Das einzige, was den Berliner Club Prince Charles am Konzertabend von All We Are noch von einer Sauna unterschied, war die Temperatur im Raum. Im direkten Vergleich lag diese noch weit unter dem Brutzelfaktor. Ansonsten qualmte und dampfte es an allen Ecken und Enden. Die Nebelmaschine pumpte in regelmäßigen Abständen fröhlich immense Rauchschwaden in die Luft.
So viel, dass irgendwann das gesamte Innere einer leicht verschwommenen, grauen Suppe glich, die das Trio All We Are selbst auf der Bühne wärmstens umschlang. Dort allerdings mit intensiver, roter Beleuchtung als sphärische Untermalung. Zum ersten Mal reisten die drei in Liverpool beheimateten Musiker als Headliner nach Berlin, um dort ihr selbst betiteltes Debütalbum „All We Are“ vorzustellen.
Zuvor schnupperte die Band bereits im letzten Jahr als Support von London Grammar und auch Warpaint Tour-Luft. Während der DJ vorab der Show fleissig das zahlreich erschienene Publikum Song um Song mehr in Richtung Bühnenraum zog, bevölkerten die hart gesottenen Zuschauer noch bis kurz vor Beginn des Konzerts die Bar, um den trockenen Kehlen etwas entgegenzusetzen. Für den Rest des Abends wurde schließlich im Kollektiv Kunstnebel auf höchstem Niveau inhaliert.
Man konnte es bereits am flotten Gang der Band auf die Bühne erahnen – All We Are vermittelten ganz den Eindruck sie würden nichts lieber tun als endlich mit ihren Instrumenten loszulegen. Und das taten sie dann auch eingespielt wie ein Team, das besonders über die letzten Monate hinweg einiges an Bühnenerfahrung gesammelt haben dürfte. Die Sicht blieb zwar bis zum Ende durch den künstlich grauen Dunst eingeschränkt, die gute Akustik bügelte diesen kleinen Dämpfer aber im Handumdrehen aus.
Guro Giklings Bass summte angenehm warm über die von Richard O’Flynn am Schlagzeug erzeugten Rhythmiken, die schließlich vom Gitarrist Luis Santos durch atmosphärisch-behagliche Akkorde ergänzt wurden. Jedes Bandmitglied absorbierte dabei scheinbar mühelos die entstandenen Klänge der anderen, ließ sich zeitweise aber auch immer wieder für einen Moment lang mit geschlossenen Augen in die eigene mentale Zone zurückfallen.
Die Songs des Debüts wirkten in ihrer Fülle über das Set verteilt wunderbar kohärent und verführten die Anwesenden zum Tanzen. Selbst die Cover-Version von Caribous „Can’t Do Without You“ verschmolz auf harmonische Weise mit dem bandeigenem Material, das sich stets sanft groovend heran pirschte und auch auf gesanglicher Ebene Einlass ins behagliche All-We-Are-Nest bot, in das die Fans nur allzu gerne hinein hüpften. Die Band hält, was sie verspricht – utmost good.