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Die Technologie sollte ein Instrument sein – Lamb im Interview

Mitte der 90er war England der Brutort von aufkeimendem Drum and Bass, Trip Hop und einer immer elektronischer anmutenden Form von Musik. Lamb gehörten zu all jenen Bands, die es schafften diese mit einem Sinn für Harmonie und Pop-Einflüssen zu füttern und sich über eine Fülle an Samples hinaus zu wagen. So konnten sie sich bis zum heutigen Zeitpunkt auf der Bildfläche behaupten, ohne sich als Künstler zu verraten oder mit gewagten Stilbrüchen ihre musikalische Vergangenheit vollkommen abzustreifen. Die Handschrift von Andy Barlow und Louise Rhodes ist auch fast zwei Jahrzehnte nach ihrem Debüt unverkennbar, aber dabei längst nicht vergilbt. Mit ihrem sechsten Studioalbum “Backspace Unwind” kehren sie diesen Herbst zurück und erzählten uns, wie es ist, mit Fristen zu arbeiten, warum gutes Essen ebenso wichtig ist wie die Musik selbst und weshalb sie die Technologie nur bedingt für ihre Zwecke nutzen wollen.

MusikBlog: Das neue Album “Backspace Unwind” steht in den Startlöchern. Wie geht es euch nach der Arbeit daran und vorab der kommenden Tour dazu?

Louise Rhodes: Das neue Album aufzunehmen, war ein insgesamt sehr intensiver Prozess für uns. Besonders, weil wir die Songs darauf ziemlich schnell geschrieben haben. Wir hatten uns eine selbst auferlegte Frist gesetzt, die wir einhalten mussten. Vom Gefühl her war es ein wenig so, als ob wir gerade die Schule abgeschlossen hätten, denn es war eine sehr aufregende Zeit für uns. Nun sprechen wir mit Leuten darüber und sind in der nächsten Phase seiner Entstehung angekommen. Bisher kannten schließlich nur wir dieses neue Album und nun gehen die Songs hinaus in die weite Welt. Es ist schön, endlich Feedback dafür zu bekommen und die Songs mit der Aussenwelt zu teilen. Das nächste Level wird dann die Tour sein, auf die wir uns bald begeben.

Andy Barlow: Es fühlt sich gut so an, wie es ist. Als wir noch bei einem Major Label unter Vertrag waren, dauerte es manchmal ein Jahr bis wir ein Album nach seiner Fertigstellung veröffentlichen konnten und an denselben Punkt wie jetzt gelangten. Jetzt sind die Wege viel kürzer und wir müssen nicht unnötig lange warten, um die Platte auch mit anderen zu teilen. Momentan sind noch kleine Sachen beim Mastering zu machen und wir checken das finale Artwork. Es gibt also ein vergleichsweise kleines Zeitfenster, in dem wir uns gerade bewegen. Das ist sehr hektisch, aber auch schön, denn so bleibt das eigene Gefühl der Aufregung besser erhalten, das einen während solch einer Zeit normalerweise begleitet. Wartet man allerdings ein Jahr lang bis man dahin kommt, dann fällt es einem mitunter schwer immer noch die gleiche Leidenschaft zu entwickeln.

Louise Rhodes: Ausserdem ist es so viel besser, gleich um die Veröffentlichung herum auf Tour zu gehen, wenn sich alles noch so frisch anfühlt.

MusikBlog: Wann genau ist ein Album wirklich für euch abgeschlossen? Mit dem letzten Take oder wenn ihr es physisch in den Händen haltet?

Andy Barlow: Die Arbeit an einem neuen Album ist für uns spätestens dann abgeschlossen, wenn unser Manager einschreitet und “Nein!” sagt. Das ist das ultimative Zeichen dafür, dass wir nichts mehr verändern können, egal was wir eben noch damit vorhatten. Erst heute Morgen bat ich ihn, ob wir noch etwas an einem Track verändern könnten. Da schaute er mich ungläubig an und sagte mir, dass ich verrückt wäre (lacht). Da musste ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte.

MusikBlog: Warum gab es eigentlich diese selbst auferlegte Frist?

