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Seekae – The Worry

Wie ein verschwitzter Fisch schaut der Herr auf dem Cover der neuen Seekae-Platte dem Hörer entgegen. Blass, nass, kantig. Schön ist das nicht, wohl aber Kunst: Aus den Visagen der drei Bandmitglieder ist ein trüber Mischling entstanden, welcher uns mit zweifelndem Lächeln begrüßt. „The Worry“. Das Prinzip ist weder neu, noch ist es herausstechend arty, schließlich machten uns unter anderem schon Warpaint & Co vor, wie das Ganze auch zauberschön umsetzbar ist.

Doch was sollen allzu lange Cover-Diskussionen, wenn diese doch nur einen minimalen Anheizer zur gespaltenen Meinung des neuen Seekae-Werkes geben? An der Platte scheiden sich generell hier die Geister, dort die Räume: Durch die relative Abkehr von vorherigen Alben neigen Frischlinge dazu, den neuen Sound zu begrüßen, wohingegen Fans ihn eher rüde von sich weisen. In einen situativen Rahmen lassen sich die Tracks schon gar nicht stopfen. Lockere Musik für das Radio sind sie nicht. Fröhliche Sonntagsliedchen sind sie nicht. Reinweg Clubmusik, das sind sie nicht wirklich. Was sind sie dann?

Sie sind irgendwie schlau. House, Garage, Techno und Hip-Hop-Beats: Seekae tanzen auf jeder Hochzeit, alles ist in Anleihen dabei. Dennoch lassen diese sich nicht mit dem Zeigefinger herauspopeln, wollen die Australier sich doch nicht punktgenau auf einen Sound festlegen. „The Worry“ ist auf spezielle, fast schon nerdige Gegebenheiten ausgerichtet und findet sich in einer Nische wieder.

Nicht, dass die House-affinen Australier dem Genre nun fremdspielen würden. Vielmehr arbeiten sie weiter an ihren elektronischen Künsten und entwickeln diese stetig fort: Dance und Rockelemente werden hier verstärkt eingesetzt und überkreuzt. Es schälen sich dafür brandneu heraus: – Trommelwirbel – die Lyrics und Stimme. Trommelmann Alex Cameron leiht dem Longplayer dafür sein Organ und wird von den Kollegen nach bestem Können unterstützt.

„Test And Recognise“ wartet etwa mit fanatisch-trockenen Vocals auf, welche im Industrial Beats-Zusammenspiel eine beklommene Stimmung heraufbeschwören. Die präsente Stimme gestaltet sich zumeist klar, wird zu Teilen bearbeitet und strotzt vor unverhohlener Nähe und Geradlinigkeit. Eine Wärme zieht erst wieder mit dem „Further“ – Saxofon in unsere Knochen. Doch auch die wenigen Wärmepole tragen nicht maßgeblich zur Stimmung des Albums bei: Diese lässt sich eher als kühl, gar abgeklärt zusammenfassen – ein maßgeblicher Unterschied zu bisher herausgeworfenem Material, welches stets mit einer gewissen Tiefe an die Hörer ging.

Immer schön abseits des Mainstreams, mit einem schielenden Auge auf die Vorreiter dessen, stellen Seekae uns mit ihrem Lichtlein unter die Schirmherrschaft der Nische. Eine artig klingende Bandbesetzung? Mainstream. Eine Thematik teilen die Ozeanien-Menschlein dennoch mit einer Vielzahl Kollegen: Das Suchen nach dem Glanz, dem Schönen, dem Positiven abseits all der alltäglichen Probleme. Dabei lachen sie sich ob der Ratlosigkeit einiger Hörer ziemlich sicher ins gewitzte Aussie-Fäustchen für kleine IDMler.

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