Oscar And The Wolf wechseln den Kurs. Die Synthies stehen bei “Entity” im Vordergrund und akustische Instrumente steuern, wenn überhaupt, nur noch einen kleinen Beitrag zur Klangkulisse bei. Elektro-Pop ist das große Ding der Stunde, und auch der Erfolg scheint Oscar And The Wolf recht zu geben.

Während der sanfte Beat und das Schlagzeug im Off-Beat von “Joaquim” umeinander her tanzen, schwirrt irgendwo im Hintergrund eine Synthiemelodie. Die Beats sind meist ruhig und beständig, und die Synthies erzeugen weiche Klangteppiche. Und auch Max Colombies nachdenkliche und zum Teil sogar resignierende Texte tragen ihren Teil zu der Gesamtatmosphäre von “Entity” bei.

Das eingängige “Strange Entity” ist eine der wenigen Tanznummern und wurde daher vielleicht auch als Single ausgewählt Die Songs türmen sich derweil unermüdlich auf, lösen so angenehme Gänsehautwellen aus. Kurz bevor jedoch alles in Kitsch zu zergehen droht, werden die verkrusteten Kalkschichten, die manchmal unseren wichtigsten Muskel zieren, pulverisiert und von der bitteren Erkenntnis zersetzt: Leidenschaft ist nun mal unbarmherzig. Großartig umrahmt von zurückhaltenden Gitarren und Piano.

Der Fokus liegt auf reduziertem Elektro-Pop mit R’n’B-Einflüssen, langen Synthie-Flächen und Colombies emotionaler Stimme, mit sanften Untertönen. Einzelne Soundelemente, wie etwa Klicken, Rauschen oder Rütteln, lassen erahnen, mit welcher Feinheit und Genauigkeit sich Oscar And The Wolf an die Arbeit gemacht haben.

Im Zentrum der Songs stehen immer Emotionen sowie Melancholie und Einsamkeit, die mit Hilfe der Musik einen Ausdruck bekommen und lebendig werden. Oscar And The Wolf sind alle Nummern gleichermaßen gelungen, wobei als zwei Highlights der Platte “Undress” oder der Schlusstrack “Killer You” durchaus herausstechen. Letzterer eine Nummer, die berührt und beinahe episch wirkt.

Am Ende hinterlässt die Platte einen harmonischen Eindruck. Die Musiker schaffen Atmosphäre mit einem Hauch von Mystik. Dabei setzt Osacr And The Wolf ganz auf Minimalismus, der hypnotisiert und fasziniert. “Entity” erzeugt eine fesselnde Leere, in die man sich immer und immer wieder fallen lassen will – am besten in der U-Bahn, auf dem Weg zum nächsten Glühweinstand, während man sich zwischen den warmen Winterjacken versteckt und die Platte schluchzend ins Herz schließt.

Sicher ist, mit diesem Album distanziert sich die Band von ihrer Vergangenheit deutlich und geht schnellen Schrittes in eine Zukunft, die Erfolg versprechen dürfte. Die Musikwelt wird von diesem Beben wohl noch sehr lange etwas spüren.

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