere. Gibt es für dich einen Unterschied, wie du deinen Ansichten und Gefühlen als Songwriter bzw. als Privatperson Ausdruck verleihst?

Ahmed Gallab: Ja, diesen Unterschied gibt es ganz sicher. Das hat vor allem mit dem Inhalt zu tun. Als Musiker gibt es ein paar Dinge, von denen ich glaube, dass ich sie nicht unbedingt thematisieren muss. Die Politik ist ein Punkt, der immer bewusst von mir ausgeklammert wurde, wenn ich Songs geschrieben habe. Als Songwriter ist es für mich nicht relevant. Was mich als Privatperson noch von meinem Naturell als Musiker unterscheidet, ist meine emotionale Kurve, die ich durchlebe, wenn mir etwas richtig gut gefällt. Da bin ich im privaten Rahmen viel ausgelassener und werde verrückt vor Freude. Dieses Gefühl kann ich musikalisch gesehen besser kontrollieren. Dort fällt es mir einfach direkt zu sein.

MusikBlog: Du bist niemand, dem es genügt sich auf einen Musikstil festzulegen. Im letzten Song des neuen Albums “Omdurman” singst du: “Where if I should settle down, will I finally settle?”. Hast du mittlerweile eine Antwort auf diese Frage gefunden?

Ahmed Gallab: Oh die Frage gefällt mir! Das hat mich noch nie jemand gefragt. (lacht) Wenn ich so darüber nachdenke, muss ich sagen, dass ich immer noch nicht von mir behaupten kann mich irgendwo niedergelassen zu haben. Ich habe höchstens an verschiedenen Stationen Halt gemacht und bin dann weitergezogen. Ich bin noch dabei herauszufinden, wo dieser Ort ist, an dem ich mir vorstellen könnte zu bleiben. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass dieser Ort mich finden wird und nicht umgekehrt. Wahrscheinlich werde ich ganz unvermittelt und hart von der plötzlichen Erkenntnis getroffen, wenn es soweit ist. Bis es aber soweit ist, habe ich mir vorgenommen einfach weiterzumachen und mich nicht darauf zu versteifen eine Antwort auf diese Frage zu finden.

MusikBlog: Deine Herkunft aus dem Sudan war und ist nach wie vor ein hörbarer Einfluss, was deine Songs angeht. Deine Verbundenheit und auch Akzeptanz deiner Vergangenheit sind stets zu spüren, was deinen Sound betrifft. In “Son” greifst du das auch textlich auf, indem du sagst “I will not forget where I came from”. Wie bewahrst du dir deine Erinnerungen an die Vergangenheit?

Ahmed Gallab: Ich tue das, indem ich viel mit meiner Familie im Sudan spreche. Abgesehen davon war es meinen Eltern immer wichtig, dass meine Schwestern und ich unsere sudanesische Identität nicht vergessen oder gar aufgeben. Ich bin sehr froh darüber, dass sie das auf diese Weise von uns verlangt haben. Als ich ein Kind war, habe ich oftmals genau dagegen rebelliert. Jetzt verstehe ich, wie wichtig es ist, dass man seine Wurzeln zu schätzen und lieben lernt. Meine Eltern sind oft mit uns zurück in den Sudan, wo ich dann gezwungen war mit den Leuten zu kommunizieren. Das hat mir sehr dabei geholfen meinen jetzigen Weg einzuschlagen. Es ist einfach sehr wichtig, dass man weiss, wo man wirklich herkommt bevor man dazu aufbricht sein eigenes Leben nach seinen Vorstellungen zu formen. Ich war schon länger nicht mehr im Sudan, aber dank des Internets ist es einfach den Kontakt zu halten und mich mit meiner Familie vor Ort auszutauschen.

MusikBlog: Bedauerst du, dass vielleicht ein Teil deiner Vergangenheit auf deiner weiteren persönlichen Reise verloren gegangen ist?

