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Ich höre nie meine eigene Musik – Tricky im Interview

Tricky ist seit 1995 bekannt als Vertreter der Trip-Hop-Szene. Selbst lehnt er diese Bezeichnung für seine Musik aber ab. Schubladendenken und Normen der Musikindustrie scheinen ihm fremd zu sein, was sich auch auf seine Musik auswirkt: Rhythmische Verwirrungen und verstörende, düstere Klänge zeigen, dass es Tricky nicht darum geht, Hits zu produzieren. Sein neues Album “Adrian Thaws” ist auf seinem eigenen Label “False Idols” erschienen. Das Cover  zeigt die Aufnahme seines Gesichtes, das hinter feuerrotem Rauch kaum zu erkennen ist. Die Bedeutung dieses Bildes, lässt sich aus dem Gespräch erahnen, das MusikBlog mit Tricky zur Veröffentlichung des Albums geführt hat.

MusikBlog: Dein neues Album heißt „Adrian Thaws“ – das ist dein echter Name. Ist es ein sehr persönliches Album?

Tricky: Nein, das soll nur sagen: Ihr kennt mich noch nicht! Manche Leute denken schon seit langer Zeit ganz selbstverständlich, dass sie mich kennen. Aber die Zeiten ändern sich und Menschen entwickeln sich ständig weiter. Ich bin immer noch am Wachsen. Ich verändere mich und lerne neue Dinge. Das ist ein konstanter Prozess. Die Menschen da draußen kennen mich aber nur über die Musik, die ich mal gemacht habe. Sie kennen nicht die Person dahinter. Also sage ich: Ihr kennt mich noch nicht!.

MusikBlog: Kann man dich auf deinem neuen Album kennen lernen?

Tricky: Nein. Ich versuche auch gar nicht etwas von mir zu zeigen. Darum geht es mir gar nicht. Ich will nur klarstellen: Denk nicht, du kennst mich, nur weil du meine Musik kennst.

MusikBlog: Welchen Teil von dir kennen deine Fans am wenigsten?

Tricky: Die Leute denken ich bin eine dunkle Persönlichkeit, einfach nur, weil meine Musik so klingt. Ich habe eine dunkle Seite und mag das auch. Aber in Wirklichkeit bin ich ein ziemlich netter Kerl. Ich versuche Menschen zu helfen, bin großzügig und mache sehr viel für Andere.

MusikBlog: Welche Inspiration steckt in deinem neuen Album?

Tricky: Frei sein auf einem unabhängigen Label. Also auf einem richtig unabhängigen Label. Viele Labels, die das von sich behaupten, sind nicht wirklich unabhängig. Seit ich mein eigenes Label betreibe, habe ich echte Freiheit. Ich kann mich endlich wieder richtig für meine Musik begeistern. Früher war das nur ein Job. Es war Arbeit. Ich war ein Produkt, eine Marke. Heute mache ich Musik, weil ich es liebe. Heute habe ich auch einen Manager, der Musik genauso liebt wie die Tatsache, dass ich glücklich und enthusiastisch bin. Mein eigenes Label zu gründen, war das Beste, das ich je gemacht habe. Ich muss mich nicht mehr verkaufen, muss nicht mehr unbedingt in die Charts. Das ist nicht mehr das Spiel, das ich spiele. Ich mache Musik.

MusikBlog: Merkt man das auch in der Musik? Magst du selbst deine neuen Sachen lieber als die alten?

Tricky: Das neue Album ist einfach nur das neue Album. Es hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun.

MusikBlog: Aber hörst du lieber das neue Album oder eines der älteren?

Tricky: Ich höre nie meine eigene Musik. Warum sollte ich das tun? Ich mache Musik für die Leute. Ich versuche, sie zum Nachdenken zu bringen. Wenn ich Musik mache, dann hab ich doch schon alles gehört. Warum sollte ich mir das nochmal anhören?

MusikBlog: Was hörst du stattdessen?

Tricky: Ich mag jede Art von Musik. Ich höre Hip-Hop, Reggae oder House. Ich höre einfach alles. Außer Pop-Musik. Das ist nicht so mein Ding, also die kommerziellen Sachen.

MusikBlog: „Adrian Thaws“ klingt auf das erste Hinhören wie ein Hip-Hop-Album. War das dein Plan?

Tricky: Ich plane meine Alben nicht wirklich. Ich geh einfach ins Studio und nehme auf, was aus mir herauskommt – I don’t make music, music makes me. Ich bin kein großer Planer. Musik ist mehr so eine Instinkt-Sache. Es ist wie Atmen. Es fällt mir unglaublich leicht, ich muss gar nicht dabei nachdenken. Es fließt durch mich hindurch und ich muss es nur fangen.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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