Louise Rhodes: Wir haben diese Frist vor allem wegen all den anderen Dingen, die uns über das Album hinweg beschäftigen. Vor rund achtzehn Monaten haben wir angefangen, für diese Platte Songs zu schreiben. Wir hatten gerade einmal drei Songs fertig als Andy das Angebot bekam David Grays neues Album zu produzieren. Also legten wir unsere Arbeit erst einmal auf Eis und konzentrierten uns auf andere Aufgaben. Während dieser Zeit nutzte ich die Gelegenheit, um an einem weiteren Soloalbum zu arbeiten. Das wartet nun ebenfalls darauf, dass ich ihm wieder Zeit widme, aber nun erscheint erst einmal unsere gemeinsame Platte. Wir hatten also zwischenzeitlich genügend Raum, um uns gedanklich wieder auf die neuen Songs zu konzentrieren. Dabei ist es immer schön zu dieser Jahreszeit ein Album herauszubringen, da man dann anschließend im nächsten Sommer all die Festivals spielen kann. Auch kreativ betrachtet, ist es durchaus sinnvoll sich eine Frist zu setzen, damit man nicht dazu verleitet wird, endlos weiter an den Songs zu arbeiten. Schon beim letzten Album “Five” haben wir uns strikte Deadlines gesetzt. Jetzt wollten wir diese noch ein wenig enger um uns schnallen, um die weniger ist mehr Ästhetik weiter voranzutreiben. Hat man keinerlei Begrenzungen wie diese, verbringt man am Ende viel zu viel Zeit mit Kleinigkeiten.

MusikBlog: Wie viele kreative Kämpfe habt ihr bei der Arbeit an “Backspace Unwind” ausgetragen?

Andy Barlow: Es gibt natürlich Momente, in denen man miteinander diskutiert und auch um bestimmte Dinge ringt, aber es ist kein wirklicher Kampf, den wir führen.

Louise Rhodes: Und wenn es welche gäbe, dann wären es sehr sanfte Kämpfe, schätze ich. Heute sind diese Phasen nicht mehr so hitzig wie vielleicht am Anfang unserer Karriere.

Andy Barlow: Bist du nicht auch ein paar Mal aus dem Raum gestürmt als wir mitten in der Arbeit zum neuen Album steckten? (lacht)

Louise Rhodes: Bin ich das? (lacht)

Andy Barlow: Oh ja, das hast du getan. Vermutlich, weil du in deinem Inneren mit dir gekämpft hast und dir Luft verschaffen musstest.

Louise Rhodes: Ok, das mag sein. Trotzdem sind wir heute viel erfahrener als damals und gehen kultivierter mit unseren Differenzen um, wenn sie denn auftreten. Vor Jahren haben wir noch wie Hund und Katze miteinander gekämpft, wenn es um neue Songs ging.

Andy Barlow: In der Vergangenheit war es oftmals so, dass wir uns beschuldigt haben etwas Falsches zu tun, zum Beispiel diese oder jene Idee des Anderen sei nicht richtig. Nachdem ich selbst als Produzent gearbeitet habe, agiere ich auch anders. Wir haben zum Beispiel eine Idee umgesetzt. Schön. Dann können wir nun eine weitere ausprobieren und schauen, ob diese nicht besser funktioniert. Wir können dann hinterher immer noch zur ersten Version zurückkehren, wenn wir das möchten. Es ist immer einfach zu sagen, dass man etwas nicht mag. Für mich persönlich kommt es darauf an, dass man nicht nur etwas anderes schlecht macht, sondern stattdessen weitermacht und mutig genug ist etwas anderes auszuprobieren.

Ich gebe Louise nicht die Schuld etwas falsch gemacht zu haben, sondern schaue lieber zusammen mit ihr nach einer möglichen Alternative. Gerade mit der modernen Technik ist es leicht zu den eigenen Ideen zurückzukehren, wenn die Zeit reif dafür ist. So können wir die anfangs vielleicht aufkommenden Kämpfe, die wir innerlich mit uns herumtragen, ausbremsen und haben genügend Spielraum, uns in eine neue Richtung zu bewegen. Selbst, wenn wir erst nach Tagen oder Wochen wieder an einer Idee arbeiten, bleibt die ursprüngliche Energie und Leidenschaft erhalten. Statt zu sagen “Scheiss drauf!” und eine Idee völlig zu verwerfen, nehmen wir uns dieser notfalls nach einer Weile noch einmal an. Alles andere wäre ziemlich destruktiv für unsere Arbeit und würde sich anfühlen, als hätte man riesige Kopfschmerzen (lacht).

