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Palma Violets – Danger In The Club

Die gute Nachricht zuerst: Palma Violets haben den Hype um sie weitgehend unbeschadet überstanden. Vor zwei Jahren war das junge Londoner Quintett die lang ersehnte neue Brit-Rock-Sensation; Samuel Thomas Fryer, Alexander “Chilli” Jesson, Jeffrey Peter Mayhew, William Martin Doyle und Paul Band wurden als Nachfolger von Oasis, Libertines, Babyshambles etc. gehandelt – und zwar noch bevor Palma Violets ihren ersten Tonträger veröffentlicht hatten.

Richtig los ging es, als dieser dann draußen war: Der NME kürte die erste Single “Best of Friends” zum Song des Jahres 2012, ein namhafter Radiomoderator ernannte das Debütalbum “180” zur Hottest Record of the World und die Mädchen standen auch drauf – es hätte nicht besser laufen können für Palma Violets. Aber wie das so ist mit Hypes: Irgendwann flaut die Begeisterung ab und die Presse wendet sich dem nächsten heißen Scheiß zu.

Und Palma Violets? Machten sich an die Arbeit zur zweiten Platte, die jetzt erschienen ist: “Danger In The Club” heißt sie und führt die Linie von “180” bruchlos weiter. Die Band lässt sich nicht beirren und macht keine Experimente. Der Garagenbeat-Pubrock-Mix des Erstlings ist nach wie vor ihr Ding, und – das ist jetzt wahrscheinlich die weniger gute Nachricht – auch mit “Danger In The Club” werden Palma Violets nicht die neuen Oasis.

Aber mal ehrlich: Die ewige Suche nach den neuen x oder y ist ohnehin nutzlos und jungen Bands gegenüber unfair. Was dabei nämlich glatt untergehen könnte, ist die Erkenntnis, dass Palma Violets einen sehr prägnanten, eigenen Stil haben – der sich natürlich an den genannten großen Vorbildern und noch wesentlich älteren Garagen- und Prä-Punkbands orientiert.

Samuel Thomas Fryers Stimme ist von ale-getränkter Rauhbeinigkeit, die ihn wesentlich älter erscheinen lässt als er aussieht bzw. tatsächlich ist. Die Musik ist zwar gitarrendominiert, lässt aber auch Platz für die Orgel und freakige Keyboards-Einsätze. Rock ist die Klammer, aber nicht das Korsett für Palma Violets-Stücke, was man beim sixties-inspirierten “Peter The Gun” gut nachvollziehen kann: Der Song wechselt mittendrin mehrfach Tempo und Stimmung, Rockgitarren, hymnischer Refrain und ein Hollies-Melodiefaden sind keine Gegensätze, sondern ergeben ein verrücktes Ganzes. Ein Stück wie “Hollywood I Got It” zeugt von bestem britischen Humor, “Walking Home” oder “Matador” sind ein bisschen wehmütig, lassen aber auch durchschimmern, dass bei einer ordentlichen Half Pint die Welt schon wieder freundlicher aussieht.

Palma Violets verschleudern ihre Energie nicht auf der Suche nach der großen Stadionhymne – im Pub erkennt man die Leute wenigstens, die deine Texte mitgrölen.

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