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Best Coast – Live im Bang Bang Club, Berlin

Die leicht graue Atmosphäre und kühlen Temperaturen im urbanen Berliner Nachtleben hatten doch von Anfang an keine realistische Chance gegen die von Best Coast auf ihrem neuen Album “California Nights” besungenen kalifornischen Nächte voller Magie. Schon gar nicht die Finsternis des Bang Bang Clubs im Kellergewölbe, in dem das Duo für ihr einziges Deutschland Konzert die Zelte aufschlug. Vielleicht war es aber gerade dieser Kontrast zweier Metropolen, der die Sehnsucht des Publikums nach eben jener Schönheit Kaliforniens weckte.

Obwohl der Startschuss zum Konzert für Berliner Verhältnisse recht früh fiel, blieb schon einige Zeit vorher kaum noch der geringste Platz übrig, um das Geschehen auf der Bühne ohne ein extrem eingeschränktes Sichtfeld zu verfolgen. Spätestens ab der Mitte des Clubs war es vorbei mit jeglichen visuellen Eindrücken und man musste sich allein mit den akustischen Reizen begnügen, sofern man nicht kippelnd auf einem Barhocker balancierte oder einen Pfeiler umarmte, an dem man noch ein paar Zentimeter weiter nördlich hochrutschen konnte.

Einmal von den physischen Herausforderungen abgesehen, die sich allein auf das optische Vergnügen bezogen, blieben die dicht an dicht gedrängten Fans während der Show ohne allzu viel Regung an ihrem jeweiligen Platz stehen, schlossen aber immer mal wieder selig die Augen, um sich vom sonnengetränkten Sound der Band einfangen zu lassen. Und dieses Geschenk machten Sängerin Bethany Cosentino und Gitarrist Bobb Bruno ihren Anhängern gerne.

Am liebsten, indem sie ihren Instrumenten unaufhörlich, wie beim Surfen in ihrer Heimat, eine Welle nach der anderen in Form von sommerlichen Vibes entlockten. Dazu blieb Bethanys Stimme stets klar und sehnsüchtig, auch wenn der Sound gelegentlich sein liebliches Angesicht zugunsten von verstärktem lo-fi Gitarrenrock abstreifte. Mit insgesamt drei Gitarristen auf der Bühne war die versteckte Ansage der Band deutlich den auf den ersten Blick süßen Charakter ihrer Songs zumindest live ein wenig Abreibung zu verschaffen.

Die jeweiligen Wallemähnen der beiden Kalifornier schwangen Song für Song im Takt mit und umrandeten die konzentrierten Gesichter des Duos im Schummerlicht, das den Surf-Schrammel-Pop den Abend über begleitete. Schade nur, dass die Versuche nicht so recht gelingen wollten das sehr homogene Klangbild einmal länger als ein paar Sekunden zu unterbrechen. Die auf den Alben zum Vorschein kommenden Nuancen des Songwritings hatten es schwer sich im Live-Kontext zu behaupten.

Mit dem Resultat, dass man zwar friedlich in diesem einheitlichen Kosmos waberte, aber auf Dauer eben leider auch den Drang verspürte ab und zu ein wenig aus diesem herausgerissen zu werden. So wirkten die Stücke teilweise wie immer wiederkehrende Sequenzen, die zwar qualitativ gut, aber in der Summe zu unaufgeregt und gleichförmig an die Ohren der Zuschauer drangen. Zum Finale konnte die Band mit “Boyfriend” den gewonnenen Eindruck ein wenig besänftigen, blieb sich aber leider über weite Strecken die benötigte Abwechslung schuldig, um den Konzertabend über das Mittelmaß empor zu heben.

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