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Marika Hackman – We Slept At Last

Wer Vorurteile gegenüber musizierenden Models hat, sollte jetzt unbedingt weiterlesen und vor allem das Debütalbum von Marika Hackman, Singer-/Songwriterin aus Brighton hören. Hackman stand bereits für Burberry und andere Edelmarken vor der Kamera. Ihre ehemalige Mitschülerin, Star-Model Cara Delevingne ist auch heute noch ihre beste Freundin – als Teenager spielten die beiden in einer Band und coverten am liebsten Songs von Nirvana. In besagter, kurzlebiger Band saß Marika übrigens am Schlagzeug, die heute von ihr so meisterlich gespielte Gitarre überließ sie Delevingne.

Dass Marika sich nicht nur auf ein hübsches Gesicht verlassen kann, sondern vor allem auf ihr musikalisches Talent, liegt an der Erziehung ihrer Eltern: Diese verboten nämlich ihren Kindern das Fernsehen und ermunterten sie zum Musikhören und -machen. Ergebnis: Marikas Bruder ist ein namhafter House-Producer geworden, sie selbst weckte mit ihren bisherigen drei EPs (“That Iron Taste”, “Sugar Blind”, “Deaf Heat”) enormes Interesse bei Kritikern und Fans.

Die Zeitschrift NYLON bezeichnete sie – nicht zuletzt wegen ihrer überraschend dunklen Stimme – als “the lovechild of Nico and Joanna Newsom”. Ein anderes Magazin bescheinigte Hackman, sie würde Folk neu definieren. “We Slept At Last”, das kurz vor Marikas 23. Geburtstag erscheint, löst diese Vorschusslorbeeren voll und ganz ein:

Zuerst fällt auf, dass Hackman wirklich fleißig ist, denn alle Stücke sind neu, kein einziger der 13 EP-Songs ist auf dem Album gelandet. Die Vorliebe für düstere, kontemplative und dabei vielschichtige Kompositionen hat sie beibehalten, weiterentwickelt und verfeinert: Die Songs sind zurückhaltend, beinahe minimalistisch, wirken beim ersten Höreindruck zart und leise – und schillern doch vor Details und Abwechslungsreichtum.

Marika Hackman ist eine selbstbewusste Künstlerin: Die Vergleiche mit Joanna Newsom und anderen New-Folk-Größen haben sie nicht eingeschüchtert, auf “We Slept At Last” findet sie zu ihrem unverwechselbaren eigenen Stil. Sie mischt Indie-Folk mit psychedelischen Elementen, bringt aber auch mal schwungvollen Drive wie bei der großartigen Single “Animal Fear”; sie kann zerbrechlich und traurig wirken und die Gitarre regelrecht weinen lassen wie im wehmütigen “Skin”, in “Open Wide” zitiert sie hingebungsvoll ein Nirvana-Riff und verweist so auf ihre ersten musikalischen Schritte in Delevingnes Band.

Produziert wurde das Album von alt-J‘s Charlie Andrew, der Marika Hackmans Musik genügend Luft zum Atmen lässt – kein Firlefanz (außer zauberhaft geschichteten Gesangsspuren) belastet Hackmans melancholische Folk-Vision, die im besten Sinne zeitlos wirkt.

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