Für die bekannt emsigen Hot Chip-Produktionsverhältnisse kommt es mit nur drei Jahren Abstinenz recht spät, das Album Numero sechs. Doch keine Panik: Das Londoner Dance-Pop-Kollektiv sammelt auf der Strecke einmal mehr den gewohnten Eigengroove der letzten Jahre ein. Das neu auf den Musikmarkt geschmissene “Why Make Sense?“ ist von der gewohnten Hot-Chip-Marke geprägt – und doch ein Quäntchen anders.
Anscheinend will gut Ding eben diese drei Jahre Weile haben, so passend glänzen die neuen Facetten der zehn Tracks des Quintetts – und das nicht nur in 501 Shades of Albumcovers: Den sinkenden CD-Verkäufen wirken die Herren mit individuell daher stolzierendem haptischen Gut entgegen, welches je nach Albumcover in 501 verschiedenen Farben variiert. Doch was soll die Schale, auf das Innere kommt es an:
Und das kann sich einmal mehr sehen lassen. Aufregender Dance-Pop meets gediegenen House meets tänzelnden Funk. Alexis Taylors Falsettgesang legt sich wie eh und je über jegliche Schichten, die seine Mitspieler ihm im stimmigen Einklang vor die Füße werfen. So weit, so gut: Das kennen und lieben wir seit jeher an Hot Chip. Eben das zugehörige Angebot sieht jedoch weitaus greifbarer denn zuvor aus: weniger stupide Maschine, mehr affektgeiler Mensch. Vom Tuten und Blasen haben die Londoner nach wie vor Ahnung, doch sie verzichten auf das übertriebene Beweisen dessen. Zwar tauchen jegliche Songs noch immer abgrundtief in das triefende Funk-Fass ein, heraus kommen nun jedoch weitaus weniger synthetische Anleihen der Musiker.
Nicht nur „Started Right“ beweist, dass sowohl akzentuierte Gitarren, als auch Streich- und Blastupfer sich großartig in einer Produktion mit elektronischem Anspruch bewegen können. „Love Is The Future“ protzt weiterhin mit dem Können stockend-groovender Breakbeats nebst einem Überraschungsrapsahnehäubchen De La Souls, sowie schmalziger Sphärenschiebereien von Synthies und Stimmen für den ultimativen Liebeskitsch („Our love is the future/ I thought we should never see/ Let’s move to the future/ Where you can connect with me“). Eben diese recht oft auftretenden kleineren und größeren Kitschmomente sehen sich von der akuten Tanzwut, welche das Album frech provoziert, zumeist weggefegt.