Man könnte meinen, der Frontmann von The Vamps hätte sich für sein erstes Solo-Abenteuer eine sanfte Landung ausgesucht. Doch mit „The Panic Years“ geht Bradley Simpson direkt in den Steigflug – und das mit ordentlich Turbulenzen.
Der Brite verabschiedet sich nicht gänzlich von seiner Pop-Vergangenheit, aber er gönnt sich eine rauere, ungeschliffenere Klangwelt. Sein Debütalbum ist eine Liebeserklärung an die späten 90er und frühen 2000er – eine Zeit, in der Alternative-Rock, Soft-Grunge und Garage-Sounds die Szene bestimmten. Wer mit Queens Of The Stone Age, The White Stripes oder den frühen Foo Fighters aufgewachsen ist, sollte hier aufhorchen.
Der Opener „Cry At The Moon“ macht sofort klar, wohin die Reise geht: Verzerrte Gitarren, treibende Rhythmen und eine gehörige Portion Sehnsucht in Simpsons Stimme. Es ist der perfekte Start für ein Album, das sich zwischen ungefilterter Energie und nachdenklicher Melancholie bewegt.
„Holy Grail“ und der Titeltrack „The Panic Years“ drosseln das Tempo und legen den Fokus auf introspektive Lyrics, während „Always Like This“ und „Carpet Burn“ das pure Garage-Rock-Gefühl feiern.
Besonders letzterer Track bleibt hängen: ein energischer, ungestümer Song über emotionale Narben und das vertraute Gefühl, jemandem schon einmal begegnet zu sein. Klingt simpel? Mag sein. Funktioniert aber verdammt gut.
Natürlich dürfen auch ein paar eingängigere Nummern nicht fehlen. Neben der poppigen Single „Daisies“ ist es vor allem „Not Us Anymore“, das mit funky Bassläufen und pulsierendem Groove mühelos den Sprung in hippe Coffeeshop-Playlisten schaffen dürfte.
Bradley Simpson ist stimmlich kein Freddie Mercury, kein Kurt Cobain – aber genau das ist der Punkt. Seine Stärke liegt nicht in der Perfektion, sondern in der rauen Ehrlichkeit, mit der er seine Geschichten erzählt.
Die Songs klingen wie Seiten aus einem Tagebuch: ungefiltert, melancholisch, auf den Punkt. Besonders der Track „The Band’s Not Breaking Up“ spielt mit dieser Echtheit – ein bittersüßer Abschluss, der Fans der Vamps eine tröstende Umarmung gibt und gleichzeitig neue Hörer*innen abholt.
Perfekt ist „The Panic Years“ sicher nicht – aber das ist auch gar nicht das Ziel. Bradley Simpson wagt den Sprung, spielt mit Erwartungen und liefert ein Album, das nach Freiheit und Aufbruch klingt.