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Interpol – El Pintor

Im Jahr 1997, als Europa um die verstorbene Prinzessin von Wales trauerte, gründete sich jenseits des Atlantiks eine Band, die es bereits fünf Jahre später mit ihrer Single „Obstacle 1“ in die britischen Charts schaffen sollte. „Bereits fünf Jahre später“ kann man bei Interpol aus New York wirklich sagen, denn diese Band hatte es offenbar nie eilig. Im 3-Jahres-Rhythmus veröffentlichte die Gruppe um den Sänger und Gitarristen Paul Banks ihre letzten Platten. Nach 17 Jahren Bandgeschichte kommt also jetzt das fünfte Studioalbum „El Pintor“. Das steht auf Spanisch für „Der Maler“ und als Anagramm für „Interpol“.

„And she swore, love is never gone so easily“ – eine verzerrte E-Gitarre dudelt eine schöne Melodie, die in einem riesigen Raum widerhallt und wie ein Chor anfängt, zu singen. In tiefer Stimmlage beschreibt Paul Banks die Erinnerung an verliebte Momente, bevor die Band Fahrt aufnimmt und den ersten Song „All The Rage Back Home“ in eine treibende Post-Punk-Nummer und zu einem der besten und der punkigsten Songs auf der Platte verwandelt.

Gleich im zweiten Song „My Desire“ zeigt die Band, dass sie auch eine ruhigere Seite hat, die auf dem Album immer wieder bemerkbar wird. Schlagzeug und Bass wirken jetzt ein bisschen poppiger, aber der typische Interpol-Sound bleibt. Auch „Same Town New Story“ wird nach einer kurzen rhythmischen hip-hop-artigen Spielerei zwischen Gitarre und Schlagzeug zu einem verträumten Pop-Song. Es geht um eine Begegnung zwischen zwei Menschen, die einen bekannten Ort im neuen Licht erscheinen lässt.

Paul Banks Texte sind nicht immer ganz eindeutig verständlich. Er cruist in seinem „Blue Supreme“ über einen lässig zurückgelehnten Rock-Beat. Er verflucht das Alte mit den Worten „Fuck the ancient ways“ auf der neuen Single zum Album, einem aufwühlenden Song. Oder er fühlt sich frei, weil er überall hin, „Anywhere“, gehen kann. Der Rest ist Interpretationssache.

Der Interpol-Sound von früher hat sich nur oberflächlich verändert. Er wurde nach allen Regeln der Kunst aufpoliert, glattgestrichen und für das Jahr 2014 zurechtgemacht. Aber hinter den technischen Standards der heutigen Zeit klingt immer noch die Band heraus, die Anfang der 2000er-Jahre die New Yorker Clubs bespielten. Sie klangen ungehobelter als heute, doch haben damals schon eine Spur eingschlagen, auf der sie noch immer fahren.

Fazit: Interpol malen mit „El Pintor“ ein Werk voller emotionaler melodischer Rock-Songs. Für meinen Geschmack ein bisschen “too much”, was Hall-Effekte angeht, denn irgendwann geht der Hintergrundmatsch auf die Nerven.  Lieber mal wieder an dem klaren und dreckigeren Sound von früher orientieren!

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