James Brooks aka Land Observations war Gründungsmitglied und Gitarrist der Formation Appliance, mit der er vier Alben veröffentlicht hat. Danach studierte er bildende Kunst und stellte in renommierten europäischen Museen und Galerien aus. Die Musik hat Brooks in dieser Zeit nie losgelassen. Er wollte jedoch in keiner Band mehr spielen, denn er war der Überzeugung, dass die Gitarre alleine seine Soundvorstellungen erfüllen konnte.
Unter dem Pseudonym Land Observations veröffentlichte er schließlich 2012 das Debütalbum „Roman Roads IV-XI“, das – dem Titel entsprechend – Bezug auf das römische Reich und dessen mit Unterwerfung und Eroberung gepflasterte Straßen nimmt. Jene Straßen führten auch durch Brooks‘ Heimat London sowie durch Schottland, Wales und den gesamten Kontinent. Land Obseravtions fand hierfür die adäquaten Klanglandschaften, die das Kopfkino seiner Zuhörer in Gang setzten.
Für sein aktuelles Werk „The Grand Tour“ bezieht sich Land Observations auf die Bildungsreisen des europäischen Adels und Großbürgertums aus vergangenen Zeiten, die vor allem Resonanz in der englischen Literatur des 18.Jahrhunderts fanden. Mit „On Leaving The Kingdom For The Well-Tempered Continent” beginnt die Reise in London, die bis nach Kent an die Küste und über den Ärmelkanal nach Nordfrankreich führt. Dabei arbeitet er mit Loops, repetitiven Klängen der Minimal und Ambient Music sowie Elementen des Krautrock. Richtig in Fahrt kommt das Ganze mit dem Tempo anziehenden „Flatlands & The Flemish Roads“, das Weitblick offenbart.
Mühseliger voran geht es über die Passstraßen der Schweizer Alpen, die dennoch sauerstoffhaltige Töne „From The Heights Of The Simplon Pass“ suggerieren. „Nice To Turin“ senkt sich ins Dunkel und streckt sich zu den barocken Straßen in Wien und jene „Ode To Viennese Streets“ tuckert und plinkert mit langgezogenen, an Celloklänge mahnenden Gitarrenschleifen. Wir erinnern uns an Neu!, Kraftwerk und an die Soloalben von Michael Rother, die hier durchschimmern. Dagegen ist „The Brenner Pass“ schon beinahe Rock’n’Roll, während „Walking The Warm Colonnades“ einen ziemlich nervösen und monotonen Spaziergang abgibt.
„Return To Ravenna“ und „On Observing The Matter Valley“ erweitern zum Finale das Panorama, klangmalern mit melodisch-rhythmischen Figuren, die an den Minimalismus der Young Marble Giants, deren Nachfolgeprojekt The Gist und auch an The Durutti Column mahnen. Land Observations wird seinem Namen gerecht und evoziert beim zurückgelehnten Zuhörer Landschaften aus Farben und Tönen, die nicht unbedingt mit der konzeptuellen Idee von James Brooks‘ übereinstimmen müssen. Für Liebhaber der in diesem Artikel genannten Interpreten, die auch mit Ambient und Minimal Music etwas anfangen können, dürfte diese Platte ein Genuss sein. Alles was man braucht sind Hingabe und vielleicht die Abschottung unter Kopfhörern.