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Justin Townes Earle – Absent Fathers

Die Bürde der großen Namen hat Justin Townes Earle längst weggesteckt. Sein Vater Steve Earle gab ihm den zweiten Vornamen nach Townes Van Zandt, der zu den besten Singer/Songwritern aller Zeiten gerechnet werden muss. Justin wuchs in Nashville, Tennessee bei seiner Mutter auf, sein Vater verließ seine Mutter als Justin zwei Jahre alt war. Dass Justin Townes Earle sein letztes Album „Single Mothers“ und das neue, nun vorliegende mit „Absent Fathers“ betitelte, darf durchaus als bezugnehmend auf seine Kindheit gesehen werden. Als Teenager und junger Erwachsener verfiel er Drogen und Alkohol. Inzwischen hat er mehrere Reha-Aufenthalte hinter sich und befindet sich wieder auf einem guten Weg, zuletzt hat er geheiratet.

Earle begann in einer Rockband namens The Distributors und einer Bluegrass-Ragtime-Combo, die sich The Swindlers nannte. Zudem war er als Gitarrist und Keyboard-Spieler mit der Touring Band seines Vaters (The Dukes) unterwegs. 2007 war es dann so weit und Justin Townes Earle veröffentlichet die EP „Yuma“, der er 2008 sein Debütalbum „The Good Life“ folgen ließ. 2009 tourte er mit Gillian Welch & David Rawlings, Old Crow Medicine Show und den Felice Brothers. Im gleichen Jahr erschien sein zweiter Longplayer “Midnight At The Movies” und Justin erhielt einen Americana Music Award.

2010 kam das Album „Harlem River Blues“ heraus, für den Titelsong bekam er einen Americana Music Award in der Kategorie `Song des Jahres`. Nicht minder erfolgreich war seine Platte von 2012 „Nothing’s Gonna Change The Way You Feel About Me Now“, die in der Jahresendabrechnung des amerikanischen Rolling Stone Platz 37 belegte. 2014 dann „Single Mothers“, das gleichzeitig mit „Absent Fathers“ aufgenommen wurde, beide waren ursprünglich als Doppelalbum geplant. Justin Townes Earle kam jedoch zu der Einsicht, dass jede Platte eine eigene Identität hatte und so kam es zu den gesplitteten Veröffentlichungsterminen.

Mit „Absent Fathers“ ist Earle ein sehr schönes Singer/Songwriter-Americana Album gelungen, das gemeinsam mit „Single Mothers“ durchaus als Doppelalbum Sinn gemacht hätte. Es erscheint nun auch, zumindest in der Vinyl-Version, als selbiges. Vielleicht werden die zwei Platten in einigen Jahren als wegweisende und kathartische in seiner Karriere bewertet.

Die Songs auf „Absent Fathers“ sind etwa zur Hälfte im langsamen, verschleppten Tempo und einige Arrangements reduziert auf Akustikgitarre, Pedal Steel und Gesang. Die Titel mit Bass und Schlagzeug ziehen meistens im Tempo etwas an und sorgen so für einen abwechslungsreichen Spannungsbogen.

Besonders an Herz und Nieren gehen jene balladesken Americana-Stücke, die Justin Townes Earle mit viel Leidenschaft und Herzblut intoniert. Wenn dann dazu die Pedal Steel jault oder weint, kann schon mal die eine oder andere Träne fließen. Earle beherrscht glücklicherweise die Kunst, Sentimentalitäten und seelische Befindlichkeiten kitschfrei zu servieren. Lieder wie „Why“, „Day And Night“, „Slow Monday“ und „Looking For A Place To Land“ können es sogar mit den besten eines Ryan Adams aufnehmen, Earle nähert sich dessen Meisterklasse nach und nach an. Folglich befindet sich Justin Townes Earle auch mit seiner Musik auf einem mehr als guten Weg!

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