Mit seinem vierten Studioalbum „Taste“ wagt Max Colombie, besser bekannt als Oscar And The Wolf, einen ambitionierten Spagat zwischen künstlerischer Evolution und persönlicher Introspektion.

Der belgische Künstler, der sich bislang vor allem durch verträumte Club-Hymnen einen Namen machte, öffnet nun die Tür zu seiner Gefühlswelt und gewährt seinen Hörer*innen einen intimeren Einblick in seine persönlichen Kämpfe und Sehnsüchte.

„Taste“ versucht, durch die Verschmelzung von sinnlichem Pop und selbstreflexivem Songwriting Themen wie Ruhm, Liebe und die Schattenseiten der Selbstwahrnehmung zu erkunden – ein vielversprechender Ansatz, der allerdings nicht durchgehend überzeugen kann.

Den Auftakt macht „Pretty Little Thing“, ein Track, der die Unbeschwertheit junger Liebe zelebriert. Hier beweist Oscar And The Wolf eindrucksvoll sein Gespür dafür, emotionale Tiefe in atmosphärische Klanglandschaften zu übersetzen. Die elektronischen Texturen und sein charakteristischer, schwebender Gesang knüpfen zwar an frühere Werke an, werden aber durch eine neuartige, düstere Färbung ergänzt.

Die Single „Angel Face“ kristallisiert sich als einer der Höhepunkte des Albums heraus und unterstreicht den stilistischen Wandel des Künstlers. Der Song bildet das emotionale Zentrum von „Taste“, das nach Colombies eigenen Worten als Spiegelbild seiner inneren Auseinandersetzungen konzipiert wurde.

Trotz des Bestrebens, emotionale Komplexität zu transportieren, bleibt das Album jedoch überwiegend radiotauglich und eingängig. Songs wie „Spill My Liquor“ und „Obsessed“ entwickeln sich schnell zu Ohrwürmern, brillieren dabei allerdings mehr durch ihre mitreißenden Beats als durch inhaltliche Tiefe.

Zwar gelingt es Oscar And The Wolf, geschickt schmerzhafte Themen in tanzbare Rhythmen zu verpacken, doch wirken die Arrangements häufig zu kalkuliert und kratzen eher an der Oberfläche.

Enttäuschend fallen hingegen Tracks wie „High Life“ und „Shell“ auf, die durch ihre schwache Produktion aus dem Rahmen fallen. Diese Stücke erscheinen musikalisch ideenlos und erwecken den Eindruck von Füllmaterial, das die Spielzeit des Albums unnötig streckt, ohne dabei substantiell Neues beizutragen.

Oscar And The Wolf gelingt es mit „Taste“ nur teilweise, die angestrebte Balance zwischen energiegeladenen Beats und verletzlicher Selbstoffenbarung zu finden. Obwohl das Album durchaus bemerkenswerte Momente aufweist, mangelt es ihm insgesamt an der nötigen Durchschlagskraft und Authentizität, um nachhaltig zu beeindrucken.

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