Louise Rhodes: Wir kennen uns mittlerweile gegenseitig so gut und haben gelernt unsere unterschiedlichen Meinungen zu akzeptieren. Andy weiss, wie ich beim Songwriting funktioniere und in welcher Art und Weise ich mich einem Song nähere. Er erkennt instinktiv, ob er mich aus meiner Wohlfühlzone hinausdrängen muss oder ob alles so stimmt, wie ich mir das vorgestellt habe. Im Gegenzug dazu weiss ich, dass er sehr gerne alles bis ins kleinste Detail ausarbeitet und viel Zeit mit einer bestimmten Idee verbringt. Manchmal muss ich ihn bremsen, aber selbst dann macht es meistens keinen Sinn, ihn von etwas abbringen zu wollen. Also lasse ich ihm den nötigen Raum bis er am Ende des Weges angekommen ist. Er muss so oder so zu seinen eigenen Entscheidungen kommen. Da ist es wenig hilfreich, wenn ich hinter ihm stehe und ihn zu etwas dränge. Sonst wird er ewig mit einem Fragezeichen in seinem Kopf umherlaufen und seinem Verlangen nachgehen wollen dieses oder jenes auszuprobieren.

Andy Barlow: Ich weiss auch, wenn mehr in Louise steckt als sie vielleicht glaubt zu geben. Über die Jahre kennt man den anderen sehr genau und kann sich anmaßen ihn noch weiter zu fordern. Es ist gut als Künstler auch einmal zu etwas gedrängt zu werden, denn man ist dadurch zu einer Reaktion gezwungen, die man selbst nicht für nötig gehalten hätte. Wenn man so eng zusammenarbeitet und ein Album macht, dann ist es wichtig alles Persönliche aus dem Arbeitsprozess zu streichen, denn darum geht es nicht.

Wenn wir zum Beispiel im Studio sind und uns verschiedene Vocal-Takes anhören, urteile ich über Louise, indem ich sage: “Sie ist gut”, anstelle sie explizit bei ihrem Namen zu nennen. So kommt man nicht in Versuchung sich bei gewissen Entscheidungen persönlich angegriffen zu fühlen. Natürlich geht es bei alldem immer um uns als Individuen, aber man muss lernen, sich auch ein wenig davon zu distanzieren und das Ergebnis in den Vordergrund zu stellen. Diese kleinen Tricks muss man anwenden, um gegenseitig das Beste aus sich herauszuholen. Mit der Zeit kommen wir mehr und mehr dahin, solche Kleinigkeiten zu beachten und für uns anzuwenden.

MusikBlog: Ist die Distanz zu eurer eigenen Musik ebenso groß und einfach zu schaffen wie die persönliche, wenn ihr miteinander arbeitet?

Louise Rhodes: Auch das ist ein Lernprozess, aber wir kommen immer mehr an den Punkt, an dem wir auch klarer auf unsere eigenen Songs blicken können. Wir haben auch gelernt, dass wir diese Distanz nicht künstlich erzwingen können. Wenn wir sie nicht genug spüren, dann lassen wir die Musik notfalls auch einmal ruhen und warten ab, wie sich die Dinge entwickeln. Damals haben wir immer sehr konstant an einem Song gearbeitet bis dieser fertig war. Mittlerweile ist es eine schöne Abwechslung das nicht mehr tun zu müssen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Es ist ein wahrer Luxus für uns als Musiker die Freiheit zu besitzen an mehreren Songs gleichzeitig arbeiten zu können, einfach weil die Technik uns diesen Schritt erlaubt. Das hilft uns künstlerisch gesehen sehr uns eine gesunde Perspektive auf das eigene Schaffen zu bewahren.

MusikBlog: Besonders Künstler im Elektro-Bereich machen sich die Technik wie niemand anderes zu Nutze, um sich auszudrücken. Gibt es hinsichtlich dessen auch bestimmte Grenzen, die ihr euch selbst auferlegt?

Andy Barlow: Die Grenzen sind für uns nicht so streng, wie zum Beispiel die zeitlichen Fristen mit denen wir arbeiten. Eigentlich haben wir nur zwei große Regeln, die wir innerhalb der Band befolgen. Erstens, wir nehmen immer so schnell wie möglich ein paar Ideen für den Gesang auf und sei es auch nur ein leises Summen. Und zweitens, wir wollen versuchen, nicht in eine Art Routine zu verfallen. Nur, weil etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, heisst es noch lange nicht, dass wir es wieder machen müssen. Schon gar nicht, weil wir uns dann emotional wieder zurückbewegen würden.

