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Belle And Sebastian – Girls In Peacetime Want To Dance

Schon die ersten jungfräulichen Kontakte mit den Herzens-Folklingen lassen die Fahne für jene himmelhoch heben: Du kennst die bittersüße, harmonisch-abgerundete, märchenhafte Musik der Briten aus alten Zeiten? Willkommen im hartgesottenen Team Belle & Sebastian. Schon der erste Akkord des vor 18 Jahren erschienenen „Tigermilk“ läutete das liebreizende Phänomen „Folkrockpopjippieyay“ ein. Folkrockpopjippieyay? Folkrockpopjippieyay:

Einfühlsam säuselt eine zauberhafte Stimme aus Deinen Boxen. Stuart Murdoch weiß um Deine kleinen und großen Probleme von Welt und webt diese in Melodien ein, welche selbst die triefenden Pessimisten zum Heulen lächeln und die strotzenden Optimisten mit tränenden Augen lachen lassen:

Windschiefe Gefühlslagen, unverstandenes Nerdtum, chronische emotionale Kontradiktionen und pickelige Backfischjahre kleideten sich immer fein in liebliche Folkpop-Phrasen. Vorerst wehte noch eine akustische Brise, welche sich mit dem happenweisen Hang zur Veränderung bei gleichbleibendem Konzept zunehmends verzog.

Und jetzt: Girls In Peacetime Want To Dance. Unverkennbar kann eine Band noch immer nach Band klingen, ohne immerdar das Gleiche durchzukauen. Nach wie vor sind „Belle & Sebastian“ die musikalisch gewordene reinste Definition von Herzallerlieblichkeit. Doch die drückt sich in 2015 Eighties-lastiger aus, als es in allen Vorboten den Anschein hatte.

Das Keyboard hieft man im Probraum vor das Schlagzeug. Die E-Gitarren dudeln ihre Soundflechtereien in gewohnter Manier. Die Harmonien und das hier knackige, dort schleppende Drumming lassen das Ohr wohlig jucken. Elektronische Spielchen verklären den oftmals leicht bitteren Geschmack der Synth-poppigen 80er Jahre, auf welchen noch heute einige Fußtrampler hartnäckig einen Diskofox pressen wollen.

„The Party Line“ reiht sich geschmeidig in die Diskoräumlichkeiten unserer Republik – ein paar Jährchen zurückgerechnet – ein und lässt Dich Deine eingerosteten Rollerblades eifrig hervorkramen. Dafür hauen die Mannen und Frauen um Murdoch euphorisch-genau vier Schläge auf den Boden, Claps animieren nach Beteiligung heischend dazu, Gitarren grooven und Synthies funken, dass sich die Balken biegen.

Spätestens nach „Perfect Couples“ erinnerst Du Dich weiterhin an die verstaubte Diskokugel in den Tiefen des Kellers – diese bringen Belle & Sebastian wieder in all ihren Facetten zum Funkeln. Kurze Gitarrenschnipsel lassen zudem die Dead 60s geruhsam in der Kürze knackiger Gitarren aufleben. Der gute alte Knight Rider sollte weiterhin seine eigene Synthie-Definition zugestanden bekommen – mit einem solchen Prädikat erlärt sich beispielsweise der durchgängig Disko-Beat-geprägte Titel „Enter Sylvia Plath“ von selbst.

Natürlich werden auch gediegene Athmosphärenschübe versprüht wie der Bio-Dünger auf dem Felde. In „The Power Of Three“ findet eine gegenseitige Unterbietung der Instrumentalisten statt,  sich zum Wohle einer ungeheuer sanften Synergie unauffällig hinter gediegenem Streichertum in das Klanggebilde zu mischen und verstecken.

Doch vermehrt scheinen Belle & Sebastian nun die Einflüsse mitzunehmen, welche sie in ihrer Jugend begleitet, bisher aber recht wenig gekümmert haben; Nicht ganz, aber doch irgendwie weg von dem sentimentalen (geliebten) Kram, bei den aber immernoch unverkennbaren Gedankengängen – hier des Hauptcharakters Allie im Synthiegewand.
“Rember the 80’s? / They were something” (Travis – Tied To The 90’s).

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