Ein steter Garant für ausgelassene Stimmung, mitgrölende Menschenmengen und wild umher schwingende Extremitäten sind die Dropkick Murphys allemal, nicht erst seit ihrem Hit „I’m Shipping Up To Boston“ von 2005.
Dabei wird die Band um Sänger Ken Casey selbst nach fast 30 Jahren Bandgeschichte nicht müde, ihre politisch und gesellschaftlich motivierten Themen anzusprechen. Die Band darf sich inzwischen zum Kulturgut der Arbeiterszene zählen, mit ihrem irisch inspirierten Punksound haben sie von Massachusetts aus die Welt erobert.
Auch der mittlerweile 13, selbstlos betitelte, Longplayer „For The People“ macht hier keine Ausnahme. Ob soziale Themen wie Ungerechtigkeit und Ausgrenzung oder der Aufruf zum Marsch gegen die Eliten („Who’ll Stand With Us?“), die Dropkick Murphys bleiben ihren Inhalten und Anhängern treu.
Die dürfen sich auf Gastauftritte von Ex-Sänger Al Barr , Bruder im Geiste Billy Bragg, The Scratch und den Mary Wallopers freuen.
Musikalisch bietet das Album gewohnte, mitreißende Kost zwischen Punkattitüde, irischem Folk und Working-Class Refrains. Der allgegenwärtige Dudelsack knödelt dabei als stilbildendes Element, während man den Eliten den Mittelfinger entgegenreckt.
„Longshot“ zupft die Mandoline und sorgt mit The Scratch für mehrstimmige Refrains und verblassende Träume. So sinniert man, „People like you and I were never meant to achieve their dreams“ und bringt mit „The Big Man“ gleich den richtigen Streiter für die gerechte Sache ins Spiel.
„Chesterfields And Aftershave“ zeigt sich dem Folk zugewandt und setzt die Massen in Bewegung, schwelgt in Erinnerungen und klopft sich selbst auf die Schulter.
Die Mary Wallopers hängen sich mit ran und bringen mit „Bury The Bones“ die Stimmung an den irischen Wurzeln zum Siedepunkt. Den Dudelsack zur Seite legt „Kids Games“, das mit treibenden Drums und abgegriffenen Punkriffs anders für ausgelassene Stimmung sorgt.
Als vermeintlicher Höhepunkt kommender Festivals mag sich wohl „Sooner Kill ‚Em First“ erweisen, das die Klaviatur des Celtic Punk mit allen Stilmitteln bedient und dabei Ken Casey zu Höchstleistungen antreibt, was live sicher eine ganze Meute mit einstimmen lassen wird. Die losgelassene Dynamik des Songs tut sein Übriges dazu, einen perfekten Stimmungssong kreiert zu haben.
Da verzeiht man auch das rumpelige „Fiending For The Lies“ und „Streetlights“, die sich trotz mitreißendem Chorus wenig leuchtstark erweisen.
Doch die folgenden Gastmusiker entschädigen dafür. „School Days Over“ trieft mit Pathos, doch das Duett von Ken Casey und Billy Bragg macht Laune und bereitet auf die Rückkehr von Al Barr vor, der mit „The Vultures Circle High“ sich nicht am Kadaver seiner selbst labt. Stimmlich unverkennbar duelliert er sich mit Casey um den mehrstimmigen Chorus und steigert die Nostalgie unter den mehrere Generationen umfassenden Fans der Kultband.
Abschließend verneigt sich die Band vor dem verstorbenen Shane MacGowan von The Pogues, der mit „One Last Goodbye“ geehrt wird. Das ist ehrlich irisch, „be easy and free and have One for me“, beschwört die Trinkfestigkeit und die Männerfreundschaft.
„For The People“ erscheint am 04. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA. Ein Datum, das wohl nicht ohne Grund gewählt wurde und die politische Motivation der Dropkick Murphys nur untermauert.