Louise Rhodes: Gerade in der elektronischen Musik sehen es Künstler als notwendig an ihre Musik mit noch mehr Spielereien aufzuladen. Die Möglichkeiten sind so groß, dass sie so viel wie es nur irgendwie geht mit in ihre Songs einbauen wollen. Bei uns ist eher das Gegenteil der Fall, denn wir tendieren immer mehr dazu unsere Songs klanglich so weit abzuschleifen, dass wir nicht in diese Falle tappen. Die Technologie sollte dem Gebrauch nach ein Instrument sein und kein Deckmantel, um Dinge zu verschleiern. Es gibt so viele Künstler, die letzteres tun, um einen Song nach aussen hin für andere interessant zu machen. Ich will uns als Band gar nicht davon ausnehmen, aber wir haben in all den Jahren gelernt, dass das nicht nötig ist. Es geht uns vielmehr darum unseren Sound einer anderen Form nach distinktiv zu gestalten.

MusikBlog: Der Titel eures neuen Albums “Backspace Unwind” wirft unweigerlich die Frage auf, wo ist denn dieser Ort für euch, an dem ihr abschalten und schrittweise zurücksetzen könnt?

Louise Rhodes: Wir beide leben auf dem Land. Andy im Südosten und ich im Südwesten Englands. Ich glaube, es gibt einige Menschen, denen es komisch vorkommt, dass wir elektronische Musik machen, die oftmals auch noch als “urban” bezeichnet wird, wo wir doch beide nicht in der Großstadt wohnen, sondern genau das Gegenteil der Fall ist. Ich glaube aber, dass unser Leben dort abseits der städtischen Hektik ein sehr essenzieller Grund dafür ist, warum wir überhaupt in der Lage sind, diese Art von Musik zu machen. Wir brauchen im Alltag einen Ort wie diesen, um wirklich abschalten zu können. Ich bin eine ziemlich introvertierte Person, auch wenn das gerade nicht danach aussieht, wenn ich so drauflos rede. Wenn man allerdings Musik macht und oft auf der Bühne steht, braucht man einen Rückzugsort, an dem man ganz bei sich selbst sein kann. Irgendwo muss man schließlich seine eigenen Batterien aufladen können.

Andy Barlow: Mir gefällt das Leben auf dem Land auch sehr. Ich brauchte einfach einen Ort, an dem sich niemand in meiner Umgebung darüber beschwert, warum die Musik so laut ist (lacht). Ich habe eine Weile nach solch einem Ort gesucht und alle Makler damit genervt, dass ich am liebsten etwas ohne Nachbarn hätte. So bin ich dann auf mein jetziges Zuhause gestoßen. Die Hälfte meines Lebens besteht daraus, um die Welt zu reisen und mit Leuten zusammen zu sein und die andere Hälfte verbringe ich damit ,Musik zu machen. Da ist es gut, das Eine nicht mit dem Anderen zu vermischen. Deswegen bin ich in großen Studios auch vergleichsweise unproduktiv.

Es gibt einfach immer zu viele Leute, die vorbeischauen oder an allem beteiligt sind. Dann verfalle ich automatisch in den Modus nur mit ihnen rumhängen zu wollen und muss mich selbst disziplinieren auch zu arbeiten. Das ist sehr gefährlich, wenn man etwas zustande bekommen will. Ich muss in dieser Hinsicht sehr streng mit mir selbst sein, damit das nicht passiert. Nur dann kann ich überhaupt kreativ sein. Also ist es für meine Arbeit überaus sinnvoll an einem Ort zu leben, an dem das eben beschriebene Szenario des Rumhängens nicht so leicht passieren kann. Wenn ich nur das eine oder nur das andere hätte, würde ich vermutlich verrückt werden. Zum Glück habe ich fünf Mitbewohner, die allesamt tolle Menschen sind. Da ist es dann auch nicht ganz so einsam da draussen auf dem Land.

MusikBlog: Ihr seid beide schon relativ lange im Musikbusiness und habt nach wie vor Spaß daran, zusammen Alben aufzunehmen. Was reizt euch nach wie vor daran, dieser Leidenschaft nachzugehen?

