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Katzenjammer – Rockland

Die New Yorker! In ihrem “World Happiness Report” halten sie höchst wissenschaftlich fundiert fest: Die glücklichsten Menschen, die leben in Nordeuropa. Kleine Senf-Prognose am Rande dazu: anheizende Indikatoren mögen unter anderem Bands à la Kakkmaddafakka, Miss Li oder aber Katzenjammer sein, welche mit himmelhoch jauchzender Laune, fein unpolitischen Themen und wahren Hummelmelodien ein Lächeln ins Gesicht und einen fiesen Kater in die Tanzmuskeln zaubern.

Zumindest Katzenjammers Alben Numero 1 und 2 hauten ausdauernd in diese ausgelassene Wohlfühl-Kerbe. „Rockland“ hingegen schummelt und druckst sich recht elegant daran vorbei. Die frisch aufgenommene Platte der vier Norwegerinnen wirft unweigerlich die Frage auf: Sind die fröhlichen Multiinstrumentalistinnen – bekannt für hibbelige Allround-Melodien mit Arschschwinggarantie – erwachsener, gar gediegener geworden?

Die Lösung: Weder ihre Philosophien, noch ihre Performances sind gealtert, sehr wohl aber das Songwriting der Damen. Hat es Dich früher keinen „Le Pop“-Lollipop-Takt lang auf dem popogewärmten Sitz halten können, so lassen Dich dort nun ganze Lieder faulenzend verharren. Hast Du noch zum „A Kiss Before You Go“-Zweitling in maritimer Manier geschunkelt, tippt heute Dein Fuß recht schüchtern auf das Tanzparkett: Statt wilder Durcheinanderwirbelei halten gediegene Refrains und weit weniger BPM in das neue Material Einzug.

Man stelle nur etwa die frische Single „Lady Grey“ an den Innovations-Pranger: Nach wenigen Augenblicken weißt Du diese intuitiv in beliebige Vierer-Akkord-Folgen der Sorte Songfabrik einzuordnen oder gar mit Milows „You And Me (In My Pocket)“ zu vergleichen. So wit, so gut: Nach dem Durchdringen lieblicher bekannter Versschnipsel stößt Du voller Karacho auf einen fast schon unheimlich Girlband-angehauchten Refrain, der Dich voller Enthusiasmus in die späten 90er zurückversetzt – eben jene Zeit, zu der Du nur in Deinen unzurechnungsfähigsten Phasen gerade so erhobenen Hauptes stehen kannst.

Der Sachverhalt ist bei weitem kein Verbrechen – nur ein kleiner Wehmutstropfen, wenn als Vergleich die bisherigen brillanten Schöpfungen Katzenjammers im Köpfchen kreisen. Stattdessen werden diese Vorgänger von eiserner Kadenztreue, yeah-yeah-baby-Gesängen im Hintergrund und allglatten Harmoniesäuseleien bei weniger exotischen Instrumentalwagnissen abgelöst. Der sonst recht frische Katzenjammeranstrich, welcher sich stets über verrückte Zitatanleihen, nicht aber der völligen Übernahme derer definierte, bröckelt etwas.

Thematisch wandeln die Norwegerinnen noch immer auf den vagen Pfaden der scheinbar niedlichen Gedankengänge von Frau – unbeschwert, offen und entwaffnend herzlich. Zwar erscheint „Rockland“ als mit viel Weichspüler durchsetztes Material im 600er Schleudergang – dennoch ist auch der Drittling des quirligen Quartetts definitiv eines der Alben, die als wertvoller Indikator für glückliche Menschen dienen – wenn auch ohne Muskeltkatergarantie.

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