Die Londoner Band We Are Shinning bringt mit “Kara” ein Album heraus, das es einem sicherlich nicht einfach macht. Es besteht aus einem Potpourri von verschiedenen Stilen und glaubt man, die Platte verstanden zu haben, wird einem sofort wieder die Tür in eine andere Musikrichtung geöffnet.

Die ersten Klänge sind jedoch vielversprechend. Der Opener “Roas” pulsiert langsam los, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Funk-Kracher und gipfelt schließlich in einer kunterbunten Klang-Explosion. Nicht schlecht für den Anfang. Die Revolution geht weiter. Sei es soulig mit “Not Love” oder fast schon zurückhaltender Minimalismus wie auf “Hey You”.

Man durchschaut We Are Shinning mit der Zeit als einer dieser Bands, die von ihrem Schaffen grundsätzlich als “Kunst” sprechen, aber das ist ja kein Manko. Überhaupt, wenn man schon bei Kunst ist: Die Bilder, die We Are Shining mit ihrer Musik malen, wissen durchaus zu gefallen.

Alleinstehend kommt ein Song wie “In A Moment” zwar ungewöhnlich düster daher, funktioniert im Albumkontext aber erstaunlich gut. Minimalistisch wird es kurz vor Schluss mit “Whirlwind”, und bevor die Lichter ausgehen, gibt es mit “Wheel” noch ein echtes Highlight, weil es den Pop wie kaum ein anderes Stück in der letzten knappen Stunde zelebriert.

Was We Are Shinning mit “Kara” liefern, ist auf den ersten Blick nichts Neues, sondern eine bunte Mischung aus Rock, Psychedelic, Soul, New Wave und normalem Indie-Pop. Alles klingt hier so durchdacht, dass die Songs sich auf Albumlänge zu einer Art Kopfkino entwickeln.

Ein Film gespickt mit Anekdoten aus der vergangenen Zeit, aber durchaus mit der Idee, etwas Neues zu kreieren. Genau so läuft “Kara” ab. Man erkennt viel Gestriges, aber dadurch, dass diese Idee so gut verpackt wird, erkennt man nach mehrmaligem Hören auch etwas Innovation.

Herausgelöste Tracks können leider nicht so überzeugen, wie das komplette Album an einem Stück. Es fehlt deutlich der Wille zur Single. Für wen das jedoch kein Problem ist, der wird sich mit diesem Album anfreunden können, denn der musikalische Kontext des Albums wird immer wieder aufgegriffen und weitergeführt.

Wo ich mir zu Anfang irgendwie deplatziert vorkam, fühlte ich mich schnell umgarnt, angezogen, ja herausgefordert, mich dieser Platte zu öffnen. Denn “Kara” ist komplex, satt und greift sich auch nach langem Hören nicht ab.

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