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The Decemberists – What A Terrible World, What A Beautiful World

Vier Jahre mussten wir warten, bis The Decemberists uns wieder neues Material abliefern. Ihr Vorgängeralbum “The Kings Is Dead” war kommerziell gesehen ihr Durchbruch, Platz eins in den US-Charts und Grammy-Nomminierung für den Song “Down By The Water”. Natürlich wird es jetzt schwierig, dies zu überbieten, nein – es wird eigentlich unmöglich sein. Mit “What A Terrible World, What A Beautiful World” liefern sie uns jetzt das berühmte “Stagnation auf hohem Niveau-Album.” Die wunderschönen Melodien gepaart mit einzelnen Ausbrüchen, alles ist wie gewohnt vorhanden.

The Decemberists klingen dabei noch immer wie der Kompromiss aus Will Oldham und The Shins. Nahezu perfekt entwerfen sie sanfte Songs mit softem Beat und seichter Akustikgitarre, die manchmal ausbrechen, laut und lauter werden, bis sich das Schlagzeug überschlägt und die Gitarre losschrammelt. Das traurig-schöne “Philomena” ist so eine Nummer, die mit Frauenchor und Rassel daherkommt.

Die 14 Tracks von “What a Terrible World, What a Beautiful World” hinterlassen ein stimmiges und durchwegs positives Gefühl, laden mit Eingängigkeit zum Mitsingen ein und fließen unschuldig dahin, ohne den Hörer allzu sehr zu fordern und zu beanspruchen. Diese Leichtigkeit gründet jedoch nicht auf der Oberflächlichkeit, welche dem Genre Folk allzu oft anhaftet. “What A Terrible World, What A Beautiful World” hält durchaus auch dem Blick in die Tiefe stand und offenbart dabei ein filigranes und detailverliebtes Songwriting, welches beim ersten Hören noch nicht erahnt werden kann.

Die Arrangements sind breit und warm ausgelegt. Der hintergründige Aufwand ist mit einem großen Schwung an bunten Instrumenten garniert und sogar noch größer als zuletzt. Es regieren Indie, Folk, Country und Americana. Nicht so konsequent wie auf der genannten Zusammenstellung, dafür näher einer hymnischen und harmonischen Popmusik. So hört man vor allem im Anfangsbereich von “What A Terrible World, What A Beautiful World” die Diskrepanz zwischen dem naturgemäß Organischen und dem überlegt Komponierten. Heißt: Die festen Arrangements beißen sich mit den Sekunden, in denen Colin Meloys Stimme frei und luftig daherkommt, fest, ganz so, als renne man aneinander vorbei.

Mit “Lake Song” und “The Wrong Year” finden sich auch zwei schwache Tracks, die einen anderen aktuellen Konflikt der Band offenbaren: Schnell sind sie ohne Spannungsaufbau beim Höhepunkt. Mit simplen Melodien schreiten sie flink nach oben, ohne einer mitreißenden Melodie entgegenzustreben. So rasant dieser Höhepunkt erreicht ist, so schlagartig ist er auch schon wieder vergessen.

Die großen Themen des Albums sind die Erfahrung von Liebe und Verlust, das Schwelgen in Erinnerungen und das Bedauern. Diese werden in derselben süßlichen Bitterkeit, die auch schon die früheren Alben auszeichnete, dargeboten. Es geht um komplizierte Freundschaften und verbotene Liebe. Eine glanzvolle Zeit, wenn auch die Erinnerungen vielleicht nicht gerade glamourös sind.

Achtet man auf die Lyrics, fällt einem ein großer Kontrast auf: Diese sind nämlich, typisch Decemberists, eher düster, während das Album auf musikalischer Seite eines ihrer hellsten und fröhlichsten bislang ist. Das ist zwar einerseits irritierend, andererseits funktioniert das Album so auf verschiedenen Ebenen in ganz unterschiedlicher Weise.

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