Unterlegt von einem simplen Hip-Hop-Beat im Stile der 90er Jahre verkündet Iggy Azalea, dass sie den Platz, den sie sich im Musikbusiness hart erkämpft hat, so schnell nicht wieder räumen wird, denn „What’s a World with no I-G-G in this, bitch?“ Mit diesem Eingangsstatement lässt die 24-Jährige schon zu Beginn von „Reclassified“ die Stimmen ihrer Kritiker verstummen. Und für all jene, für die die Rapgöre noch unbekanntes Neuland ist, legt sie mit dem autobiografischen Track „Work“ nach. „No Money, no Family, sixteen in the middle of Miami” – Mit sechzehn wanderte sie nämlich aus ihrer Heimat – Mullumbimby in Australien – aus, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück als Rapperin zu versuchen – wie man heute an mehreren Hundert Millionen Klicks auf YouTube sieht, hat sie damit Erfolg.
Kein Wunder, denn Iggy Azalea lässt es in ihren hollywoodreifen Videos ordentlich krachen. Mal verdreht sie im karierten Minirock mit Charli XCX den Jungs auf der Highschool den Kopf („Fancy“), mal bekämpft sie im hautengen Latexanzug – an der Seite von Rita Ora – mit Samurai Schwertern gefährliche Schurken („Black Widow“), und mal gibt sie sich in bunten Stofffetzen, auf Elefanten reitend als indische Bauchtänzerin („Bounce“).
„Reclassified“ ist eine Neuauflage von Iggys Debütalbum „The New Classic“, in dem fünf alte Songs durch neue ersetzt wurden. Die bisher größten Hits der australischen Rapperin sind neben einer guten Auswahl anderer Stücke aber auch auf der neuen Platte zu hören.
Gewissermaßen lebt Iggy Azaleas Musik in einem kunterbunten Popmusik-Haus, das auf einem Fundament aus Hip-Hop gebaut wurde. In raplastigeren Nummern, wie „Rolex“ oder „Dont Need Y’all“ kehrt sie dann zu ihren Wurzeln zurück und legt dabei einen erstklassigen Flow an den Tag.
Obwohl die hellhäutige, blonde und äußerst schlanke Australierin optisch genau das Gegenteil zu Nicki Minaj darstellt, könnten sie sich künstlerisch kaum ähnlicher sein. Beide kommen ursprünglich aus ärmlichen Verhältnissen, teilen eine Vorliebe für farbenfrohe, ausgefallene Outfits und sind mittlerweile äußerst erfolgreich mit ihrer Rap-Musik. Freunde sind sie dennoch keine geworden, denn regelmäßig liegen sich die zwei Stars in den Haaren und ringen öffentlich um den Titel der größten Hip-Hop-Trash-Queen.