Ahmed Gallab: Weisst du, ich habe eines festgestellt als ich in den Vereinigten Staaten aufgewachsen bin und das ist folgendes – ich bin weder 100% Sudanese, noch 100% Amerikaner. Das bedeutet auch, dass ich mich mit vielen Sudanesen und auch Amerikanern nicht wirklich identifizieren kann. Allerdings fällt es mir nicht schwer das mit Leuten zu tun, die – ebenso ein wenig wie ich – heimatlos und ähnlich aufgewachsen sind. Das bedeutet vor allem sich inmitten einer Gemeinschaft wiederzufinden, die davon geprägt ist, dass man sich nicht voll und ganz zugehörig zu dieser fühlt. Und das hat weniger mit politischen, als mit den jeweiligen persönlichen Umständen zu tun. Um auf deine Frage zurückzukommen, ich bedauere es nicht wirklich keine feste Identität zu haben, aber mich frustriert manchmal die Herausforderung mit ein paar der Folgen davon klarzukommen. Ich wäre gerne in ein und demselben Haus aufgewachsen oder würde gerne bei jedem Besuch im Sudan mit den Menschen in Kontakt treten, mit denen ich Zeit in meiner Kindheit verbracht habe. Dennoch glaube ich, dass es so am besten ist und bin dankbar für die viele Überraschungen und Wendungen in meinem Leben.

MusikBlog: Dein Debütalbum “Mars” tendierte mehr zum Funk, der Nachfolger “Mean Love” hat einen etwas mehr im Soul verankerten Charakter, der leicht nostalgisch in den Songs zum Vorschein kommt. Bist du jemand, der wehmütig an vergangene Zeiten zurückdenkt?

Ahmed Gallab: Total! Ich bin ein großer Nostalgiker. Manche nennen das auch einfach Inspiration, denn wenn man einen Blick zurückwirft, wird man anschließend automatisch dazu gezwungen sich mit der Gegenwart oder auch der Zukunft zu beschäftigen. Ich mag viele Dinge, die schon weit zurückliegen. Ich werde mich immer an das Gefühl erinnern, wie es war ein Kind zu sein. Ich glaube aber das ist ganz normal, denn man sehnt sich nach Momenten, in denen man völlig sorglos war. Ausserdem hält es mir vor Augen, dass ich mich selbst nicht immer so wichtig nehmen und auch mal loslassen muss. Für mich bedeutet dieses nostalgische Zurückblicken vor allem, dass ich die oftmals so schnell verfliegenden Momente in der Gegenwart noch besser zu schätzen weiss.

MusikBlog: Apropos Nostalgie, wenn du an deine Arbeit als musikalischer Leiter von “Atomic Bomb! The Music of William Onyeabor” zurückdenkst, wie war es bei solch einem umfassenden Projekt wie diesem die Zügel in den Händen zu halten?

Ahmed Gallab: Es war viel harte Arbeit. Ich bin sehr glücklich, dass ich eine so gute Crew hatte, die mich so sehr unterstützt hat. Manchmal habe ich das Gefühl in einer Art Wettkampf mit mir selbst zu stehen und dann ist es schön solche Menschen um sich zu wissen. Die Albumaufnahmen fanden zeitgleich zu diesem Projekt statt, was die Sache etwas erschwert hat, aber ich wusste ja ungefähr worauf ich mich einlassen würde und mir war klar, dass ich keinen Spaziergang zu erwarten hatte. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich es schaffe beide Aufgaben zu meistern. Und am Ende ist mir das, meiner Ansicht nach, auch gelungen. Ich habe während dieser Zeit viel dazu gelernt und ich kann nur hoffen, dass ich mit Sinkane irgendwann auch einmal soweit komme. Die Shows im Rahmen von “Atomic Bomb” sind das, was ich mir hinsichtlich der Größe und Umsetzung auch gut für Sinkane vorstellen könnte. Besonders, was das Energielevel angeht.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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