Louise Rhodes: Es reizt mich persönlich, dieses Kribbeln zu verspüren, das ich von der Musik bekomme, wenn sich alles einfach richtig und gut anfühlt. Man kann gar nicht genau festlegen, woher dieses Gefühl kommt, aber so lange ich es beim Songwriting oder auf der Bühne habe, werde ich weiterhin Musik machen. Ich wünschte mir, dass man einfach daran festhalten könnte, aber wir wissen alle, dass das leider nicht möglich ist. Deswegen genießen wir unsere Arbeit so lange wie möglich und halten nach weiteren Momenten Ausschau, in denen wir dieses Kribbeln in unserem Inneren verspüren. Sollte das einmal verschwinden, hören wir ganz sicher auf. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass all diese schönen Momente nicht einfrieren können. Sie sind immer flüchtig und genau deswegen auch so kostbar.

MusikBlog: Es passiert nicht selten, dass Künstler sich gezwungen fühlen dem nächsten Glücksgefühl hinterher zu laufen oder sie versuchen dieses sogar durch einen stetigen Wandel in ihrem Schaffen zu erzwingen. Wie steht ihr dem musikalischen Wandel der Zeit gegenüber?

Andy Barlow: Ich weiss, was du meinst. Es ist durchaus nicht einfach sich stetig weiterzuentwickeln und dabei keinem inneren oder äusseren Zwang zu unterliegen. Dabei geht es aber gar nicht so sehr um allzu große Veränderungen, wenn du mich fragst. Viele Musiker verrennen sich, weil sie auf der Suche nach etwas gravierend Neuem sind. Wir versteifen uns beim Songwriting nicht so sehr darauf. Für dieses Album haben wir zum Beispiel ein Piano hinzugezogen, was wir bisher noch auf keinem anderen Album verwendet haben. Das haben wir bei ungefähr fünf oder sechs Songs eingebaut und damit einen Weg gefunden uns ein stückweit neu auszudrücken.

Auf dem letzten Album hat Lou das erste Mal Gitarre gespielt, was sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gemacht hat. Für uns kann die kleinste, subtilste Veränderung ein Fortschritt und ein Wandel im eigenen Werk sein. Wir verändern hier und da unsere Software, aber die Hardware müssen wir dafür nicht anrühren. Man kann auch innerhalb seiner Grenzen für frischen Wind sorgen. Als Produzent ermutige ich Künstler immer dazu ein wenig für Veränderung zu sorgen, aber das kann auch in Maßen geschehen. Es gibt nicht viele Alben, die ich zu den Klassikern zählen würde und die gleichzeitig musikalisch auf der Stelle treten, aber trotzdem gut sind.

MusikBlog: Was gehört für euch zu einem Studio-Aufenthalt dazu, auf das ihr nicht verzichten könnt?

Louise Rhodes: Viel frische Luft und gutes Essen sind zwei Dinge, die mir sofort dazu einfallen. Viele Bands ernähren sich während der Zeit im Studio nur von Mikrowellenessen. Das ist etwas, was wir gar nicht leiden können. Wir achten beide darauf, gesund zu essen und gute Zutaten zu verwenden, wenn wir kochen. Wir lieben es, in der Küche zu sein und Essen zuzubereiten. Das gehört auch für uns dazu, wenn wir im Studio sind. Während Andy mit einem Track beschäftigt ist, renne ich kurz in die Küche und bereite uns etwas zum Mittagessen vor. Das tue ich dann aber nicht als Ablenkung, sondern schreibe nebenher Liedtexte. Das ist ein wunderbarer Weg, um mein Unterbewusstsein anzuregen und beiläufig Wörter in meinem Kopf zu formen. Das funktioniert bei mir viel besser, als wenn ich mich hinsetze und dann Texte schreiben soll. Das Kochen und die Musik sind zwei Dinge, die sich sehr ähnlich sind. Man sucht sich die Zutaten aus und geht dann nach seinem Geschmack oder auch den Emotionen, um etwas daraus zu erschaffen.

Andy Barlow: Dabei geht es auch darum, nicht zu hart mit sich ins Gericht zu gehen. Manchmal schmeckt es fantastisch, dann wiederum kann auch einmal etwas in die Hose gehen. Die Hauptsache ist, dass man es beim nächsten Mal wieder probiert.

Louise Rhodes: Es ist ebenfalls wichtig, nicht unnötig viele Zutaten in den Topf zu werfen. Es gibt nichts Schlimmeres als Leute, die ihre ganzen Vorräte hervorkramen, um für alles Verwendung zu finden. Da ist es schon besser, vorab ein wenig auszusortieren, was man wirklich für das Endprodukt braucht. Sei es ein Essen oder ein Song. Sonst hat man am Ende etwas vor sich, was völlig undefinierbar ist.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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