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Grant Nicholas – Live im Privatclub, Berlin

Zwar veröffentlichte Grant Nicholas bereits im letzten Sommer sein Solo-Debüt “Yorktown Heights”, doch von einer Tour war vom Feeder-Sänger, zumindest zu diesem Zeitpunkt, weit und breit nichts zu sehen. Diese offene Rechnung beglich Nicholas dafür nun mit einer Hand voll Shows, die ihn unter anderem in den Berliner Privatclub führte. Dieser blieb an diesem Abend die ganze Zeit über in tiefrotes Licht gehüllt und bot mit den hübsch auf der Bühne platzierten Lichterketten rund um die Instrumente herum schon beinahe einen lauschigen Wohnzimmercharakter.

Gastgeber in diesem Raum war Nicholas, der ohne jegliche Anstrengung durch den Abend führte und dabei sowohl Songs aus seinem Soloalbum als auch seiner im April kommenden EP “Black Clouds” servierte. Auf beiden fällt die Geschmacksrichtung deutlich weniger scharf gewürzt aus als man es von den rockigen Klängen seiner Hauptband Feeder gewohnt ist. Dementsprechend trug Nicholas über weite Strecken der Show seine Akustik-Gitarre um seine Schultern geschnallt und tastete sich ebenso zaghaft an seine Songs heran wie die Schatten, die sich um die dezenten Lichtquellen legten.

Um den im Flanellhemd tragenden Nicholas geschart, trugen drei weitere Musiker dazu bei, dass die meist akustisch gehaltenen Songs nicht allzu spärlich instrumentiert ausfielen. Jedoch immer nur so weit, dass der Gesang dabei nicht unter einer Sounddecke begraben und die allgemein idyllische Atmosphäre gestört wurde. Allein die humorvollen Ansagen durchbrachen die klangliche Harmonie und verhalfen dazu die leicht aufkommende musikalische Schwere kurzzeitig in die entgegengesetzte Richtung zu locken.

So berichtete Nicholas unter anderem scherzhaft von seinem kulinarischen Ausflug in die deutsche Küche am Vorabend des Konzerts, bei dem er die Köstlichkeiten auf den Band-Tellern anpries, und erinnerte sich mit viel Liebe zum Detail verbal an längst vergangene Tour-Momente, in denen er es gewagt hatte als Support von U2 den heiligen Bühnensteg von Bono abzuschreiten, was dazu führte, dass dieser für alle noch ausstehenden Shows zu einer absoluten Tabu-Zone für ihn erklärt wurde.

Mit insgesamt wenigen Mitteln gelang es dem Singer-Songwriter das Publikum musikalisch für sich einzunehmen und gleichzeitig mit lockeren, spontanen Ansagen für sich zu gewinnen, so dass er bisweilen selbst den Eindruck hatte sich verbal ein wenig zurücknehmen zu müssen. Einen Grund zum Schweigen gab es für ihn allerdings nicht. Im Gegenteil, denn die Fans, die teilweise sogar aus dem Ausland angereist waren, um ihn zu sehen, forderten dem Applaus nach zu urteilen einen Song nach dem anderen ein.

Ausserdem nutzten sie die zwischenzeitlichen mehr zum Up-Tempo tendierenden Songs wie “Black Clouds” oder auch “Joan Of Arc” dazu die anfängliche Stille des Sets gegen etwas mehr physischen Bewegungsdrang einzutauschen und genossen es offensichtlich mit Nicholas zu kommunizieren. Dieser schien auf der Bühne auch völlig in der Rolle des Unterhalters aufzugehen und machte keinen Hehl daraus dank der positiven Reaktionen unbeirrt und leidenschaftlich auch Songs zu spielen, deren musikalische Umsetzung noch nicht bis ins kleinste Detail von der restlichen Band verinnerlicht waren.

Doch besonders diese sympathische, wenn auch nicht perfekte, Spielweise trug zum Charme eines Abends bei, der auch gar nicht beabsichtigte völlig durchgeplant zu sein, was schon anhand der teilweise improvisierten Setlist deutlich wurde. Oftmals hinterlassen Solo-Abenteuer dieser Art einen bitteren Nachgeschmack, Nicholas hingegen vermochte es diesen gekonnt zu umgehen und wird im Sommer dann hoffentlich für ein paar Festival-Shows erneut den Weg nach Deutschland antreten.

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