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Bang Gang – The Wolves Are Whispering – Gut gestylte Melancholie

Bang Gang-Alben kommen selten, aber sie kommen. Vor zwanzig Jahren noch als Trio gegründet, ist Bang Gang seit 1999 nur noch das Solo-Projekt von Bardi Jóhannsson. Und immerhin sieben Jahre Zeit ließ sich der 39-jährige Isländer für sein viertes Album „The Wolves Are Whispering“.

Allerdings kann man auch nicht sagen, dass er in dieser Zeit müßig auf Inspiration wartend in der Ecke rumgesessen hat. Eher im Gegenteil. So schrieb Jóhannsson Musik für gut dotierte Werbespots, komponierte mehrere Filmmusiken, hat Theatermusik gemacht und Konzerte mit Orchester aufgeführt. Und nebenbei betreibt er mit Sängerin Keren Ann auch noch das Duo Lady & Bird und mit Jean-Benoit Dunckel von Air das Projekt Starwalker. So gesehen, wundert dann die lange Bang Gang Pause wiederum nicht mehr.

Stellt sich natürlich die Frage, wie Bardi Jóhannsson Bang Gang weiterentwickelt hat. Anscheinend hat seine Filmmusikarbeit noch stärker abgefärbt. Denn während auf dem Vorgänger „Ghost From The Past“ noch ein paar griffigere Songs zu finden waren, legt er jetzt einen deutlicheren Akzent auf das Erzeugen von Atmosphäre. Vom Sound her bleibt er sich dabei treu. Worte wie melancholisch, elegisch, dunkel, introvertiert, ernst und filmisch, mit denen seine Musik schon früher beschrieben wurde, treffen auch diesmal zu. Und auch der Popanteil, mit dem er seine Stücke bislang vor dem kompletten Versinken in melancholische Düsternis bewahrt hat, ist noch vorhanden.

Tempomäßig wird es nicht allzu rasant. Nur bei „Out Of The Horizon“ und „Silent Bite” drückt Bang Gang etwas mehr auf das Gaspedal. Interessanterweise erinnern beide Stücke an Shoegaze/Indie aus den Achtzigern. Man kann sich die meisten Stücke gut als Bestandteil von Film-Soundtracks vorstellen. So würde das ernste „Sabazios O“ in einem gut gestylten, dramatischen Film garantiert seine Wirkung entfalten.

Zuweilen wünscht man sich allerdings schon etwas mehr Song statt Atmosphäre. So ist das streicher-begleitete „My Special One“ zwar nett stimmungsvoll, bleibt aber über seine vier Minuten auch recht überraschungsarm. Der Albumcloser „We Will Never Get Along“ erschlägt einen dann schon fast wieder mit seinem dunklen Pathos. Sollte man definitiv nicht hören, wenn man gerade einen Beziehungscrash oder ähnliches hinter sich hat. Etwas ermüdend ist auf Dauer auch Bardi Jóhannssons immer zurückgenommener, nicht übermäßig dynamischer Gesang. Umso erfrischender kommt es dann, wenn er wie auf „Silent Bite“ das Mikrophon Ladytron-Sängerin Helen Marnie überlässt. Für mich eines der Highlights auf dem Album.

Man wird für „The Wolves Are Whispering“ möglicherweise ein paar Höranläufe brauchen. In jedem Fall weiß Bardi Jóhannsson, was er macht. So ist zum Beispiel der Opener „The Sin Is Near“ mit seinem markanten The Cure Baritongitarrenhook, schon eine ziemlich gute Neo Trip-Hop-Nummer. Und „Lonely Bird“ legt eine interessante Steigerung hin, die einen über acht Minuten dabei bleiben lässt.

Alles in allem nicht gerade ein Album für die Gute Laune-Momente im Leben. Aber es gibt ja auch die anderen. Und da hat „The Wolves Are Whispering“ garantiert seinen Effekt. Das Timing der Veröffentlichung ist allerdings auch nicht ganz so ideal. Denn entsprechend dem Grauschwarz des Covers, wäre es stimmungsmäßig wohl eher etwas für den Herbst. Aber Moment mal …! Ok, deutsche Sommer sind dann wieder ein anderes Thema.

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